Schlagerlegende

Tony Christie auf der Erfolgsspur nach Amarillo

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Hans-Jürgen Finger

"Ich kann nicht sagen warum, aber ich wusste immer, dass ich singen kann." Die Frage nach dem Weg in die texanische Stadt Amarillo hat Tony Christie für alle Zeiten einen festen Platz im Pop-Olymp beschert. Wir blicken auf ein 55-jähriges Bühnenleben zurück, das zeitweise einer turbulenten Achterbahnfahrt glich.

Schon immer wollte Anthony Fitzgerald, so sein bürgerlicher Name, Sänger werden. Bereits während der Schulzeit wirkte er im Chor mit und fiel mit seiner markanten Stimme auf. Zusammen mit einem Schulfreund imitierte er auf dem Weg zur Schule die "Everly Brothers" und sie nannten sich "The Grant Brothers". Die Namensfindung war unspektakulär: "Wir steckten einfach ziellos einen Stift in das Telefonbuch". Die beiden schlossen sich bald einer Gruppe an, welche die Menschen in den Krankenhäusern und Altenheimen der Umgebung unterhielten.

Tags Buchhaltung, abends Auftritt

Der Vater bestand darauf, dass sein Sohn einen ordentlichen Beruf zu erlernen hatte. Während er sich tagsüber in seinem Studium der Buchhaltung mit Kostenermittlung und -planung beschäftigte, sang er nach Dienstschluss in Arbeiterclubs. Als sich "The Grant Brothers" trennten, ging es bei der Gruppe „The Counterbeats“ und später bei "The Trekkers" weiter. Mittlerweile war aus ihm ein in der ganzen Grafschaft Yorkshire populärer Sänger geworden, der sich nun entschloss, als Solist nach London zu gehen. Der griffige Künstlername fand sich, nachdem er "Darling" mit Julie Christie im Kino gesehen hatte.

Kein Erfolg in London

Tony Christie (Foto: dpa Bildfunk, dpa/Picture Alliance -)
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In London wurde er bald von einem Manager entdeckt und Mitte der 1960er Jahre gab es die ersten Schallplattenaufnahmen. Doch der Durchbruch blieb aus. Tony Christie trat wieder in den nördlichen Clubs seiner Heimat auf, wo die Menschen ihn in ihr Herz geschlossen hatten und ihn mit Preisen und Auszeichnungen belohnten. Im Rahmen solch einer Preisverleihung lernte er den Manager Harvey Lisberg kennen, der bereits für die Band „Herman’s Hermits“ und später auch für „10 CC“ erfolgreich tätig war. Das Blatt begann sich zu wenden, als dieser versprach: "Ich mache einen Star aus Dir."

Durchbruch mit "Las Vegas"

Tony Christie (Foto: dpa Bildfunk, dpa/Picture Alliance -)
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Auftritte im Fernsehen, im renommierten "Batley Variety Club" - einem Top-Nachtclub im Norden Englands, in welchem 1.600 Zuschauer Platz fanden - und als Mitglied des britischen Teams beim Song-Festival im belgischen Seebad Knokke halfen Tony Christie, seine Rolle im Showbiz zu festigen. Darüber hinaus gelang es Harvey Lisberg, einen Exklusiv-Plattenvertrag mit MCA Records auszuhandeln. Das Autoren- und Produzententeam Mitch Murray und Peter Callander schrieb für Tony Christie die passenden Titel und gleich die erste Single „Las Vegas“ wurde im Januar 1971 sofort zum Hit. Der Durchbruch war geschafft.

Tony Christie - der Steckbrief

Geborenam 25. April 1943 in Conisbrough, England, bürgerlicher Name Anthony Fitzgerald.
HitMit "(Is this the way to) Amarillo" schaffte es Tony Christie 1971, zugleich die Nummer 1 in England und in Deutschland zu werden
Zitat IDie Zeitung "Tagesspiegel" nannte Christies Hit "Sweet September" eine "Art Zeitlupen-Sirtaki mit Schunkelgarantie".
Zitat IINeil Sedaka, Sänger und Schöpfer von "Amarillo" nannte Tony Christies Version "viel besser" als die eigene.

Besondere Plattencover von Tony Christie

Plattencover von Tony Christie (Foto: SWR, MCA (Coverscan) -)
Die amerikanischen Städte brachten Tony Christie nicht nur in England sondern in ganz Europa Hitehren ein: nach „Las Vegas“ (1971) und „Amarillo“ (1971) folgte das im US-Bundesstaat Nevada gelegene „Reno“ (1972). Kleine Notiz am Rande und ein Griff in die Raritätenkiste: die deutsche Fassung „Geh’ noch nicht nach Reno“ sang Thomas Strasser, der Sohn von Hugo Strasser… MCA (Coverscan) -
Plattencover von Tony Christie (Foto: SWR, RCA (Coverscan) -)
Als die britische Club-Szene zerfiel, kehrte Christie England den Rücken und ließ sich in Spanien nieder. Während es ihm in Großbritannien nicht gelang, einen Plattenvertrag zu erhalten, verlief seine europäische Karriere erfreulich gut. Vor allem in Deutschland hatte er eine große Fangemeinde. Die LP „Ladies’ Man“ (1980) beinhaltete gleich drei Singles: „Mexico City“, „Train to yesterday“ und allen voran „Sweet September“ - ein Lied, das ihm hierzulande wieder zu einem Hit verhalf. RCA (Coverscan) -
Plattencover von Tony Christie (Foto: SWR, White Records (Coverscan) -)
Anfang der 1990er Jahre begann eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Jack White. Er etablierte Tony Christie in Deutschland als Hit-Garant und die Alben "Welcome to my music" und "Welcome to my music - 2" wurden mit Edelmetall ausgezeichnet. Die gleichnamigen großen Deutschland-Tourneen gerieten zum Erfolg: "Standing ovations für einen Vollblut-Musiker" - "Ein wahres Feuerwerk" - so lauteten die Überschriften in der Presse. White Records (Coverscan) -

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Hans-Jürgen Finger ist jede Woche auf der Suche nach Schlager-Juwelen. Hier geht es nicht nur um Evergreens und Ohrwürmer - sondern auch um echte Raritäten.

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