Karrierestart im Himmel
Eigentlich wollte der junge Medizinstudent Roberto in den Semesterferien nur seinen Vater besuchen. Der war kubanischer Revuestar und deshalb ständig auf Reisen und gastierte gerade in Deutschland. Dieser Flug nach Frankfurt aber war der Start für Roberto Blancos sagenhafte Karriere. Mit an Bord war ein elegant gekleideter Mann, der von dem jungen, gut gelaunten Roberto begeistert war, als dieser mit den Stewardessen in mehreren Sprachen seine Faxen trieb.
Filmvertrag auf Flugzeug-Serviette
Der Mitreisende stellte sich als Regisseur Alfred Weidenmann vor und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, in einem deutschen Film mitzuspielen. Noch unterwegs wurden sie sich einig und schlossen hilfsweise auf einer Serviette der Fluggesellschaft eine Art vorläufigen Vertrag. Schon wenig später sah ihn das deutsche Publikum erstmals auf der Kinoleinwand in dem 1957 gedrehten Film "Der Stern von Afrika", in dem er einen jungen Laufburschen spielte.

Ein Engagement von Josephine Baker
Jetzt hatte Roberto Blanco Blut im Showgeschäft geleckt. Der Medizinstudent gewann während der Funk- und Fernsehausstellung im August 1957 in Frankfurt einen Gesangswettbewerb, gab sein Studium auf und zog nach Deutschland. Es folgte der erste Schallplatten- und Fernsehvertrag, aber es kam noch besser: Die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Josephine Baker suchte für ihre Tournee einen gutaussehenden jungen Mann mit guter Stimme. Roberto Blanco hatte beides und wurde engagiert. Und sie gab ihm einen Ratschlag, den er bis heute beherzigt.
"Toll, mein Sohn, Du hast keine Angst vor dem Publikum. Aber etwas fehlt: Du musst immer lachen, du musst ein Sieger auf der Bühne sein, sonst glauben die Leute, dass du Angst hast."
Mit Jack White gelang die Wende
Trotz aller Lobeshymnen und rosigster Prophezeiungen begannen zwölf magere Jahre. Er tingelte von einem Job zum nächsten, aber seine Schallplatten erreichten bestenfalls Auflagen von 15.000 Stück. Dies änderte sich Ende der 1960er Jahre, als er auf den Sänger, Musikproduzenten und "Schlager-Macher" Jack White traf, der ihn unter Vertrag nahm.

Chauffeurdienst für den Sieg beim Schlager-Wettbewerb
White produzierte "Heute so, morgen so" und meldete den Titel zum Deutschen Schlager-Wettbewerb an. Roberto Blanco glaubte nicht an den Erfolg der Nummer und schwor seinem Produzenten, ihm drei Tage lang als Chauffeur zu dienen, wenn es klappte. Blanco siegte und so kutschierte der neugeborene Star drei Tage lang seinen Förderer im offenen Wagen durch Wiesbaden. Die Platte verkaufte sich über 100.000 Mal und brachte ihm auch gleich den ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade ein.
Allerdings war der Erfolg von Zwistigkeiten überschattet. Der gemeinsame Vertrag von Roberto Blanco und Jack White sah eine Bindung der beiden für sechs Jahre vor. Doch das entscheidende Wort "exklusiv" war darin nicht enthalten. Als Roberto Blanco einen Vertrag bei einer anderen Plattenfirma abschloss, geriet er mit seinem Produzenten in Streitigkeiten und das Verhältnis zwischen den beiden hat sich erst später wieder normalisiert.
"Ein bisschen Spaß muss sein" wird der Blanco-Hit
Von nun an nahm seine Karriere schnell an Fahrt auf und die Hits folgten am Fließband: "Amarillo", "Der Puppenspieler von Mexiko" und 1972 entstand schließlich der Dauerbrenner, der bis heute seine Visitenkarte blieb: "Ein bisschen Spaß muss sein". Das Folgejahr brachte einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere, als seine erste Personality-Show über die deutschen Bildschirme flimmerte.
"Roberto ist ein Genie. Er kann rhythmisch singen, er kann fröhlich singen. Er war der ideale Interpret für "Ein bisschen Spaß muss sein"."

Unerfüllter Traum: Ein Auftritt beim Grand Prix
Mehrfach versuchte Roberto Blanco am Grand Prix d’Eurovision de la Chanson teilzunehmen. Sein Wunsch blieb allerdings unerfüllt, denn er scheiterte bereits bei der Vorentscheidung, wie 1970 mit dem gefälligen Schlager "Auf dem Kurfürstendamm sagt man Liebe" oder 1979 mit der fröhlichen Einstellung "Samba Si, Arbeit No". Immerhin erreichte er mit dieser vom Komponisten und Grand-Prix-Songschreiber Nummer 1 Ralph Siegel produzierten Nummer den vierten Platz beim Vorentscheid.
"Roberto Blanco hat den Leuten Freude gemacht und hat sie unterhalten. Das ist eine große Kunst."
Roberto Blanco wird Fernsehstar und macht "Wahlkampf"
1976 brach die "Roberto Blanco Show" alle Rekorde und erreichte eine Einschaltquote von sagenhaften 49 Prozent. Neben unzähligen Auftritten in Musiksendungen trat er 1980 kurzzeitig die Nachfolge von Rudi Carrell an und moderierte vier Ausgaben der TV-Quizshow "Noten für zwei". Im selben Jahr veröffentlichte er – passend zum stattfindenden Wahlkampf – die musikalische Frage "Wer gewinnt – wer wird Kanzler?". Ansonsten blieb sein künstlerisches Schaffen unpolitisch. Nur einmal witzelte er auf einem Parteitag "Wir Schwarzen müssen immer zusammenhalten". Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß war darüber erfreut und Roberto Blanco erhielt als Auszeichnung für sein künstlerisches Werk die Ehrenmitgliedschaft bei der CSU.

Besonderer Auftritt im kubanischen Nachtclub "Tropicana"
Roberto Blanco hatte sich zur deutschen Show-Kanone ersten Ranges emporgearbeitet. Es gab kaum eine namhafte Unterhaltungssendung, in der er nicht zu sehen war. Seine Lieder sang er in vielen Sprachen, wie beispielsweise Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Arabisch. So war er auch im Ausland ein viel beschäftigter Mann. Ein besonderes Erlebnis war für ihn 1987 sein erster Auftritt auf Kuba. Er erhielt in der Revue des berühmten "Tropicana-Nightclub" in Havanna als erster ausländischer Künstler einen eigenen Show-Block und zog das verwöhnte Publikum in seinen Bann.
"Man wird als Schlagersänger immer in eine Schublade gesteckt. Aber wenn man mich auf der Bühne sieht, singe ich alles."
Aufgewachsen als Junge im Mädcheninternat
Diese Erfolge waren nicht vorauszuahnen, als Roberto Blanco am 7. Juni 1937 in Tunis das Licht der Welt erblickte. Seine Eltern waren als "Botschafter der kubanischen Musik" auf Welttournee und gaben zu dieser Zeit dort ein Gastspiel. Roberto war zwei Jahre alt, als seine Mutter starb. Der Vater musste den Lebensunterhalt verdienen und gab daher das Kind in ein von Nonnen geführtes Mädcheninternat in Beirut. Dort wuchs er als einziger Junge unter lauter Mädchen auf.
"Ich war wie ein Maskottchen und alle wollten mich umarmen. Da habe ich eine wunderschöne Zeit gehabt."
Zwei Töchter und viele Affären
Robertos Vater, der Revuestar, wollte, dass der Sohn Arzt wird. Aber der Sohn nahm sich den Vater zum Vorbild, wurde erfolgreicher Künstler und erfüllte den Senior mit Stolz. Grund zur Freude hatte Roberto Blanco auch im Privatleben. Bereits 1964 heiratete er die Schweizerin Michelle. Aus dieser Verbindung gingen die Töchter Patricia und Mercedes hervor. Stets hat der Entertainer die schönen Dinge des Lebens in vollen Zügen genossen und so blieb es nicht aus, dass seine vielen Reisen auch die eine oder andere Affäre mit sich brachten.

Tochter-Zwist und Rosenkrieg mit der ersten Frau
All dies hatte seine Frau toleriert, bis der uneheliche Sohn Robin auftauchte. Nach über vierzig Jahren ging die Ehe in die Brüche und endete in einem Rosenkrieg, der von einem großen Medieninteresse begleitet wurde. Auch seine Tochter Patricia konnte ihm diese Episode nicht verzeihen und es kam zu einem Zerwürfnis, das bis heute besteht.
Neue Liebe Luzandra und Spaß an der Arbeit
Neuen Halt fand er bei der 40 Jahre jüngeren, gebürtigen Kubanerin Luzandra, die Roberto Blanco 2013 heiratete. Sie brachte auch neuen Schwung in seine Karriere.

Pünktlich zu seinem Geburtstag kam ein neues Doppelalbum auf den Markt. Zudem steht er derzeit in Dieter Hallervordens Schlosspark-Theater in Berlin in dem Stück "Monsieur Claude und seine Töchter" auf der Bühne. Mit viel Energie macht er zur Freude seines Publikums weiter und denkt nicht daran, sich in den Ruhestand zu verabschieden.
"Ich bin so, wie ich bin. Ich bin ein positiver und glücklicher Mensch und liebe das Leben."
Das ist Roberto Blanco
Eltern | das kubanische Revuepaar Mercedes Blanco und Alfonso Zerquera |
Hitparade | "Twistin‘ mit Monika" – die deutsche Cover-Version des Sam Cooke-Hits "Twistin’ the night away" bescherte Roberto Blanco 1963 die erste Hitparaden-Notierung (Platz 47). |
Staatsangehörigkeit | zunächst kubanisch, seit 1971 deutsch |
Autor | 2017 veröffentlichte er seine Autobiografie "Von der Seele". |
Engagement | unterstützt die Organisation "Ärzte ohne Grenzen", Patenschaften bei "World Vision Deutschland e. V." |