Udo Jürgens am 02.09.2014 vor einer Preview der ARD-Dokumentation "Der Mann, der Udo Jürgens ist" in Hamburg

Schlagerikone, ESC-Größe und Frauenheld: Udo Jürgens wäre 90 geworden

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger
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Oliver Schönfeld
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Am 30. September wäre Udo Jürgens 90 Jahre alt geworden und im Dezember jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal. Wir blicken zurück auf die einzigartige Karriere des beliebten Schlagerstars.

"Nachwuchsstar Udo Jürgen Bockelmann"
Für 83 Pfennige gab's Polka oder Jazz
Mit 16 Jahren zum ersten Erfolg
Banale Schlagerfilme in Frauenkleidern
Die Wende kam beim Grad Prix
Von "Sonja, wach auf" zum "Griechischen Wein"
Udo Jürgens und die Frauen
Todesursache Herzversagen
Besondere Plattencover von Udo Jürgens

Der "vielversprechende Nachwuchsstar Udo Jürgen Bockelmann"

Der kleine Udo musizierte bereits seit frühester Kindheit. Nicht etwa mit dem Klavier, wie man vermuten möchte, sondern mit einer Mundharmonika. Man erzählt, dass er im Alter von fünf Jahren als erstes sein Lieblingslied "Die blauen Dragoner, die reiten" spielte.

Das heiß ersehnte Akkordeon bekam er wenige Jahre später. Es war das Instrument, mit dem er seine ersten Auftritte nach Ende des zweiten Weltkriegs in Kiel absolvierte. Auf dem Plakatanschlag war vom "vielversprechenden Nachwuchsstar Udo Jürgen Bockelmann" zu lesen. Seine aus alten Säcken bestehende mexikanische Verkleidung kam gut beim Publikum an.

"Ich gestehe offen, dass unter Udos Lieder einige sind, die ich gern selbst komponiert hätte. Die musikalische Galanterie, die viele seiner Lieder auszeichnet, hat Seltenheitswert im deutschen Liederschaffen." 

Für 83 Pfennige gab's Polka oder Jazz

Als Udo Jürgens nach dem Krieg in seine Heimat Kärnten zurückkehrte, ging er erstmal wieder zu Schule. 1947 begann Jürgens mit dem Klavierspielen. Ein Jahr später ging er für ein Musikstudium ans Landeskonservatorium Klagenfurt. Er belegte die Fächer Klavier, Harmonielehre und Komposition - und Gesang, allerdings nur weil es ein Pflichtfach war.

Nebenbei tingelte er durch zahlreiche Lokale und spielte in britischen Soldatenclubs. Er legte sich den Künstlernamen Udo Bolan zu und gründete seine erste eigene Kapelle. Die Auftritte waren günstig zu haben: Für einen Stundenlohn von 83 Pfennig spielte er Jazz und Polka, je nach Anforderung.

"Ob er ein Idol ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass er etwas kann und gut ist, verdammt gut sogar. Das ist mehr wert, als ein Idol zu sein." 

Udo Jürgens hatte mit 16 Jahren erste Erfolge

Der Österreichische Rundfunk schrieb 1950 einen Kompositions-Wettbewerb aus, an dem Jürgens teilnahm. Von den rund 400 Einsendungen fand sein Beitrag "Je t'aime" bei der Jury den meisten Zuspruch. Die gestandenen Komponisten staunten nicht schlecht, als ein Sechzehnjähriger ihnen den ersten Preis wegschnappte. Fortan war er Dauergast im ORF als Sänger, Pianist und Leiter der Funk-Combo im Programm zu hören.

Werner Müller lud ihn nach Berlin ein und vermittelte ihm seinen ersten Schallplattenvertrag in Deutschland. Aus Udo Bolan wurde Udo Jürgens. 1954 stand sein Debüt in den Plattengeschäften: "Es waren weiße Chrysanthemen".

"Wenn ich bei meiner Arbeit Udo Jürgens‘ Platten höre, habe ich die besten Ideen."

Banale Schlagerfilme in Frauenkleidern

Weltstar und ESC Gewinner Udo Jürgens hält eine Trophäe hoch. Todesursache: Herzversagen
Udo Jürgens

Der Start klang vielversprechend, zumal Udo Jürgens Max Greger und sein Orchester auf einer Russland-Tournee begleiten konnte. Seine Singles lagen jedoch wie Blei in den Regalen. Die Produzenten hatten keine Idee, wie man den jungen Künstler auf dem Markt erfolgreich hätte platzieren können. Alle Versuche schlugen fehl und sein Wunsch, eigene Kompositionen zu singen, stieß bei den Verantwortlichen auf taube Ohren. Daran änderte auch sein Erfolg mit dem Titel "Jenny" beim Songfestival im belgischen Knokke nichts.

Während er auf internationalem Parkett als Komponist Anerkennung fand – für Shirley Bassey schrieb er den Welthit "Reach for the stars" – drehte er in Österreich banale Schlagerfilme in Frauenkleidern.

"Wenn es Udo Jürgens nicht gäbe, müsste man den Schlagermachern wirklich glauben, dass nur banale Texte und primitive Musik beim großen Publikum ankommen."

Die Wende für Udo Jürgens kam beim Grand Prix

Die Wende kam erst mit seiner Teilnahme am Grand Prix d'Eurovision de la Chanson. Insgesamt dreimal vertrat Udo Jürgens sein Heimatland Österreich mit zunehmendem Erfolg. 1966 schließlich trug er die Siegertrophäe für "Merci Chérie" nach Hause. Damit schaffte er seinen endgültigen Durchbruch und Jürgens konnte sich sogar weltweit in den Hitparaden platzieren. Er trat im Pariser "Olympia" auf, unternahm zahlreiche Tourneen im In- und Ausland und die Schallplattenhits folgten.

Schlagersänger, ESC-Gewinner und Weltstar Udo Jürgens, 1966 (Griechischer Wein)
Udo Jürgens beim "Grand Prix d'Eurovision de la Chanson" 1966 in Luxemburg

Von "Sonja, wach auf" zum "Griechischen Wein"

Ein Griechenland-Urlaub war Inspiration für Udo Jürgens' nächsten Hit. Dieser sollte zu einem Nummer-1-Verkaufshitparaden Erfolg werden. Seine Ferien hatte er vorzeitig beendet und die Familie im Urlaubsdomizil zurückgelassen. Bei Regenwetter trat der Sänger den Heimflug an, fühlte Melancholie und trug die Bouzouki-Klänge, die er dort gehört hatte, in seinen Gedanken mit. Zu Hause am Klavier setzte er seine Eindrücke in einer Melodie um.

"Sonja, wach‘ auf" – so der Vorschlag des Texters Michael Kunze – könnte die Refrainzeile lauten. Doch Udo Jürgens war hiervon nicht überzeugt. Erst als eine große Orchesterfassung aufgenommen wurde, kam die zündende Textidee: "Griechischer Wein" – ein Welthit war geboren. Zu seinen besten Liedern gehören auch "Mit 66 Jahren", "Ich war noch niemals in New York", "Aber bitte mit Sahne" und "Vielen Dank für die Blumen".

Udo Jürgens am 02.09.2014 vor einer Preview der ARD-Dokumentation "Der Mann, der Udo Jürgens ist" in Hamburg

Udo Jürgens und die Frauen

Udo Jürgens liebte die Frauen - und sie liebten ihn. In seinem Leben hatte er zahlreiche Affären und Geliebte.

Zwei Frauen gab Udo Jürgens in seinem Leben das Jawort. Treu war er ihnen jedoch nicht. Von 1964 bis 1989 war er mit Erika Meier, genannt Panja, verheiratet. Gemeinsam bekamen sie zwei Kinder – einen Sohn und eine Tochter. Im Zeitraum seiner ersten Ehe kamen zwei weitere, nicht eheliche Töchter hinzu.

Von 1999 bis 2006 hielt seine Ehe mit Corinna Reinhold, mit der er in Zumikon in der Schweiz lebte. Danach war er bis zu seinem Tod 2014 mit der Journalistin Michaela Moritz zusammen.

Todesursache Herzversagen

Udo Jürgens hatte gerade den ersten Teil seiner 25. Konzerttournee beendet und einen großen Auftritt in der "Helene Fischer Show" hinter sich. Doch den zweiten Teil seiner Tournee und die Ausstrahlung der Show erlebte er nicht mehr.

Am 21. Dezember 2014 brach Udo Jürgens während eines Spaziergangs in Gottlieben in der Schweiz zusammen und konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Er starb im nahe gelegenen Kantonspital Münsterlingen an Herzversagen im Alter von 80 Jahren.

Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Das Grabmal von Udo Jürgens stellt einen mit einem weißen Tuch zugedeckten Flügel aus Marmor dar.

Das berichtet Pepe Lienhard über Udo Jürgens

Pepe Lienhard hatte zu Udo Jürgens eine besondere Beziehung, sowohl als Musiker als auch als Freund. 37 Jahre lang war Lienhard mit seiner Band mit Udo Jürgens auf Tournee. Am Abend vor Udo Jürgens Tod trafen sich die beiden Musiker zum letzten Mal.

Besondere Plattencover von Udo Jürgens

Plattencover Udo Jürgens
Udo Jürgens stand in den 1950er-Jahren bei der Polydor unter Vertrag, seine Platten kamen zunächst auf dem Sub-Label "Heliodor" heraus. Dort fand er sich mit Bert Kaempfert oder Jimmy Makulis in guter Gesellschaft. 1958 erschien seine erste Single beim renommierten Polydor-Label, allerdings stand dort der Name "Die Trocaderos" zu lesen, eine Gesangsgruppe, die Udo Jürgens als Lead-Sänger verstärkte. Begleitet vom Orchester Werner Müller sang er zwei amerikanische Hits in deutscher Sprache.
Plattencover von ESC GEwinner und Schlagersänger Udo Jürgens zu "Siebzehn Jahr, blondes Haar".
"Siebzehn Jahr, blondes Haar" - 1965 konnte er sich damit über 15 Wochen in den Top Ten platzieren, im Dezember gelang die Bestnotierung mit Rang 4. Ein Jahr später wurde er dafür von Radio Luxemburg mit dem "Goldenen Löwen" ausgezeichnet. Das Lied wurde zu einem seiner Markenzeichen. Anfang der 1970er-Jahre nahm er es erneut auf - das Original blieb jedoch unerreicht.
Plattencover von Schlagerlegende und ESC Gewinner Udo Jürgens von "Griechischer Wein"
Mit "Griechischer Wein" gelang Udo Jürgens 1975 der Hit des Jahres, der im Ausland ebenso erfolgreich war. Die englische Fassung ("Come share the wine") sang Bing Crosby – es war seine letzte Studioaufnahme vor seinem Tod. In Griechenland wurde es unter dem Titel "Kerna Krassi" zu einem Art Volkslied. Auf Einladung seiner Regierung empfing Griechenlands Ministerpräsident Karamanlis Udo Jürgens in Athen, um ihm für dieses Lied über griechische Gastarbeiter in Deutschland zu danken.