Es sind alarmierende Zahlen: In den vergangenen zehn Jahren hat in Baden-Württemberg beinahe jeder achte Kfz-Betrieb geschlossen. Das besagt eine Studie der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen "e-mobil BW".
Vor einem Jahrzehnt zählte die Branche in Baden-Württemberg noch 4.300 Betriebe, heute sind es nur noch rund 3.800. Von dem Schwund betroffen sind nicht nur klassische Autohäuser für Neuwagen und Gebrauchte, sondern auch Servicewerkstätten.
Krise der Autobauer in Baden-Württemberg kommt im Kfz-Handel an
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Der Autohandel hat mit denselben Problemen zu kämpfen wie die Autohersteller: Sinkende Absatzzahlen bei den Marken bedeuten zurückgehende Verkaufsabschlüsse bei den Händlern in den Autohäusern.
Weil Neuwagen momentan so teuer sind, spielt der Gebrauchtwagenmarkt eine immer größere Rolle für die Unternehmen. Nachgelagert trifft die Malaise dann auch die Werkstätten. Wer weniger Autos verkauft, hat auch weniger zu reparieren.
Allerdings hat zugleich auch eine Konsolidierung im Markt stattgefunden: Kleinere Werkstätten und Autohäuser werden immer häufiger von größeren geschluckt. Handelsketten mit vielen Filialen wachsen, inhabergeführte Betriebe sind auf dem Rückzug. Was auch damit zu tun hat, dass die Anforderungen an einen modernen Kfz-Betrieb immer anspruchsvoller werden.
Autohandel in Baden-Württemberg übernimmt neue Aufgaben
Besonders der Wandel zur Elektromobilität verändert die Anforderungen. Werkstattbeschäftigte und Händler müssen nicht nur zusätzliche Aufgaben beherrschen rund um den E-Antriebsstrang.
Sie leisten außerdem oft Beratung zu völlig neuen Themen, zum Beispiel wenn es um die Einrichtung einer Lademöglichkeit zu Hause geht. Das ist eine Erweiterung des Portfolios, die kleineren Betrieben manchmal schwerfällt.
Auf der anderen Seite könnte der Wandel zur E-Mobilität mittelfristig zum Jobkiller werden. Statistisch sind Stromer weniger störanfällig als Autos mit Verbrennungsmotor.
Weniger Reparaturen heißt weniger Beschäftigung im Service. Aktuell arbeiten in der Kfz-Branche in Baden-Württemberg etwa 80.000 Leute. Schätzungen zufolge werden es 2030 fast 20 Prozent und 2040 fast 40 Prozent weniger sein.
Wie Verbraucher Strom und Geld sparen können Umsteigen ins Elektroauto: Wann lohnt sich der Kauf?
Der E-Auto-Kauf wird derzeit nicht mehr gefördert. Trotzdem raten Fachleute bestimmten Autofahrern zum Elektroauto. Beim Kaufpreis sollte man handeln und auch an Leasing denken.
Große Fachtagung in Esslingen
Der Strukturwandel trifft die Branche zur Unzeit, schließlich sind die wirtschaftlichen Aussichten der Branche aktuell äußerst unsicher. Wie die Betriebe mit der Situation umgehen sollen, ist großes Thema beim Autohaus-Gipfel in Esslingen. Rund 200 Branchenvertreterinnen und -Vertreter werden bei der Fachtagung über ihre Lage diskutieren.