Bereits als Schülerin war Wanda Jackson so populär, dass sie in ihrer Heimat eine eigene Radio-Sendereihe und bald darauf auch eine eigene TV-Show hatte. Noch bevor sie ihre Schulzeit abschloss, hatte sie bereits einen Schallplattenvertrag in der Tasche. Ihr erster großer Hit war 1958 "Fujiyama Mama", an dem die in Japan stationierten US-Soldaten keinen geringen Anteil hatten. Scharenweise standen sie vor den Musikboxen und Plattengeschäften, um sich diesen Schlager anzuhören.
Das Leben ist eine Party
Zwei Jahre später kam "Let’s have a party" und man versicherte sich in Amerika, dass durch diesen Schlager die Zahl der Parties erheblich gestiegen sei. Dieser Song brachte ihr auch ihre eigene Band "The Party Timers" ein, die sich nach ihrem großen Hit benannte. In den Hitparaden fanden sich die Aufnahmen der knapp 1,60 Meter großen Sängerin immer unter den Ersten, sie hatte Engagements von Neufundland bis Alaska und Gastspiele in Las Vegas steigerten ihre Popularität noch mehr.
Die erste Reise nach Übersee
Englischsprachige Künstler mit deutschen Aufnahmen versprachen Umsatz und so wurde Wanda Jackson 1965 nach Köln eingeladen, um einige Titel in deutscher Sprache aufzunehmen. In einem Interview erinnerte sie sich: "Es war das erste Mal, dass ich nach Übersee reiste. Die halbe Verwandtschaft kam mit zum Flughafen, um uns zu verabschieden. Ich wusste wirklich nicht, was mich erwarten würde."
Schwere Sprache...

Während es üblich war, ausländische Stars ihre Hits in deutscher Sprache synchronisieren zu lassen, wich man im Falle von Wanda Jackson von diesem Konzept ab. Für sie wurden eigens deutsche Titel geschrieben. Als die Sängerin im Plattenstudio eintraf, waren die Playbacks bereits fertig eingespielt. Sie brauchte also nur noch ihren Part auf Band zu bringen, was sich allerdings nicht so einfach umsetzen ließ. Nicht nur das Playback-Verfahren war ihr bis dato fremd, sondern auch die deutsche Sprache. So musste jedes einzelne Wort langsam und präzise mit ihr durchgegangen werden. Zur Unterstützung notierte sie sich den Text in englischer Lautschrift. Dann musste die Aussprache geübt und schlussendlich noch die Worte der Melodie angepasst werden - alles in allem eine echte Herausforderung.
Heulend aus dem Studio
Der 09. März 1965, an dem ihre erste Aufnahmesitzung in Köln stattfand, blieb Wanda Jackson bestens in Erinnerung: "Mal ganz abgesehen von der Zeit, die ich benötigte, um die Aussprache in den Griff zu bekommen, brauchte ich weitere sechs Stunden vor dem Mikrophon, bis die Aufnahme im Kasten war". Bei der mühsamen Aufnahme, von der hier die Rede ist, handelte es sich um den Titel "Santo Domingo", welcher als ihre deutsche Debüt-Single vorgesehen war. "Ich bin nie eine Sängerin gewesen, die bei der Arbeit mit Temperamentsausbrüchen aufwartet, aber bei der Aufnahme bin ich mehrmals heulend aus dem Studio gerannt."
Fernando, Alfredo und José
Der Lohn für alle Müh’ und Plag’ war ein sehr erfolgreicher Einstand auf dem hiesigen Plattenmarkt. Die Geschichte über "Fernando, Alfredo und José" wurde zum Bestseller und zählt heute zu den beliebtesten Evergreens der 1960er Jahre. Dieser Erfolg zog natürlich weitere Plattenveröffentlichungen und auch Fernsehauftritte nach sich. "Es war hart genug gewesen, diese Lieder auf Band zu bekommen, aber für die Fernsehauftritte wurde es noch härter für mich. Nicht nur, dass ich die Texte auswendig lernen musste, die Lippenbewegungen hatten natürlich auch synchron zu sein". Sie schaffte es mit Bravour und niemand ahnte, dass sie keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie eigentlich sang - es war den Aufnahmen nicht anzuhören.
Die Party ist noch nicht vorbei

Ihr Gastspiel auf dem hiesigen Schlagermarkt ging 1970 zu Ende. Sie orientierte sich musikalisch neu und wandte sich der Gospelmusik zu. 2011 gelang ihr ein glänzendes Comeback mit dem Album "The party ain’t over". Ein Titel, der Programm ist: nach Europa kam und kommt sie immer wieder gerne, um Live-Auftritte wahrzunehmen - mit im Gepäck auch "Santo Domingo". Seltsamerweise hat sie diesen Titel erst in den 1980er Jahren in ihr Live-Repertoire aufgenommen, nachdem das Publikum beharrlich danach fragte. Es hatte das Lied von damals nicht vergessen.
Besondere Plattencover von Wanda Jackson


