Polizei (Foto: IMAGO, IMAGO / KS-Images.de)

Polizeiaffäre in Baden-Württemberg

Anklage gegen Inspekteur der Polizei wegen sexueller Nötigung

Stand

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat gegen den Inspekteur der Polizei des Landes Baden-Württemberg Anklage erhoben. Ihm wird sexuelle Nötigung vorgeworfen.

Die Ermittlungen gegen den Inspekteur der Polizei in Baden-Württemberg sind abgeschlossen und die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen sexueller Nötigung erhoben. Der ranghöchste Polizeibeamte im Land soll eine Kollegin Mitte November 2021 genötigt haben, sexuelle Handlungen vorzunehmen beziehungsweise zu dulden.

Landgericht Stuttgart entscheidet über weiteres Vorgehen

Dem 49-jährigen Spitzenbeamten wird vorgeworfen, es "bewusst ausgenutzt zu haben, dass er aufgrund seiner beruflichen Stellung in der Lage war, der Polizeibeamtin im Falle des Widerstands erhebliche berufliche Nachteile zu bereiten", so die Staatsanwaltschaft. Das Landgericht Stuttgart muss nun entscheiden, ob und wann es ein Hauptverfahren ansetzt.

Ermittlungen seit November 2021

Gegen den Inspekteur der baden-württembergischen Polizei wird seit Ende November 2021 ermittelt. Er ist wegen der Vorwürfe vom Dienst suspendiert. Sein Anwalt bedauerte die Anklageerhebung angesichts der aktuellen Beweislage. "Mein Mandant wird sich in der anstehenden Hauptverhandlung nun konsequent im Hinblick auf einen Freispruch verteidigen", erklärte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Staatsanwaltschaft stellt die Lage anders da. Sie wirft dem Inspekteur vor, "bewusst ausgenutzt zu haben, dass er aufgrund seiner beruflichen Stellung in der Lage war, der Polizeibeamtin im Falle des Widerstands erhebliche berufliche Nachteile zu bereiten".

Landgericht informiert über Ablauf

Ein Sprecher des Landgerichts sagte der dpa auf Anfrage, nach Zustellung der Anklage und dem Ablauf einer Frist zur Stellungnahme von zwischen zwei und drei Wochen werde über ein Hauptverfahren entschieden. "Erst danach wird dann auch entschieden, wann das Verfahren verhandelt wird", sagte er.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat sich über die Anklageerhebung erleichtert gezeigt. Es gelte die Unschuldsvermutung auch in diesem Fall, betonte der GdP-Landesvorsitzender Gundram Lottmann. "Aber es ist gut und wichtig, wenn hier Klarheit herrscht und man das lange Verfahren auch mal abschließen kann."

Stuttgart

Mutmaßlicher Polizeiskandal in Baden-Württemberg Wohnungsdurchsuchung bei ranghöchstem Polizisten im Land

Wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung ist der ranghöchste Polizist im Land Ende November vom Dienst suspendiert worden. Nun wurde seine Wohnung durchsucht.

BW- Innenminister Strobl unter Druck

Wegen der Weitergabe eines Schreibens des Anwalts des Polizisten wurde in diesem Zusammenhang auch gegen Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) ermittelt. Strobl hat der Zahlung einer Geldauflage von 15.000 Euro zugestimmt. Nach der formalen Zustimmung des zuständigen Gerichts sollen die Ermittlungen eingestellt werden.

Strobl hatte nach eigenen Angaben ein Schreiben des Anwalts des Inspekteurs an einen Journalisten weitergereicht. Die Opposition fordert daher seinen Rücktritt. Allerdings hat sich die grün-schwarze Koalition hinter Strobl gestellt und einen Entlassungsantrag gegen den Innenminister abgelehnt.

Polizeiaffäre: U-Ausschuss im Landtag

Mit der sogenannten Polizeiaffäre beschäftigt sich außerdem ein Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags. Dabei geht es vorrangig um das Thema sexuelle Belästigung bei der Polizei. Die Beförderungspraxis und das Vorgehen Strobls werden dort aber ebenso beleuchtet.

Als Folge der Vorwürfe wegen sexueller Belästigung in der baden-württembergischen Landespolizei war Anfang des Jahres auch eine neue Anlaufstelle für Betroffene eingerichtet worden. Allerdings habe sich bislang niemand an die Anlaufstelle gewandt, berichtete der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei am Mittwoch.

Mehr zur Polizeiaffäre in BW

Baden-Württemberg

Reaktion auf die Vorwürfe gegen die Landespolizei Sexuelle Belästigung bei der Polizei BW: Neue Anlaufstelle für Betroffene

Polizistinnen und Polizisten in BW können sich jetzt bei sexueller Belästigung an eine neue Anlaufstelle wenden. Sie wurde nach mehreren Vorwürfen gegen die Polizei gegründet.

Baden-Württemberg

Untersuchungsausschuss im Landtag Sexuelle Belästigung bei der Polizei in BW: Opposition enttäuscht über Regierungsbericht

Die baden-württembergische Landesregierung hat den Bericht zur Affäre um den ranghöchsten Polizisten wegen Belästigungsvorwürfen vorgelegt. Doch viele Fragen wurden laut Opposition nicht beantwortet.

Baden-Württemberg

Opposition: Strobl erkennt Tragweite nicht Polizei BW: 27 sexuelle Übergriffe in fünf Jahren

Bei der Polizei in Baden-Württemberg sind immer wieder sexuelle Übergriffe durch Vorgesetzte gemeldet worden. Nun liegen Zahlen vor. Die Politik ist alarmiert und fordert Aufklärung.

Baden-Württemberg

Polizei-Affäre im Untersuchungsausschuss BW-Innenminister Strobl beteuert seine Unschuld

In der sogenannten Polizei-Affäre stand der BW-Innenminister im Untersuchungsausschuss Rede und Antwort. Strobl wies jegliche Schuld von sich und lehnte einen Rücktritt erneut ab.

Musik Klub Rock SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Vorwürfe um sexuelle Belästigung bei der Polizei U-Ausschuss zur Polizeiaffäre: Strobl bleibt Antworten schuldig

Bis tief in die Nacht hat Innenminister Thomas Strobl (CDU) hunderte Fragen zur Polizeiaffäre beantwortet. Fast 15 Stunden lang dauerte die Marathonsitzung des U-Ausschusses.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Ermittlungen gegen Innenminister Strobl im SWR Aktuell Sommerinterview über Polizeiaffäre: "Belastet mich persönlich"

Im SWR Aktuell Sommerinterview hat Landesinnenminister Strobl darüber gesprochen, wie sehr ihn die Polizeiaffäre persönlich belastet. Außerdem darüber, wo er auch Rückhalt bekommt.

Stand
AUTOR/IN
SWR