Reiches Baden. Armes Württemberg. So sah es zu Anfang aus als das Bundesland 1952 durch den Zusammenschluss von Württemberg-Baden, Südbaden und Württemberg-Hohenzollern gegründet wurde.
Stark zerstörte Industrieanlagen und Städte - aber viele Arbeiter
Baden hatte den Zweiten Weltkrieg zwar bei weitem nicht unbeschadet, aber doch weit besser überstanden als Württemberg. Wo zahlreiche Städte wie Stuttgart, Ulm, Reutlingen, Böblingen oder auch Sindelfingen - wegen der vielen Industrieanlagen - durch alliierte Luftangriffe stark zerstört waren. Württemberg hatte wirtschaftlich gesehen vor 70 Jahren die schwierigeren Startbedingungen.
"In Württemberg standen - wenn auch beschädigt - die großen Fabriken. Hier lebten die Industriearbeiter bzw. kehrten nach dem Krieg hierhin zurück."
Neue Heimat für Flüchtlinge aus der sowjetischen Zone
Viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone wurden aber vor allem in Württemberg und Baden sesshaft. So kamen viele Arbeitskräfte in das junge Bundesland.
Amerikaner bauten auf - Franzosen bauten ab
Als Glücksfall für den Wiederaufbau erwies sich zudem, dass Nord-Baden und Württemberg nach dem Zweiten Weltkrieg in die amerikanische Besatzungszone fiel. Die Amerikaner taten viel für den Wiederaufbau und investierten in ihre Zone. Die Franzosen, die Südbaden und Württemberg-Hohenzollern besetzt hielten, bauten dagegen Fabriken teilweise ab. So wurden allein in Südwürttemberg rund 20.000 Maschinen aus 1.400 Industrie- und Handwerksbetrieben demontiert.
"Im Vergleich zu den anderen Besatzungszonen erreichten die Industriezerstörungen und Demontagen in der französischen Besatzungszone (also in Südbaden und Südwürttemberg/Hohenzollern) ein ungewöhnliches Ausmaß und wurden von den Franzosen zumeist mit den deutschen Eingriffen in Frankreich seit 1941 gerechtfertigt."
Baden-Württembergs großer Beitrag am Wirtschaftswunder
In beiden Besatzungszonen versuchten die Menschen wieder aufzubauen, was zerstört worden war. Das "deutsche Wirtschaftswunder" nahm seinen Lauf. Und der Südwesten, wo die Industriebetriebe, vor allem die Autoindustrie und ihre Zulieferer, nun wieder die Arbeit aufnahmen, hatte einen großen Anteil daran.
Kleine Autos oder das billige Motorrad
Dabei war der seit 1955 beschäftigungsstarke Maschinenbau eine Triebfeder, dicht gefolgt vom Fahrzeugbau. Beide Branchen hatten zwar in der direkten Nachkriegszeit bis zur Währungsreform hin erhebliche Startschwierigkeiten, da sie wegen der Zerstörungen stark eingeschränkt waren, holten diesen Nachteil aber schnell auf. Der Personenwagenbau kam ab 1949 in Schwung. Anfangs allerdings meist mit kleineren Wagenklassen auf wenig veränderter alter Typenbasis. Und einkommensschwächere Käuferschichten bestiegen das billigere Motorrad.
Global Player, Hidden Champions und Startups
Heute ist Baden-Württemberg das Bundesland mit den meisten Exporten, der zweitniedrigsten Arbeitslosenquote und den allermeisten angemeldeten Patenten pro Kopf im Bundesvergleich. Außerdem ist Baden-Württemberg Spitzenreiter bei Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Nicht nur viele Global Player und Hidden Champions sitzen hier - auch viele neue, innovative Start-ups entstehen gerade, etwa rund um Universitätsstädte Karlsruhe oder Tübingen.
Herausforderungen: Klimawandel und Digitalisierung
Damit ist Baden-Württemberg eigentlich gut aufgestellt, die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte des Südwestens weiter fortzuschreiben. Was in Zeiten von internationalen Krisen und Kriegen, Klimawandel, Digitalisierung und Transformation - etwa in der Autoindustrie - herausfordernd genug bleiben dürfte.