Mehr Platz für neue Anlagen

Windkraft im Schwarzwald: Auerhühner bekommen teilweise weniger Schutz

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Auerhühner müssen in mehreren Regionen des Schwarzwalds beim Bau von Windrädern nicht mehr geschützt werden. Dadurch sollen rund 15.000 Hektar Fläche für Windkraft entstehen.

Für den Bau von Windrädern steht künftig mehr Platz im Schwarzwald zur Verfügung. Die Landesregierung hat eine Fläche festgelegt, auf der es keiner besonderen Schutzmaßnahmen des gefährdeten Auerhuhns mehr bedarf. "Nach der neuen Planungsgrundlage spielt der Auerhuhnschutz auf rund 15.000 Hektar Windpotenzialfläche im Schwarzwald künftig keine Rolle mehr", teilten Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Mittwoch mit. 

Auerhuhnpopulation nimmt weiter ab

Im Gegenzug sollen andere Flächen besonders geschützt werden, um dort eine überlebensfähige Auerhuhnpopulation im Schwarzwald aufzubauen und zu erhalten. Denn seit Beginn des jährlichen Monitorings im Schwarzwald 1971 ist der Bestand der naturschutzrechtlich streng geschützten Art von 570 auf 114 balzende Auerhähne im Jahr 2021 geschrumpft.

Ihr Lebensraum hat sich durch den Klimawandel verändert, sie wird zudem gestört durch Waldwirtschaft, Tourismus und Freizeitsportler. In Baden-Württemberg leben Auerhühner nach Angaben von Umweltschützerinnen und Umweltschützern mittlerweile nur noch im Schwarzwald - etwa 20 Prozent davon im Nationalpark.

Artenschutz war Grund für Diskussionen bei Windkraft

Zuletzt seien der Ausbau der Windkraft und Schutz der Auerhühner im Schwarzwald gegeneinander ausgespielt worden, sagten Walker und Hauk. Nun gebe es eine Fläche von umgerechnet rund 21.000 Fußballfeldern ohne Einschränkungen zum Schutz des Auerhuhns. Auf diesen sogenannten windhöffigen Flächen seien "intensive und langwierige Diskussionen zum Auerhuhnschutz künftig nicht mehr notwendig", so Walker. Das Ziel: Verfahren sollten so schneller abgeschlossen und zusätzliche Planungssicherheit gewonnen werden.

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Zum Schutz des Auerhuhns solle zudem der sogenannte Aktionsplan Auerhuhn fortgeschrieben werden, sagte Hauk. Für dessen Umsetzung werde das Land künftig mehr investieren müssen als in den vergangenen Jahren, sagte der Minister.

Applaus kommt von Naturschützerinnen und Naturschützern, die die klare Abgrenzung von möglichen Flächen für die Windkraft zu den Gebieten mit vorrangigem Schutz des Auerhuhns begrüßten. "Damit kann es gelingen, das Überleben dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart bei gleichzeitigem Ausbau der Windenergienutzung zu sichern", sagte Martin Klatt, Artenschutzreferent des Naturschutzbundes Deutschland (NABU).

FDP-Sprecher: Artenschutz muss Vorrang haben

Der naturschutzpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Klaus Hoher, kritisiert jedoch die Neuregelung stark. Studien zeigten, dass der Ausbau der Windenergie die Zahl der Auerhühner abnehmen lasse. Ihre Bestandsentwicklung sei schon heute fatal.

"Die Landesregierung ignoriert sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse."

Der Schutz von Arten und der Erhalt der biologischen Vielfalt sei genauso wichtig wie die Energiewende. "Es gibt Standorte, da ist Windkraft sinnvoll und es gibt Standorte wie den Schwarzwald, wo der Artenschutz Vorrang haben muss", kritisierte Hoher. Gleichzeitig fordert er, die "energetische Nutzung von Holz" zu fördern. Von einer besseren Waldstruktur profitiere auch das Auerhuhn.

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