Demis Roussos im Jahr 2011 beim "Musikantenstadl". (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Bodo Schackow)

Demis Roussos - der "griechische Gott des Pop"

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Hans-Jürgen Finger

Weltweit rund 60 Millionen verkaufte Schallplatten - das ist Demis Roussos gelungen. 2021 wäre der "griechische Gott des Pop" 75 Jahre alt geworden.

Die Familie Roussos in Ägypten

Die aus Griechenland stammende Familie Roussos war bereits seit zwei Generationen in Ägypten ansässig. In Alexandria kam ihr Sohn Demis zur Welt. Von frühester Kindheit an kam er mit Musik in Berührung: Arabische Klänge auf den Straßen, europäische Sender im Radio.

Auch zuhause wurde musiziert. Der Vater spielte Gitarre und die Mutter sang. Vom Singen angezogen, trat der kleine Demis dem Chor der griechisch-byzantinischen Kirche bei, mit dem er fünf Jahre lang als Solist sang. Das erste Instrument, das er spielte, war die Gitarre seines Vaters, die er ungestüm zerbrach, um daraus ein Boot zu basteln.

Karrierebeginn in Griechenland

Familie Roussos war 1961 im Zusammenhang mit der Suez-Krise wieder in die Heimat Griechenland zurückgekehrt. Wenige Jahre später fuhr er mit ein paar Freunden von Piräus aus per Boot zu der nahegelegenen Insel Spetses. Dort gab es den Club "Nereida", wo die Clique als Band ein Engagement bekam.

In der Gruppe "The Idols" war er nicht nur der Mann an der Bass-Gitarre, sondern stach auch als Sänger hervor. Hier nahm seine Karriere den eigentlichen Anfang.

Internationale Reisen - internationale Erfolge

Die Begegnung mit den Musikern Lucas Sideras, Argyris Koulouris und vor allem Vangelis Papathanassiou (bekannt als "Vangelis") brachte die entscheidende Wende.

Demis Roussos verließ seine Band, um stattdessen mit Vangelis zusammenzuarbeiten. Die jungen Musiker erkannten bald, dass internationaler Erfolg nur außerhalb Griechenlands möglich war. Sie fassten den Entschluss, nach London, damals bedeutender Dreh- und Angelpunkt in der Popmusik, aufzubrechen.

Dort kamen sie nie an, denn auf Grund einer fehlenden Arbeitserlaubnis durften sie nicht einreisen. Im Mai 1968 strandeten sie in Paris und konnten die Stadt wegen der Studentenunruhen nicht mehr verlassen. Ihre Ersparnisse schmolzen dahin und so fassten sie in ihrem Hotelzimmer einen kühnen Plan. Gerade hielt der Weltkonzern Philips in Paris eine internationale Konferenz ab. Sie suchten die griechische Delegation auf und schilderten ihre Situation. Der Chef erzählte seinen Kollegen, dass er eine Band entdeckt hätte:

Es war die Geburtsstunde von "Aphrodite’s Child".

"Aphrodite’s Child" über Nacht zum Erfolg

In einem kleinen Kellerraum im Pariser Hotel "Porte d’Italie" entstand der Titel "Rain and tears". Die Platte wurde in kurzer Zeit zu einem europaweiten Riesenhit. "Aphrodite’s Child" war über Nacht eine gefragte Gruppe geworden.

Sie spielten im Pariser "Olympia" als Vorgruppe von Sylvie Vartan, bereisten zahlreiche Clubs in Südfrankreich und traten in unzähligen Fernsehsendungen auf. Zwei Jahre lang dauerte der Höhenflug, der weitere Single-Hits, zwei LPs und zahlreiche Spitzenplatzierungen in halb Europa mit sich brachte.

Nach dem Riesenerfolg folgt die Trennung

Streitigkeiten innerhalb der Band führten dazu, dass sich "Aphrodite’s Child" inmitten der Arbeiten zu einem neuen Album trennten. Unterstützt von seiner Plattenfirma verfolgte Demis Roussos nun eine von ihm ohnehin angedachte Solo-Karriere. 1971 erschien sein Debüt-Album "Fire and ice", das noch weitgehend unbeachtet blieb. Die dazu gehörende Single-Auskopplung "We shall dance" hingegen geriet zu einem europaweiten Hit.

Demis Roussos, Anfang der 1970er Jahre. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance / United Archives/TopFoto | 91050/United_Archives/TopFoto)
Demis Roussos, Anfang der 1970er Jahre.

Demis Roussos Solokarriere

Mit Alex Costandinos und Stelios Vlavianos lernte er zwei wichtige Männer kennen, die für seinen weiteren Erfolg maßgeblich verantwortlich zeichneten. Die beiden schrieben nahezu alle großen Hits für ihn, beginnend mit "Forever and ever" im Jahr 1973.

Im gleichen Jahr startete Demis Roussos mit Aufnahmen in deutscher Sprache. In Deutschland war es Leo Leandros, der Vater von Vicky Leandros, der ihm maßgeschneiderte Lieder schrieb: "Goodbye, my love, goodbye" wurde für Demis Roussos zu einer Art Markenzeichen.

Diese Hits, gepaart mit seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung, machten ihn "anders" und unverwechselbar. Millionen von weltweit verkauften Alben, aufgenommen in mehreren Sprachen, machten ihn zu einem Weltmann in Sachen Musik. Inspiration fand er in folkloristischen Themen, die er in zeitgemäßen Sound verpackte und so den Nerv der Zeit traf.

Demis Roussos bei einem Auftritt in der Show "Pop 73" in der Philharmonie in Berlin. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Dieter Klar | Dieter Klar)
Nach dem Ende von "Aphrodite's Child" startete Demis Roussos seine Solokarriere.

Bald sprach man vom "Phänomen Demis Roussos": Eine beeindruckende Statur in lange, wallende Gewänder gehüllt, der zerzauste Bart wie eines Propheten, ein selbstbewusstes und zufriedenes Lächeln im Gesicht, majestätische Bewegungen auf der Bühne - all dies hatte weltweiten Erfolg.

"Meine Karriere war wie ein Wirbelwind."

Demis Roussos pompöses Leben

Für diesen Erfolg arbeitete er hart und konnte sich dadurch ein luxuriöses Leben leisten. Er fuhr teure Wagen, hatte sich ein eigenes Aufnahmestudio für die stolze Summe von 600.000 DM in einer alten Kapelle eingerichtet und lebte jahrelang in einem pompösen Schloss in Frankreich. Die britische Presse bezeichnete sein Anwesen als "das Haus, in dem die Katzen mit Kaviar gefüttert werden." Ende der 1970er Jahre wurde ihm der ganze Rummel zu viel. Er verkaufte das Haus und zog im Juni 1979 nach Kalifornien, wo ihn niemand kannte.

Demis Roussos mit seiner Ehefrau Dominique und Sohn Cyril. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Horst Ossinger | Horst Ossinger)
Demis Roussos mit seiner Ehefrau Dominique und Sohn Cyril.

Demis Roussos - von Amerika zurück nach Europa

Nach dreijährigem Amerika-Aufenthalt zog es ihn nach Europa zurück und er nahm wieder neue Platten auf.

"Es waren anspruchsvollere Alben, die mehr Recherche erforderten. Sie verkauften sich nicht mehr so gut, dafür hatte ich mehr Freude dabei."

Er nahm beispielsweise eine Platte mit berühmten französischen Chansons auf oder eine mit populären Opernmelodien und klassischen Werken.

Übergewicht und Gewichtsabnahme

Abseits des Musikgeschäfts sorgte Demis Roussos mit seinem Körpergewicht für Schlagzeilen. 1980 brachte er 147 Kilogramm auf die Waage und musste umdenken. Er begann eine Diät und schaffte es, binnen zehn Monaten 50 Kilogramm zu verlieren. Dieses neue Lebensgefühl brachte ihn dazu, zusammen mit Véronique Skawinska, der damaligen Ehefrau von Vangelis, ein Buch mit dem Titel "A question of weight" zu verfassen.

Demis Roussos mit weitem Gewand auf einem Konzert. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Photoshot | -)
Demis Roussos war bekannt für seine ausgefallene Kleidung.

Demis Roussos letzte Jahre

Zum  Start des neuen Jahrtausends veröffentlichte er nach vielen Jahren wieder eine Handvoll neuer deutscher Lieder und 2008 konnte er sein 40-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Sein letztes Studioalbum entstand 2009.

"Das Beste im Leben ist nicht, Millionen zu besitzen. Ich möchte noch einmal 20 Jahre alt sein, aber mit dem Wissen, das ich heute besitze."

Demis Roussos bereue es, während seiner Karriere so wenig Zeit für seine beiden Kinder gehabt zu haben. Aber er war auch ein glücklicher Mann, der seinen Traum lebte und ihn zur Wirklichkeit werden ließ. Am 25. Januar 2015 verstarb er im Alter von 68 Jahren in Athen an einer Krebserkrankung.

Demis Roussos bei einem Fernsehauftritt in der Show "Ein Kessel Buntes". (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Franke | ZB-Zentralbild)
Demis Roussos bei einem Fernsehauftritt in der Show "Ein Kessel Buntes".

Ein Museum zu Ehren Demis Roussos

Am 15. Juni 2016, dem Tag, an dem er 70 Jahre alt geworden wäre, eröffnete in der niederländischen Stadt Nijkerk das "Demis Roussos-Museum", das viele Erinnerungsstücke, Auszeichnungen und Fotos zeigte. Zwischenzeitlich ist der größte Teil dieser Sammlung nach Athen umgezogen.

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