Ein Schüler mit medizinischer Maske liest sich in einem Klassenzimmer die Abituraufgaben durch. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Corona-Lockerungen

Abschlussprüfungen in BW: Viele Schüler tragen freiwillig Maske

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Luisa Bleich
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An den Schulen in Baden-Württemberg stehen die Abschlussprüfungen bevor - ohne Masken und Corona-Tests. Um sich nicht kurz vorher anzustecken, schützen sich viele Schüler freiwillig.

Direkt nach den Osterferien geht es los: Am 25. April starten mit dem Abitur die Abschlussprüfungen in Baden-Württemberg. Zum dritten Mal in Folge stehen sie im Zeichen der Corona-Pandemie. Denn mit dem Abitur endet im Sommer die Schulzeit für einen Jahrgang, dessen Zeit in der Oberstufe von den Corona-Maßnahmen geprägt war.

Masken und Abstand statt Abipartys, Homeschooling statt gemeinsam in der Schule zu lernen. "Es war halt ziemlich trist irgendwie, die Oberstufe", fasst Monika ihre letzten beiden Schuljahre zusammen. Die 18-Jährige macht in diesem Jahr ihr Abitur am Richard-Wagner-Gymnasium (RWG) in Baden-Baden.

Corona-Lockerungen: Rückkehr zur Normalität an Schulen in BW

Durch die gelockerten Maßnahmen kehrt immerhin nach dem Abitur wieder etwas Normalität ein: Aktionen wie dem Abi-Streich oder der Mottowoche, aber auch Feiern wie dem Abiball stehen dann nichts mehr im Wege. "Was mich besonders freut für unseren Jahrgang, ist alles bezüglich der Abitursfeiern", so Schülersprecherin Claudia vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) in Durmersheim (Kreis Rastatt).

Wegfall der Maskenpflicht: Abschlussjahrgänge schützen sich freiwillig

Schon jetzt machen sich erste Lockerungen bemerkbar: Bereits seit dem 4. April gilt an den Schulen im Land keine Maskenpflicht mehr. Die Corona-Testpflicht soll nach den Osterferien entfallen. Die Abiturientinnen und Abiturienten scheinen so kurz vor den Prüfungen aber kein Risiko mehr eingehen zu wollen: Am RWG und am WHG tragen die meisten Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs weiter Masken.

"Die Abiturientinnen und Abiturienten sind tatsächlich vorsichtiger als die anderen Schülerinnen und Schüler und tragen überwiegend die Masken weiterhin", berichtet Matthias Schmauder, Leiter des RWGs in Baden-Baden. Das bestätigen auch Monika und die 18-jährige Jana, eine weitere Schülerin des Gymnasiums.

Auch am WHG schützen sich die meisten Abiturientinnen und Abiturienten weiterhin mit einer Maske. Denn: Wegen einer Corona-Infektion will niemand die Prüfungen verpassen. "Da möchte eigentlich keiner in Quarantäne sein", meint Claudia vom WHG. Und auch Jana vom RWG sagt:

"Meine Freunde und ich wir sind uns einig, dass wir bis zum Abi noch die Masken tragen wollen."

Die Schulleiter der beiden Gymnasien, Schmauder am RWG und Thomas Dornblüth am WHG hatten das Masketragen zuvor allen Klassenstufen weiterhin empfohlen.

Freiwillig Masketragen ist eine individuelle Entscheidung

Die 18-jährige Monika schätzt das Risiko, sich in der Schule anzustecken, zwar als relativ gering ein, aber auch sie trägt weiter eine Maske. "Wenn man auch eine FFP2-Maske trägt, kann man das Risiko für andere wie auch für sich selbst relativ gut minimieren", so die Schülerin.

Auch wenn die Mehrheit der Abiturientinnen und Abiturienten weiterhin Maske trägt, trifft das an beiden Schulen nicht auf den kompletten Jahrgang zu. Es sei sehr individuell, berichten die befragten Schülerinnen.

Bei den Schülerinnen und Schülern, die keine Maske tragen würden, sei er auch skeptisch, ob ein zusätzlicher Appell noch mal Wunder bewirken könne, so Schulleiter Dornblüth vom WHG. Trotzdem wolle er die Abiturientinnen und Abiturienten vor den Ferien noch einmal darauf hinweisen, vorsichtig zu sein. Eine solche Warnung sei am RWG nicht mehr nötig, meint Schulleiter Schmauder.

Denn: In den Faschingsferien hat sich ein Großteil des Abschlussjahrgangs bei einem Clubbesuch infiziert. Die Klassen mussten danach für einige Zeit wieder zu Hause unterrichtet werden. Sie wüssten also, was passieren könne, so Schmauder weiter.

Baden-Württemberg

"Jeder Person freigestellt, eine Maske zu tragen" Ab sofort keine Maskenpflicht mehr an Schulen in Baden-Württemberg

Ab sofort fällt auch in den Schulen in Baden-Württemberg die Maskenpflicht weg. Das Kultusministerium setzt auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit. Für eine weitere Verpflichtung fehle die rechtliche Grundlage.

Schüler reduzieren Kontakte vor den Abschlussprüfungen

Auch ohne neuerliche Warnung sind sich die befragten Schülerinnen einig, dass sie es in den Osterferien nicht auf eine Ansteckung ankommen lassen wollen. "Jetzt vor den Abi-Prüfungen habe ich mir vorgenommen, zwei Wochen davor nicht mehr rauszugehen", sagt RWG-Schülerin Jana. Auch Monika will in den Osterferien ihre Kontakte reduzieren.

Darauf wollen auch Schülersprecherin Claudia und der 18-jährige Yannick vom WHG achten. Für Claudia und Yannick kommen Clubbesuche und Treffen mit Freunden aber auch aus einem anderen Grund in den Ferien nicht in Frage: Sie wollen lernen. "Da ist es ein sehr guter und hilfreicher Nebeneffekt, dass man sich dann auch nicht ansteckt oder das Ansteckungsrisiko minimiert", meint Claudia. Yannick sagt, er habe sogar das Gefühl, dass Corona bei der Entscheidung, ob man sich mit Freunden treffe oder nicht, kein so schweres Gewicht mehr habe.

Corona rückt vor dem Abitur in den Hintergrund

Das beobachten auch die Schulleiter der beiden Gymnasien. Die Angst vor Corona schwinge zwar sicherlich mit, meint Dornblüth vom WHG, sei aber im Vergleich zu den letzten beiden Jahrgängen deutlich weniger geworden.

"Ich glaube, dass Corona da keine so große Rolle spielt."

Die Gefahr, sich noch kurzfristig anzustecken, bereite den Schülerinnen und Schülern zwar Sorge, ansonsten seien sie aber einfach aufgeregt. "Wie in allen anderen Jahren auch."

Realschule Stuttgart: Viele Schüler tragen keine Maske mehr

Für die Realschülerinnen und -schüler im Land ist es bis zu den Abschlussprüfungen noch eine Weile hin. Die starten erst am 17. Mai, fast einen Monat nach den Abiturprüfungen. Dass sich die Abschlussklassen besonders schützen würden, ist Beate Vöhringer bisher nicht aufgefallen. Sie ist die Leiterin der Raichberg Realschule in Stuttgart. "Ich glaube, dass die eher andersrum denken, dass die sagen: 'lieber jetzt noch als bei der Abschlussprüfung'", meint Vöhringer. Einige hätten sich auch bereits mit Corona infiziert und seien deswegen jetzt sorgloser.

Schulleiterin: Umgang mit Corona zu locker

Teilweise sei der Umgang mit dem Virus mittlerweile etwas zu sorglos, glaubt Vöhringer und berichtet von einem Schüler, der Anfang März wohl bereits mit Symptomen zur Kommunikationsprüfung erschienen und erst danach zum PCR-Test gegangen ist. Das Ergebnis: positiv. "Also tatsächlich glaube ich, dass es langsam wirklich zu locker genommen wird, weil es ja heißt, die Omikron-Variante ist ja ganz harmlos", bemängelt Vöhringer. Sie wolle den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklasse deswegen vor den Prüfungen noch einmal raten, besonders aufzupassen.

Abschlussprüfungen 2022: Mehr Zeit und zusätzliche Aufgaben

Bei den Abschlussprüfungen werden sich die Corona-Lockerungen bereits bemerkbar machen. Geimpfte und nicht-geimpfte sowie getestete und nicht-getestete Schülerinnen und Schüler müssen nicht mehr länger in getrennten Räumen schreiben. Für die Abiturientinnen und Abiturienten des WHG bedeutet das: In diesem Jahr muss nicht wieder in der Sporthalle geschrieben werden. "Ich finde das Gefühl einfach ein bisschen schöner, in der Schule zu schreiben und nicht irgendwie ein paar Hundert Meter nebendran", freut sich Claudia.

Schülerinnen und Schüler sitzen weit verteilt in einer Turnhalle und schreiben Abitur (Foto: SWR)
Im vergangenen Jahr mussten die Abschlussprüfungen an vielen Schulen in der Sporthalle geschrieben werden. (Archivfoto)

Was bleibt: Die Schülerinnen und Schüler bekommen wie in den letzten beiden Jahren etwas mehr Zeit. Außerdem stehen den Lehrkräften zusätzliche Prüfungsaufgaben zur Verfügung, aus denen sie wählen können.

Für die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) ist das nur fair, da der diesjährige Abschlussjahrgang von zahlreichen Einschränkungen betroffen war. Besonders gefährdete Schülerinnen und Schüler können auch in diesem Jahr wieder in einem Nebenraum schreiben. Die beiden befragten Gymnasien und die Stuttgarter Realschule berichten allerdings, dass in diesem Jahr bisher keine Prüflinge darum gebeten hätten.

Abitur und Abschlussprüfungen: Nervosität überwiegt

Egal ob man jetzt freiwillig die Maske trägt oder in den Ferien seine Kontakte reduziert, die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs dürften aktuell eines gemeinsam haben: die Nervosität vor den Prüfungen. Die scheint in diesem Jahr zum ersten Mal seit drei Jahren die Angst vor einer Corona-Infektion vor den Prüfungen zu überwiegen.

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