Vom "Whisky Bill" in die Hitparade

In Rösrath in Nordrhein-Westfalen fing alles an. Bei einem Auftritt in der Discothek "Whisky Bill" im Stadtteil Forsbach wurde Wolfgang Petry von den Produzenten Karin Hartmann und Tony Hendrik entdeckt. Die beiden hatten ein sicheres Gespür dafür, was beim Publikum ankam. Gleich die erste Single "Sommer in der Stadt" zündete und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang: "Gianna", "Wenn ich geh'", "Ganz oder gar nicht", "Der Himmel brennt" oder "Wahnsinn".
Vorbei waren die Zeiten hinter der Ladentheke in einem Düsseldorfer Musikgeschäft. Und wenn er da nicht gestanden hatte, war Wolfgang Petry auf der Bühne zu finden gewesen. Die Musik-Bühne war seine Leidenschaft. Schon in der Schulzeit hatte er seine erste Band gegründet. Nach dem Auftritt im "Whisky Bill" sorgte sein Produzenten-Team bis 1984 dafür, dass sich Wolfgang Petry auf dem Schlagermarkt fest etablieren konnte und Hit auf Hit folgte.
Genug vom Schlager-Tralala
Doch dann kam der Bruch. Wolfgang Petry hatte er genug vom vermeintlich seichten Schlager-Tralala.
"Irgendwie befriedigte mich diese Dünnbrett-Kiste nicht mehr. Ich sehe mich irgendwo im Feld differenzierter Popmusik, die Aussage hat. Ich will den Grönemeyer links überholen."
Dabei hatte er die Rechnung ohne das Publikum gemacht, denn kaum jemand wollte seine neuen Lieder hören. Obwohl er viel Herzblut in seine Produktionen legte und sie "200prozentig seine ureigenen Vorstellungen" trafen, blieben die Hits über Jahre hinweg aus.
Mit "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n" zurück in die Erfolgsspur
"Ich hatte meinen Tiefpunkt" - auch die Plattenfirma hatte sich von ihm getrennt, wollten "alle Deutsch-Winsler raushaben." Da tauchte eines Tages der Produzent Helmuth Rüssmann bei ihm auf: "Ich habe hier ein Lied. Du bist der Mensch, der das singen kann". "Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n" wurde zuvor schon Jürgen Drews angeboten, der jedoch ablehnte. Auch Wolfgang Petry war zunächst davon nicht besonders angetan, nahm es aber dennoch auf. Der Song brachte ihn auf die Siegerstraße zurück:
"Man kann es nicht erklären, was es immer ist. Die Leute entscheiden, ob einer funktioniert oder nicht. Man kann es selber nur so gut machen, wie es geht."

"Das Kleine erleben, um das Große zu achten"
Simple, geradlinige Texte, tanzbar und zum Mitsingen einladend - das neue Konzept erwies sich als überaus erfolgsträchtig. Seine Platten liefen im Radio rauf und runter, verkauften sich wie warme Semmeln und im Fernsehen war er Dauergast. 1996 gründete er seine eigene Band, mit der er auf ausgedehnte Tourneen ging und mühelos ganze Fußballstadien mit seinen zahllosen Anhängern füllte:
"Es ist egal, vor wie viel Leuten ich spiele, seien es 500 oder 50.000. Man muss das Kleine erlebt haben, um das Große achten zu können."

Armbänder werden zum Markenzeichen
Er liebte es auf der Bühne zu stehen und es entstand eine enge Bindung zu seinen Fans. Stundenlang schrieb er Autogramme, fand für jeden ein persönliches Wort, war nie abgehoben. Unzählige Armbänder legten davon Zeugnis ab, die er, als das Tragen mehr Last als Freude wurde, zugunsten eines guten Zwecks versteigern ließ. Bereits 1993 trat er für die gute Sache ein. Damals hatte er die Aktion "Mut zur Menschlichkeit" ins Leben gerufen, bei der er zusammen mit 32 Kollegen eine CD produzierte und ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzte.

Dieter Thomas Heck sagte dazu: "Seit Jahrzehnten ist unser Land Zufluchtsort für viele Menschen aus aller Welt geworden. Deutsche und Ausländer wohnen Tür an Tür und arbeiten Hand in Hand. Und das muss auch so bleiben. Wir alle sind aufgerufen zu verhindern, dass Menschen zu Schaden kommen. Weil Zivilcourage und der Mut, Menschlichkeit zu praktizieren, für mich erste Bürgerpflicht sind, übernehme ich gern die Schirmherrschaft dieser Aktion."
Ende der Karriere und neues Album
Am 16. September 2006 gab Wolfgang Petry im Rahmen der Aufzeichnung der Sendung zur Verleihung der "Goldenen Stimmgabel" das Ende seiner Karriere bekannt. Doch 2014 ließ er mit einer Neuauflage seiner alten Hits wieder von sich hören. Das gewählte Motto "Einmal noch" war nicht wörtlich zu nehmen, denn ein Jahr später folgte mit "Brandneu" das erste "richtige" Album seit langer Zeit. Kurz darauf startete er als "Pete Wolf" ein neues Projekt und schlug eine völlig andere Richtung ein, sang nun in englischer Sprache und präsentierte Pop-, Rock- und Blues-Songs gewürzt mit einer Prise Country.
Das Musical "Wahnsinn"
2018 schafften die Hits von Wolfgang Petry schließlich den Sprung auf die Musical-Bühne. Das Werk „Wahnsinn“ mit einer Laufzeit von über zweieinhalb Stunden beinhaltet über 25 seiner unvergänglichen Lieder und sorgt für eine grandiose Partystimmung. Anfang 2022 geht das Musical auf Tournee und macht voraussichtlich am 11. Februar auch in Stuttgart Halt.
"Ich finde es großartig, was hier aus meiner Musik gemacht wird. Ich habe gelacht, sogar geweint und bin begeistert."

70. Geburtstag und neues Schlageralbum
Bodenständig, sympathisch, ehrlich und das Herz am rechten Fleck - so ist Wolfgang Petry bis heute geblieben. "Musik bedeutet mir alles", bekennt er auf seiner Homepage. "Darum fällt es mir leicht, immer weiterzumachen. Für mich gibt’s nichts Schöneres, als Töne aneinanderzuhängen in Verbindung mit den Worten, die dann alles zum Leben bringen." So bringt er anlässlich seines 70. Geburtstag ein neues Schlageralbum in limitierter Buch-Edition mit unveröffentlichten Fotos und Anekdoten heraus. Er macht sich damit nicht nur sich selbst, sondern auch seiner großen Fangemeinde ein Geschenk. Dass der Sänger noch immer Lust an der Musik hat, beweist auch der Titel "Auf das Leben!“.

Steckbrief von Wolfgang Petry | |
Geboren | 22.09.1951 in Köln als Franz Hubert Wolfgang Remling |
Preise | 3 Multi-Platin-Auszeichnungen, 5 Echos, 10 Goldene Stimmgabeln und mehrere goldene Schallplatten |
Zitat | Die FAZ schrieb: "'Wolfgang Petry', sagt das langjährige Petry-Double Armin Eichenhart, 'hat die Spuren der Straße in die Schlagermusik gebracht. Ein Lied, das mit der Zeile beginnt 'Beschissen war die Nacht' hätte Roy Black nie gesungen.'" |
Gewusst? | Reinhard Mey schrieb zum Abschied von Wolfgang Petry einen Song "Wolle". Darin die Zeile "Der größte im Land ist der Mann mit dem Holzfällerhemd." |
Besondere Plattencover von Wolfgang Petry


