Ein Mitarbeiter eines Impfzentrums steht in einem Gang. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat; Archivbild)

Schließung Ende September

Ende der Corona-Impfzentren in Baden-Württemberg: Ausbleibende Zweitimpfungen befürchtet

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Ende September sind die Corona-Impfzentren in Baden-Württemberg Geschichte. Arztpraxen sollen dann ihre Aufgabe übernehmen. Vor allem mit Blick auf die Zweitimpfungen gibt es daran Kritik.

Vor der Schließung der Impfzentren Ende September gibt es Befürchtungen, die Impfkampagne im Südwesten könnte dadurch insbesondere mit Blick auf die Zweitimpfungen ins Stocken geraten. "Wir stellen derzeit fest, dass viele Menschen, die jetzt zur Erstimpfung kommen, keinen Hausarzt haben", teilte Agnes Christner (SPD), Bürgermeisterin in Heilbronn, mit. Durch die Schließung der Impfzentren könnten deshalb Zweitimpfungen ausbleiben. Darum halte man es für wichtig, dass es auch nach dem 30. September weiterhin niedrigschwellige Impfangebote gebe, so Christner.

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Bis zum Ende der vergangenen Woche wurden demnach allein im Kreisimpfzentrum Heilbronn und den dazugehörigen Impfbussen rund 1.400 Menschen erstmals geimpft, deren Zweitimpfung in die Zeit nach der Schließung der Impfzentren fällt.

Bleiben viele Menschen ohne Zweitimpfung?

Bereits vergangene Woche hatte Markus Müller, der Leiter des Kreisimpfzentrums am Standort in Oberesslingen, vor der Schließung gewarnt. Er berichtete von verzweifelten Menschen, die keinen Hausarzt haben oder einen, der nicht impfe. Dies gelte auch insbesondere für die 12- bis 17-Jährigen, die ins Impfzentrum kommen, da ihr Kinderarzt nicht impfe. Da es für diese Menschen sehr schwierig sei, in einer anderen Praxis einen Termin für eine Impfung zu bekommen, befürchtet Müller, dass viele der jetzt Erstgeimpften unvollständig geimpft bleiben. Er verwies darauf, dass im Nachbarbundesland Bayern die Impfzentren bis Ende April 2022 geöffnet bleiben sollen.

Auch die Stadt Heilbronn wünscht sich über September hinaus weiter niedrigschwellige Impfangebote, wie Christner sagte. Dis zwei bisher vom Land zugeteilten mobilen Impfteams seien vor allem für Drittimpfungen von besonders gefährdeten Menschen und neben dem Landkreis Heilbronn auch für den Hohenlohekreis und den Neckar-Odenwald-Kreis zuständig, so eine Sprecherin. Die Stadt hoffe deshalb auf finanzielle Unterstützung des Landes etwa beim Weiterbetrieb des Impfbusses, der aktuell täglich bis zu 300 Menschen impfen könne.

Ministerium: Kaum noch Menschen in Corona-Impfzentren

Eine Sprecherin des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums betonte, inzwischen kämen kaum noch Menschen in die Impfzentren und ein Dauerbetrieb der Zentren sei von Anfang an nicht vorgesehen gewesen. Derzeit würden in den Impfzentren bis zu 15.000 Impfungen täglich durchgeführt. Ursprünglich waren die Impfzentren auf einen Kapazität von täglich bis zu 80.000 ausgelegt. Vor dem Hintergrund der rückläufigen Impfzahlen wurden daher planmäßig zum 15. August bereits die Zentralen Impfzentren im Land geschlossen und die Zahl der mobilen Impfteams auf 18 landesweit reduziert, hieß es weiter aus dem Gesundheitsministerium. Anzeichen, dass Ärzte ihren Patienten kein Impfangebot machten, seien dem Ministerium bislang nicht bekannt. Wer keinen Hausarzt habe, könne sich für die Zweitimpfung auch an die nächstgelegene Corona-Schwerpunktpraxis wenden.

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Gesundheitsministerium: Nachsteuern, wo nötig

Das Land setzt ab Oktober zur Ergänzung der Impfkapazitäten in der Regelversorgung durch die Arztpraxen auf 30 mobile Impfteams, die vor allem für Drittimpfungen etwa in Pflegeheimen und bei Impfaktionen in Städten zum Einsatz kommen sollen. Die mobilen Impfteams, die an zwölf Krankenhausstandorten angesiedelt sind, können den Angaben zufolge im Zeitraum Oktober bis Ende Dezember rund 190.000 Impfungen bereitstellen sowie auch weiterhin Vor-Ort Impfaktionen durchführen oder unterstützen. "Wir werden genau im Blick haben, wie ausgelastet die Teams sind und werden dort, wo zusätzlicher Bedarf besteht, nachsteuern", so eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Rückkehr der Kreisimpfzentren nicht ausgeschlossen

Die Ärzte im Land sind auf den Übergang der Corona-Impfungen in die Praxen gut vorbereitet, wie ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sagte. Der Übergang komme nicht überraschend, es sei seit Monaten klar, dass die Impfzentren geschlossen würden. Mit Blick auf die Zweitimpfungen habe man die Ärzte im Land gebeten, auch Patienten zu impfen, die nicht zum Patientenstamm gehörten. Zudem sollten die Praxen auch Zweitimpfungen für Patienten anbieten, deren Erstimpfung nicht in einer Praxis erfolgt sei.

Ausgeschlossen ist eine Rückkehr der Impfzentren dennoch nicht. Man werde die Entwicklungen im Oktober beobachten und, falls erforderlich, entsprechend nachsteuern, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Nach Angaben von Amtschef Uwe Lahl sollen die hochwertigen Bestandteile der Impfzentren wie Tiefkühlgeräte und Computer zudem eingelagert werden. "Um bei Bedarf wieder Zentren eröffnen zu können, sollte die Pandemie das erfordern", so Lahl.

Impfquote in Baden-Württemberg hinkt weiter hinterher

In Baden-Württemberg sind etwa 61,47 Prozent der Bürgerinnen und Bürger vollständig geimpft (Stand: 17.9.). Damit liegt Baden-Württemberg weiter unter dem Bundesschnitt (62,83 Prozent). Weitere 2,8 Prozent im Land haben bislang nur eine Impfung bekommen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Impfquoten in Süddeutschland zuletzt kritisiert.

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SWR