Für viele ist er der Inbegriff von Luxus. Der Maybach. Ein Auto, das nur selten auf unseren Straßen zu sehen ist. Und ein Auto, dessen wechselhafte Geschichte kaum jemand kennt. Denn die beginnt bereits im März 1909, als Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin in Bissingen an der Enz die Firma Luftfahrzeug-Motorenbau gründen. Ihr Plan: Diesel- und Gasmotoren für Luftschiffe zu bauen. Kurze Zeit später zog das Unternehmen nach Friedrichshafen, wo es Motoren baute, die so weit entwickelt wurden, dass sich das Militär für sie interessierte. Sie wurden für den ersten Weltkrieg in Luftschiffe und Jagdflugzeuge eingebaut.
Die Kriegsniederlage zwingt Maybach zum Wandel
Nachdem das Deutsche Kaiserreich den ersten Weltkrieg verloren hatte, verbot es der Versailler Friedensvertrag Flugzeuge und Luftschiffe zu bauen. Maybach war gezwungen umzudenken. Die Firma benannte er mit Sohn Karl in Maybach-Motorenbau um. Zwar wurden noch Dieselmotoren für Lokomotiven gebaut, wie für den Fliegenden Hamburger, den ersten Hochgeschwindigkeitszug der Welt. Maybach ging es ab jetzt allerdings um den Bau von Autos. Nachdem 1919 der Versuchswagen W 1 entwickelt wurde, stellte er auf der Berliner Automobilausstellung am 23. September 1921 den verkaufsfertigen W 3 vor. Der Beginn einer Ära.

Die goldenen 20er und das erste Aus
Die Motoren von Maybach zeichnete aus, dass sie nicht nur leistungsstark, sondern auch technisch weltweite Spitze waren. Der Anspruch des Sohnes des Firmengründers Karl Maybach: "das Beste vom Besten zu präsentieren". Die Innenausstattungen und Karosserien wurden von führenden Produzenten ganz nach Kundenwunsch gebaut. "Da waren Bestellakten auch mal 50 oder 60 Seiten lang, bis der Kunde gesagt hat: so, jetzt passt es. Da sind Summen rausgekommen, von denen hätte man am Stuttgarter Killesberg eine Villa kaufen können.", sagt Helmut Hofmann, Betreiber des Museums für historische Maybach-Fahrzeuge in Neumarkt. Der Kundenkreis war erlesen: ein afrikanischer Kaiser, das niederländische Königspaar, indische Maharadschas und der deutsche Boxweltmeister Max Schmeling gehörten dazu.
Bis 1941 wurden rund 1.800 Limousinen, Tourenwagen und Sportcabriolets mit dem berühmten Emblem aus dem doppeltem M gebaut. Während des Krieges wurden die Motoren für die Fahrzeuge der Wehrmacht gebraucht. Luxusautos brauchte nach dem Krieg niemand mehr. Außerdem wurde das Werk in Friedrichshafen zerstört und später nur noch für Reparaturarbeiten an den Autos genutzt. Um die Automarke Maybach wurde es still.
Maybachs dünne Zukunft bei Mercedes
Es dauerte fast zwanzig Jahre lang, bis Maybach wieder eine Rolle spielen sollte. 1960 kaufe Daimler-Benz die Firma Maybach-Motorenbau. Seit 1969 heißt das Unternehmen Motoren und Turbinenunion Friedrichshafen, kurz MTU Friedrichshafen. Dort werden seitdem Dieselmotoren gebaut.
Bis wieder Autos , die unter dem Emblem Maybach fahren, vom Band liefen, sollten Jahrzehnte vergehen . 2002 entdeckte die DaimlerChrysler AG Maybach wieder für sich. "Andere Autobauer wie VW und BMW hatten sich Luxusmarken gekauft. Beim Daimler dachte man sich: Wir haben doch noch die Markenrechte von Maybach. Da hat man dann viel Werbung gemacht. Das hat zu einem kleinen Hype geführt," so Helmut Hofmann, Betreiber des Museum für historische Maybach-Fahrzeuge in Neumarkt. Gerechnet hat sich die Reaktivierung der Marke für Daimler allerdings nicht. Die Modelle 57 und 62 basierten auf älteren S-Klasse Modellen. Vielen Kunden zu veraltet. "Außerdem konnten sie mit dem Namen Maybach weniger anfangen als beispielsweise mit Rolls Royce", so Hofmann. Aufwand und Ertrag rechneten sich nicht, 2012 beschloss man die Marke Maybach wieder einzustampfen. 2013 rollte der vermeintlich letzte Wagen vom Band.

Maybachs Zukunft auf wackeligen Beinen?
Gerademal ein Jahr später wieder eine Kehrtwende: Nun beschloss man bei Mercedes, den Maybach als Mercedes-Maybach für Premiumversionen der S-Klasse und andere Modelle wieder einzuführen. Zuletzt wurde der Concept EQS vorgestellt. Das erste Elektroauto der Premiumklasse - 100 Jahre nach dem W 3. "Während wir 100 Jahre einzigartige Geschichte und ganz besondere Luxuserlebnisse bei Maybach feiern, sind wir bereits mit vollem Einsatz dabei, die Marke weiter voranzutreiben", meint Britta Seeger, Mitglied des Vorstands der Daimler AG. Für den Maybach Museumsbetreiber Helmut Hofmann ist aber klar: "Ich glaube, die gute alte Zeit von Maybach ist vorbei, in der man diesen riesigen Aufwand für einzelne Kunden betrieben hat." Hofmann kann sich aber vorstellen, dass der Name Maybach in den Premiumautos künftig weiterlebt.