Ein Radfahrer fährt auf einem Fahrradweg in der Karlsruher Innenstadt (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Uli Deck/dpa | Uli Deck)

Fahrradklima-Test vom ADFC

Befragung prüft Fahrradfreundlichkeit in Städten und Kommunen in Baden-Württemberg

Stand

Die ADFC-Umfrage gilt als Zufriedenheitsindex für Deutschlands Radverkehr. Dabei wird auch gefragt, wie es um den Radverkehr in Baden-Württemberg steht. Eine Stadt schnitt besonders gut ab.

Am Donnerstag hat der Fahrradklima-Test 2022 vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) begonnen. Dabei können Radfahrerinnen und Radfahrer die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden bewerten. Die Online-Umfrage wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt und läuft bis zum 30. November. Laut ADFC ist sie eine der größten Befragungen zum Radfahrklima weltweit und findet bereits zum zehnten Mal statt.

Fokus auf dem ländlichen Raum

Die Umfrage besteht aus 27 gleichbleibenden Fragen sowie fünf Zusatzfragen, die sich dieses Jahr auf die Situation im ländlichen Raum beziehen. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden nach vier Einwohner-Größenklassen.

Auf den ländlichen Raum soll dieses Jahr ein besonderer Fokus gelegt werden. "Dort gibt es einen hohen Nachholbedarf beim Infrastrukturausbau und viel Potenzial für den Radverkehr", sagt Gudrun Zühlke, Landesvorsitzende des ADFC Baden-Württemberg. Man möchte herausfinden, ob zentrale Ziele wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsplätze mit dem Fahrrad gut erreichbar sind, wie sicher sich die Wege in die Nachbarorte anfühlen, ob für Pendlerinnen und Pendler Fahrradparkplätze an Bahnhöfen vorhanden sind und wie es um die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen steht.

Karlsruhe bisher fahrradfreundlichste Großstadt in Deutschland

Am vergangenen ADFC Fahrradklima-Test 2020 nahmen knapp 230.000 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer teil. Davon stimmten alleine in Baden-Württemberg 26.600 Personen über das Fahrradklima in 164 Kommunen ab. Rutesheim, Karlsruhe, Konstanz, Freiburg und Heidelberg erhielten Podestplätze. Karlsruhe wurde zum zweiten Mal als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands ausgezeichnet.

Das Karlsruhe ein gewisses Faible für die Drahtesel hat, merkt man auch an anderen Stellen. An der Hochschule Karlsruhe wird im Bachelor-Studiengang Verkehrssystemmanagement angeboten - mit einer Vertiefung in Radverkehr. Auch das Ordnungsamt ist seit diesem Frühjahr verstärkt auf Fahrradstreife unterwegs.

#besserRadfahren An der Hochschule Karlsruhe kann Radverkehr studiert werden

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Ein Fahrradparkhaus am Bahnhof in Karlsruhe ist schon selbstverständlich, doch als einzige deutsche Stadt neben Berlin bietet die Bahn dort inzwischen auch eine schnelle Fahrradreparatur an. Online kann eine Reparatur vorher gebucht werden, an speziellen Fahrradständern gibt die Radlerin oder der Radler morgens das Fahrrad ab und steigt in den Zug. Abends zurück am Bahnhof ist das Fahrrad repariert.

Karlsruhe

Fahrradreparatur während man unterwegs ist Radfix: Neuer DB Service für Fahrradfahrer am Bahnhof Karlsruhe

Es gibt viele Bahnreisende, die mit dem Fahrrad zum Bahnhof in Karlsruhe fahren, um dann in den Zug zu steigen. Ein Fahrradparkhaus gibt es schon lange, jetzt bietet die Bahn eine schnelle Fahrradreparatur direkt am Bahnhof an.

Insgesamt unbefriedigendes Fahrradklima in Baden-Württemberg

Die Durchschnittsnote von 3,8 bei der ADFC-Erhebung von 2022 bescheinigte den Städten in Baden-Württemberg allerdings nur ein unbefriedigendes Fahrradklima. Die meisten Radfahrenden fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. "Das muss sich ändern", sagt Zühlke. Denn nur, wenn Menschen sich beim Radfahren sicher fühlen, steigen sie aufs Rad - und je mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind, desto sicherer werde es für alle.

Wo macht das Radfahren keinen Spaß

Das bestätigt auch eine SWR-Umfrage aus dem Jahr 2021 bei der Mitmachaktion #besserradfahren. Dabei wurden knapp 7.000 Rückmeldungen vom wissenschaftlichen Team der Hochschule Karlsruhe ausgewertet. Laut der SWR-Umfrage fühlen sich 39 Prozent der Radfahrenden unsicher, 36 Prozent finden die Wege für Radfahrer unübersichtlich.

Dabei wurden auch Schilderungen von Unfällen oder Beinahe-Unfällen (Konflikten) gezählt. Ein Blick auf die fünf häufigsten Unfall- und Konfliktursachen zeigt: Allein drei beziehen sich auf zu enge Abstände zwischen Fahrrädern und Autos. "Dooring" bedeutet hier, dass eine Fahrzeugtür vor der Radfahrenden aufgeht.

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Förderung des Radverkehrs verbessert Lebensqualität

"Fahrradfreundlichkeit ist ein echter Standortfaktor und ein Synonym für Lebensqualität geworden", so Gudrun Zühlke vom ADFC Baden-Württemberg. Der Fahrradklima-Test helfe, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung in den einzelnen Städten und Gemeinden zu erkennen. Die Ergebnisse können im Vergleich zu anderen Orten für gezielte Maßnahmen und Programme genutzt werden - "nur eine systematische Radverkehrsförderung kann das Fahrradklima kontinuierlich verbessern", so die Landesvorsitzende. Der ADFC ruft alle Radfahrenden dazu auf, ihre Alltagserfahrung in den Fahrradklima-Test einfließen zu lassen: "Gemeinsam können wir das Fahrradland Deutschland ein gutes Stück voranbringen."

Die Umfrage zum Fahrradklima-Test wird laut ADFC Ende November 2022 abgeschlossen, danach soll die wissenschaftliche Auswertung der erhobenen Daten beginnen. Die Ergebnisse sollen im Frühling 2023 bekannt gegeben werden. Im Laufe des Umfragezeitraums veröffentlicht der ADFC regelmäßig aktuelle Zwischenstände.

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