Ein Mann entnimmt kurz nach Mitternacht die Zapfpistole aus der Tanksäule an einer Tankstelle. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich)

Tankrabatt: So liefen die ersten Stunden

Benzin in BW im Schnitt 27 Cent günstiger - ADAC rechnet mit großem Andrang an Tankstellen

Stand

Wegen des Energie-Entlastungspakets des Bundes haben viele Tankstellen in BW pünktlich zum 1. Juni ihre Spritpreise gesenkt. Der ADAC erwartet Warteschlangen beim Tanken.

Seit Mittwoch gilt in Deutschland der sogenannte Tankrabatt. Der Staat verzichtet für drei Monate auf einen Teil der Steuern, um den Benzinpreis zu senken. Der Tankrabatt soll als Teil des Energiepreis-Entlastungspakets der Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger unterstützen. Der ADAC Württemberg rechnet deshalb mit Schlangen vor den Tankstellen.

Laut Julian Häußler vom ADAC Württemberg ist es vereinzelt durchaus möglich, dass einzelne Tankstellen quasi leergetankt werden. Man müsse aber keine Angst haben, dass jetzt flächendeckend gar kein Sprit mehr zur Verfügung stehe.

Unklar, wann Preissenkungen an Tankstellen durchschlagen

"Der andere Punkt ist, ob auch wirklich dann schon die günstigen Preise zu haben sind. Denn man muss wissen, die Tankstellen haben das Benzin zum alten höheren Preis eingekauft und wollen das im Idealfall auch zu dem alten Preis wegverkaufen," so Häußler. Und erst dann, wenn das neue günstige Benzin da sei, werde man auch die niedrigen Preise an der Zapfsäule sehen. "Wann das genau sein wird, im Laufe des Tages oder vielleicht erst später, das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen," sagt Häußler.

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Würden die Unternehmen die Steuersenkung komplett an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterreichen, könnte der Liter Superbenzin um 35 Cent günstiger werden, Diesel um rund 14 Cent. Die Preise für Benzin und Diesel sind in Baden-Württemberg am Morgen zunächst um vier bis zehn Prozent gesunken. Das ergibt eine SWR-Datenanalyse, die die Preise um 7 Uhr an allen geöffneten 15.000 Tankstellen in Deutschland gemessen hat. Das ist der Tages-Zeitpunkt, an dem Tanken in der Regel am teuersten ist. Der Tankrabatt schlägt damit noch nicht voll durch.

Tankstellen und Konzerne reichen Tankrabatt offenbar an Autofahrer weiter

So gab es am Morgen in Baden-Württemberg Super-Benzin durchschnittlich für 1,80 bis 2,22 Euro je Liter. Das sind 27 Cent weniger als gestern. Da lag der Preis im Land durchschnittlich zwischen 2,07 und 2,36 Euro.

Auch im Raum Ulm haben viele Tankstellen am Morgen bereits ihre Preise gesenkt. In Heilbronn kostete der Liter Diesel zwischen 1,85 Euro und 2,03 Euro. Den Liter Super bekam man an den Tankstellen ab 1,89. Auch in Stuttgart war der Liter Diesel bereits ab 1,85 Euro zu haben. Am Vorabend lag der Literpreis noch bei über zwei Euro. Den Liter Super bekam man morgens an einigen Tankstellen bereits ab 1,78 Euro. Am Vorabend waren die Preise teilweise um bis zu 40 Cent teurer.

In Friedrichshafen (Bodenseekreis) machten sich die Preissenkungen beim Diesel zunächst weniger deutlich bemerkbar. Der Liter kostete zwischen 1,89 Euro und 2,06 Euro. Super bekamen Autofahrende bereits für 1,88 Euro. Am Vorabend kostete der Liter noch 2,16 Euro.

An einigen Tankstellen in Baden-Württemberg sind die Preise dagegen noch nicht günstiger geworden. So zum Beispiel in Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis). Dort herrschte am frühen Morgen gähnende Leere, der erwartete Andrang blieb dementsprechend noch aus.

Allerdings hatten die Tankstellen-Konzerne in den vergangenen sechs Wochen die Spritpreise bereits kontinuierlich angehoben. Mit dem Tankrabatt wird deshalb nur das zuletzt niedrigere Preisniveau um Ostern herum erreicht.

Verkehrsminister Hermann hält Tankrabatt für problematisch

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) übte Kritik am Tankrabatt. "Die Frage ist ja, ob der Rabatt überhaupt weitergegeben wird", sagte er dem SWR. Die Gefahr sei groß, dass die Ölkonzerne selber das Geld einsteckten und nur teilweise das Geld an die Kundschaft weitergeben. Insofern sei der EIngriff in den Markt problematisch. "Und auch da kann natürlich passieren, dass es hinterher hoch geht", so Hermann.

Experten erwarten Preissenkungen nicht gleich am ersten Tag

Viele Fachleute waren davon ausgegangen, dass die Spritpreise am ersten Tag des Tankrabatts nicht abrupt sinken würden. Ein Sprecher des Bundesverbands Freier Tankstellen sagte, man müsse jetzt den niedriger besteuerten Kraftstoff von den Raffinerien und Lagern schnell in die Tankstellen bekommen. Deren Tanks seien zum Teil nur noch bis zu 30 Prozent gefüllt.

Die Mineralölraffinierie - kurz MIRO - mit Sitz in Karlsruhe erwartet am Dienstag deutlich mehr Sprit-Abholungen durch Tankfahrzeuge als an durchschnittlichen Tagen. "Normalerweise kommen pro Tag rund 1.600 bis 1.800 Tanklastwagen zur Raffinerie in Karlsruhe-Knielingen, um Benzin und Diesel für die Belieferung von Tankstellen im Südwesten abzuholen", so eine Sprecherin.

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SWR