Roberto Blanco im Anzug mit Krawatte breitet auf der Bühne lächelnd die Arme aus, in der rechten Hand das Mikrofon (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Eventpress | Eventpress Golejewski)

Schlagerlegende

"Ein bisschen Spaß muss sein" – bei Schlagersänger Roberto Blanco immer

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Breites Zahnpasta-Lächeln und die Devise "Ein bisschen Spaß muss sein" – so kennt und liebt man Roberto Blanco. Der Höhenflug des Schlagerstars begann 1956 über den Wolken.

Karrierestart im Himmel

Eigentlich wollte der junge Medizinstudent Roberto in den Semesterferien nur seinen Vater besuchen. Der war kubanischer Revuestar und deshalb ständig auf Reisen und gastierte gerade in Deutschland. Dieser Flug nach Frankfurt aber war der Start für Roberto Blancos sagenhafte Karriere. Mit an Bord war ein elegant gekleideter Mann, der von dem jungen, gut gelaunten Roberto begeistert war, als dieser mit den Stewardessen in mehreren Sprachen seine Faxen trieb.

Filmvertrag auf Flugzeug-Serviette

Der Mitreisende stellte sich als Regisseur Alfred Weidenmann vor und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, in einem deutschen Film mitzuspielen. Noch unterwegs wurden sie sich einig und schlossen hilfsweise auf einer Serviette der Fluggesellschaft eine Art vorläufigen Vertrag. Schon wenig später sah ihn das deutsche Publikum erstmals auf der Kinoleinwand in dem 1957 gedrehten Film "Der Stern von Afrika", in dem er einen jungen Laufburschen spielte.

Roberto Blancos erster Film: In "Der Stern von Afrika" spielte er mit Joachim Hansen (links in Uniform) und Marianne Koch (rechts am Telefon) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Brüchmann)
In "Der Stern von Afrika" (1956) spielten so bekannte und beliebte Schauspieler wie Marianne Koch (r.), Joachim Hansen (l.) und Hansjörg Felmy oder Horst Frank mit. Das Drehbuch schrieb Herbert Reinecker, die Musik steuerte Hans-Martin Majewski bei, die von Erwin Lehn und seinem Südfunk-Tanzorchester auf Schallplatte herausgebracht wurde.

Ein Engagement von Josephine Baker

Jetzt hatte Roberto Blanco Blut im Showgeschäft geleckt. Der Medizinstudent gewann während der Funk- und Fernsehausstellung im August 1957 in Frankfurt einen Gesangswettbewerb, gab sein Studium auf und zog nach Deutschland. Es folgte der erste Schallplatten- und Fernsehvertrag, aber es kam noch besser: Die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Josephine Baker suchte für ihre Tournee einen gutaussehenden jungen Mann mit guter Stimme. Roberto Blanco hatte beides und wurde engagiert. Und sie gab ihm einen Ratschlag, den er bis heute beherzigt.

"Toll, mein Sohn, Du hast keine Angst vor dem Publikum. Aber etwas fehlt: Du musst immer lachen, du musst ein Sieger auf der Bühne sein, sonst glauben die Leute, dass du Angst hast."

Mit Jack White gelang die Wende

Trotz aller Lobeshymnen und rosigster Prophezeiungen begannen zwölf magere Jahre. Er tingelte von einem Job zum nächsten, aber seine Schallplatten erreichten bestenfalls Auflagen von 15.000 Stück. Dies änderte sich Ende der 1960er Jahre, als er auf den Sänger, Musikproduzenten und "Schlager-Macher" Jack White traf, der ihn unter Vertrag nahm.

Roberto Blanco Album "Heute so" (Foto: SWR, Coverscan CBS)
Die erste Roberto Blanco-LP mit dem Titel "Heute so" stand 1970 in den Regalen.

Chauffeurdienst für den Sieg beim Schlager-Wettbewerb

White produzierte "Heute so, morgen so" und meldete den Titel zum Deutschen Schlager-Wettbewerb an. Roberto Blanco glaubte nicht an den Erfolg der Nummer und schwor seinem Produzenten, ihm drei Tage lang als Chauffeur zu dienen, wenn es klappte. Blanco siegte und so kutschierte der neugeborene Star drei Tage lang seinen Förderer im offenen Wagen durch Wiesbaden. Die Platte verkaufte sich über 100.000 Mal und brachte ihm auch gleich den ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade ein.

Allerdings war der Erfolg von Zwistigkeiten überschattet. Der gemeinsame Vertrag von Roberto Blanco und Jack White sah eine Bindung der beiden für sechs Jahre vor. Doch das entscheidende Wort "exklusiv" war darin nicht enthalten. Als Roberto Blanco einen Vertrag bei einer anderen Plattenfirma abschloss, geriet er mit seinem Produzenten in Streitigkeiten und das Verhältnis zwischen den beiden hat sich erst später wieder normalisiert.

"Ein bisschen Spaß muss sein" wird der Blanco-Hit

Von nun an nahm seine Karriere schnell an Fahrt auf und die Hits folgten am Fließband: "Amarillo", "Der Puppenspieler von Mexiko" und 1972 entstand schließlich der Dauerbrenner, der bis heute seine Visitenkarte blieb: "Ein bisschen Spaß muss sein". Das Folgejahr brachte einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere, als seine erste Personality-Show über die deutschen Bildschirme flimmerte.

"Roberto ist ein Genie. Er kann rhythmisch singen, er kann fröhlich singen. Er war der ideale Interpret für "Ein bisschen Spaß muss sein"."

Roberto Blanco: Cover zu "Ein bisschen Spaß muss sein" (Foto: SWR, Coverscan CBS)
"Ein bisschen Spaß muss sein" erschien in einer wahrlich bunten Aufmachung: Die Vinylplatte war orange und das Schallplattenetikett schwarz. Ein Jahr später wurde die gleichnamige LP an den Handel ausgeliefert.

Unerfüllter Traum: Ein Auftritt beim Grand Prix

Mehrfach versuchte Roberto Blanco am Grand Prix d’Eurovision de la Chanson teilzunehmen. Sein Wunsch blieb allerdings unerfüllt, denn er scheiterte bereits bei der Vorentscheidung, wie 1970 mit dem gefälligen Schlager "Auf dem Kurfürstendamm sagt man Liebe" oder 1979 mit der fröhlichen Einstellung "Samba Si, Arbeit No". Immerhin erreichte er mit dieser vom Komponisten und Grand-Prix-Songschreiber Nummer 1 Ralph Siegel produzierten Nummer den vierten Platz beim Vorentscheid.

"Roberto Blanco hat den Leuten Freude gemacht und hat sie unterhalten. Das ist eine große Kunst."

Roberto Blanco wird Fernsehstar und macht "Wahlkampf"

1976 brach die "Roberto Blanco Show" alle Rekorde und erreichte eine Einschaltquote von sagenhaften 49 Prozent. Neben unzähligen Auftritten in Musiksendungen trat er 1980 kurzzeitig die Nachfolge von Rudi Carrell an und moderierte vier Ausgaben der TV-Quizshow "Noten für zwei". Im selben Jahr veröffentlichte er – passend zum stattfindenden Wahlkampf – die musikalische Frage "Wer gewinnt – wer wird Kanzler?". Ansonsten blieb sein künstlerisches Schaffen unpolitisch. Nur einmal witzelte er auf einem Parteitag "Wir Schwarzen müssen immer zusammenhalten". Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß war darüber erfreut und Roberto Blanco erhielt als Auszeichnung für sein künstlerisches Werk die Ehrenmitgliedschaft bei der CSU.  

Roberto Blanco: Cover von "Wer gewinnt - wer wird Kanzler?" (Foto: SWR, Coverscan Jupiter Records)
Bei der deutschen Cover-Version des Discoklassikers "Que sera mi vida" nahm er Politiker und Parteien auf die Schippe und stellte im Refrain fest: "Sicher ist, dass der nur siegt, der die meisten Stimmen kriegt."

Besonderer Auftritt im kubanischen Nachtclub "Tropicana"

Roberto Blanco hatte sich zur deutschen Show-Kanone ersten Ranges emporgearbeitet. Es gab kaum eine namhafte Unterhaltungssendung, in der er nicht zu sehen war. Seine Lieder sang er in vielen Sprachen, wie beispielsweise Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Arabisch. So war er auch im Ausland ein viel beschäftigter Mann. Ein besonderes Erlebnis war für ihn 1987 sein erster Auftritt auf Kuba. Er erhielt in der Revue des berühmten "Tropicana-Nightclub" in Havanna als erster ausländischer Künstler einen eigenen Show-Block und zog das verwöhnte Publikum in seinen Bann.

"Man wird als Schlagersänger immer in eine Schublade gesteckt. Aber wenn man mich auf der Bühne sieht, singe ich alles."

Aufgewachsen als Junge im Mädcheninternat

Diese Erfolge waren nicht vorauszuahnen, als Roberto Blanco am 7. Juni 1937 in Tunis das Licht der Welt erblickte. Seine Eltern waren als "Botschafter der kubanischen Musik" auf Welttournee und gaben zu dieser Zeit dort ein Gastspiel. Roberto war zwei Jahre alt, als seine Mutter starb. Der Vater musste den Lebensunterhalt verdienen und gab daher das Kind in ein von Nonnen geführtes Mädcheninternat in Beirut. Dort wuchs er als einziger Junge unter lauter Mädchen auf.

"Ich war wie ein Maskottchen und alle wollten mich umarmen. Da habe ich eine wunderschöne Zeit gehabt."

Zwei Töchter und viele Affären

Robertos Vater, der Revuestar, wollte, dass der Sohn Arzt wird. Aber der Sohn nahm sich den Vater zum Vorbild, wurde erfolgreicher Künstler und erfüllte den Senior mit Stolz. Grund zur Freude hatte Roberto Blanco auch im Privatleben. Bereits 1964 heiratete er die Schweizerin Michelle. Aus dieser Verbindung gingen die Töchter Patricia und Mercedes hervor. Stets hat der Entertainer die schönen Dinge des Lebens in vollen Zügen genossen und so blieb es nicht aus, dass seine vielen Reisen auch die eine oder andere Affäre mit sich brachten.

Roberto Blanco Album "Du lebst besser, wenn Du lachst" (Foto: SWR, Coverscan Connector Records)
"Du lebst besser, wenn Du lachst" erschien 2011 und das gleichnamige Album wurde mit kubanischen Musikern aufgenommen. Der Künstler zeigte sich darauf vielfältig und die Palette reichte vom berühmten "Granada" bis hin zu Musik von Charles Aznavour und Chris Rea.

Tochter-Zwist und Rosenkrieg mit der ersten Frau

All dies hatte seine Frau toleriert, bis der uneheliche Sohn Robin auftauchte. Nach über vierzig Jahren ging die Ehe in die Brüche und endete in einem Rosenkrieg, der von einem großen Medieninteresse begleitet wurde. Auch seine Tochter Patricia konnte ihm diese Episode nicht verzeihen und es kam zu einem Zerwürfnis, das bis heute besteht.

Neue Liebe Luzandra und Spaß an der Arbeit

Neuen Halt fand er bei der 40 Jahre jüngeren, gebürtigen Kubanerin Luzandra, die Roberto Blanco 2013 heiratete. Sie brachte auch neuen Schwung in seine Karriere.  

Roberto Blanco posiert mit Ehefrau Luzandra in einem Park vor einem Baum  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Nicole Kubelka/Geisler-Fotopress)
Roberto Blanco mit seiner zweiten Ehefrau Luzandra (2021)

Pünktlich zu seinem Geburtstag kam ein neues Doppelalbum auf den Markt. Zudem steht er derzeit in Dieter Hallervordens Schlosspark-Theater in Berlin in dem Stück "Monsieur Claude und seine Töchter" auf der Bühne. Mit viel Energie macht er zur Freude seines Publikums weiter und denkt nicht daran, sich in den Ruhestand zu verabschieden.

"Ich bin so, wie ich bin. Ich bin ein positiver und glücklicher Mensch und liebe das Leben."

Das ist Roberto Blanco

Elterndas kubanische Revuepaar Mercedes Blanco und Alfonso Zerquera
Hitparade"Twistin‘ mit Monika" – die deutsche Cover-Version des Sam Cooke-Hits "Twistin’ the night away" bescherte Roberto Blanco 1963 die erste Hitparaden-Notierung (Platz 47).
Staatsangehörigkeitzunächst kubanisch, seit 1971 deutsch
Autor2017 veröffentlichte er seine Autobiografie "Von der Seele".
Engagementunterstützt die Organisation "Ärzte ohne Grenzen", Patenschaften bei "World Vision Deutschland e. V."

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