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Es weihnachtet zu früh. Ein Kommentar

"Stille Nacht" auf dem Oktoberfest!

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AUTOR/IN
Martin Rupps

Die Feste werden immer aufdringlicher, findet Martin Rupps. Kürzlich traf er in einem Möbelhaus auf die ersten Weihnachtsbäume und Rentiere des Jahres – Monate vor Weihnachten.

Ich habe noch die Bilder des Sommers und seiner Feste im Kopf. Mit Freunden saß ich abends lange draußen, grillte Fleisch und steckte nach Einbruch der Dunkelheit Fackeln an. Schon kurze Zeit später war feste Kleidung angebracht, wenn wir zum Weinmarkt mit fettiger Wurst und Krustenbrot gingen. Aktuell strömen die Massen zu den Oktoberfesten, die so heißen, weil es Bier statt Wein gibt und kein christliches Fest zugrunde liegt.

In den ersten Warenhäusern stehen bereits Weihnachtsbäume (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Picture Alliance/Picture Alliance)
In den ersten Warenhäusern stehen bereits Weihnachtsbäume

Dank einem aktuellen Werbe-Prospekt habe ich erfahren, dass demnächst Halloween ist. Ich habe noch kein Gruselkostüm für diesen Abend! Und dass es bald weihnachtet, weiß ich dank eines schwedischen Möbelhändlers. Eine seiner Filialen empfing mich kürzlich mit einer riesenhaften Winterlandschaft voller Schneeflocken, Weihnachtsbäume und Rentiere. Die Bäume waren zu meiner Überraschung mit roten Kugeln geschmückt und die Rentiere zogen – wow! – dickleibige Nikoläuse, die auf Schlitten saßen. Ich habe mich kurz vergewissert, dass noch Herbst ist.

Vielleicht teilen Sie mein Gefühl, dass die Feste im Jahreslauf immer zudringlicher werden. Es kostet auch – wenigstens nach meinem Eindruck – immer mehr Energie, sich dem Gruppendruck solcher Feste zu entziehen.

Nächstes Mal im Bierzelt werde ich "Stille Nacht" trällern. Ein paar Leute denken dann, ich sei halt besoffen, aber in ein paar Jahren wird es Kult sein, Weihnachten im Oktober zu feiern.

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