Ella Fitzgerald und Billie Holiday waren die frühen Vorbilder
Nana Mouskouri wuchs in Athen in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur Musik und begann am Konservatorium klassischen Gesang, Klavier und Harmonielehre zu studieren. Neben der Neigung zur ernsten Musik gab es auch die Leidenschaft für alles, was aus Amerika herüberklang. Über Radio Tanger hörte sie die Musik von Ella Fitzgerald oder Billie Holiday und mangels englischer Sprachkenntnisse schrieb sie die Texte phonetisch mit, um zusammen mit ihren Idolen singen zu können.

Die Welt wollte Jazz und Rock von Nana Mouskouri
Ein Vorsingen beim Athener Rundfunk beeinflusste ihren weiteren musikalischen Weg: „Ich sang ein paar griechische Lieder, dann Ella Fitzgerald. Dann war es so, als würde das Publikum eine andere Welt entdecken. Man forderte Jazz und Rock von mir“ erinnerte sie sich in ihrer Autobiographie. Weil eine andere Sängerin ausfiel, wurde sie 1957 für einen Auftritt vor der 6. US-Flotte, die gerade im Hafen von Piräus vor Anker lag, verpflichtet. Es wurde ein über einstündiges Konzert, das die Seeleute mit ihrem Applaus erzwangen.
Zuspruch von Maria Callas
Der staatliche Rundfunk hatte das Konzert mitgeschnitten und in Auszügen gesendet. Auf Grund dieser Jazz-Ausflüge war die Musikhochschule nun passé. Um Geld zu verdienen, trat sie in allen möglichen Tavernen, Jazz- und Nachtclubs auf. Eines Abends war die Opernsängerin Maria Callas unter den Gästen und wünschte sich alte griechische Lieder. Sie kamen ins Gespräch und die junge Sängerin erzählte von ihrem Rauswurf aus dem Konservatorium. Die Callas tröstete sie: „Ich glaube es ist besser, eine große Sängerin populärer Lieder zu sein, als nur eine kleine Opernsängerin.“
Die Zusammenarbeit mit Manos Hadjidakis gibt ihr neue Impulse
Der Komponist Manos Hadjidakis hatte Nana Mouskouri im Rundfunk gehört und war von ihrer Stimme begeistert. Er schrieb erste Lieder für sie, die bald auf Platte erschienen. Das Interesse des Publikums war geweckt und innerhalb von zwei Jahren war sie zur beliebtesten Sängerin Griechenlands geworden. Der Erfolg wurde durch die Siege bei mehreren Festivals untermauert.

Aus dem Erntelied wurden die weißen Rosen
In Deutschland entstand der dokumentarische Griechenland-Film „Traumland der Sehnsucht“, der 1961 an der Berlinale teilnahm und den „Silbernen Bären“ gewann. Manos Hadjidakis zeichnete für den Soundtrack verantwortlich. Fünf Lieder hatte er komponiert, die von Nana Mouskouri und einem großen Opernchor gesungen wurden. Das „Erntelied“ berührte das Publikum ganz besonders. Daher sollte eine deutsche Platte gemacht werden - es war ihre erste, die sie im Ausland aufnahm. Mit dem Text von Hans Bradtke wurde es bald als „Weiße Rosen aus Athen“ bekannt.
Im August 1961 wurden die „weißen Rosen“ zum ersten Mal in der hiesigen Hitparade notiert. Bereits im Oktober nahmen sie den 1. Platz ein und blieben dort für zehn Wochen. Unterm Strich gerechnet verweilten sie 25 Wochen in der Top 10 und waren insgesamt 38 Wochen in der Hitparade platziert. Allein in den ersten sechs Monaten nach Erscheinen der Single gingen davon hierzulande 1,5 Millionen Exemplare über die Ladentische. Die Weltkarriere von Nana Mouskouri hatte damit ihren endgültigen Anfang genommen.
Quincy Jones macht Jazz mit Nana Mouskouri

Während sie für den Riesenerfolg 1962 ihre erste „Goldene Schallplatte“ in Empfang nehmen durfte, stand bereits ihre Nachfolgeplatte „Ich schau‘ den weißen Wolken nach“ auf dem Spitzenplatz der Hitparade. Mit Heidi Brühl und Gerhard Wendland ging sie hierzulande erstmals auf Tournee, der die Presse den Beinamen „Die drei goldenen Stimmen“ gegeben hatte. Im gleichen Jahr unternahm sie ihre erste Reise in die USA. Der amerikanische Produzent Quincy Jones hatte sie nach New York eingeladen, um mit ihr eine Jazzplatte aufzunehmen. Ein Traum ging damit in Erfüllung.
Michel Legrand ebnet Nana Mouskouri in Frankreich den Weg
In Paris erwartete sie der berühmte Komponist Michel Legrand, zu dem sie eine ganz besondere künstlerische Beziehung entwickelte: „Meine Stimme und Michels Kompositionen hatten einander gesucht und gefunden und sollten sich nie wieder trennen.“ Er hatte großen Anteil daran, dass ihr in Frankreich ebenso eine steile Karriere gelang. Allein bei unseren westlichen Nachbarn konnte sie im Laufe der Jahre insgesamt 17 goldene und 1 Platin-Auszeichnung für ihre Plattenverkäufe in Empfang nehmen.
Von Belafonte lernte ich, anspruchsvoll zu sein
Konzerte und Tourneen führten sie nun rund um den ganzen Globus. Besonders bedeutsam sind die Gastspiele mit Harry Belafonte, an dessen Seite sie 1964 in Nordamerika debütierte. Belafonte war von ihr so begeistert, dass er sie fragte, ob sie für einige Zeit nicht seine musikalische Partnerin sein wollte. „Das war das schönste Angebot, das man mir jemals gemacht hatte“ schrieb sie in ihrer Autobiographie. „Von Belafonte lernte ich, anspruchsvoll zu sein, lernte die Bemühung um Perfektion, die Beherrschung der Gestik. Ich lernte, beim Singen die Hände nicht mehr hinter dem Rücken zu haben, die Augen zu öffnen und sogar zu lächeln.“
Zeit für die eigene Familie
Auch in England konnte sie Erfolge der Superlative feiern: 1970 wählten sie die Briten zur „Sängerin des Jahres“. Trotz eines übervollen Terminkalenders fand sie die Zeit, eine eigene Familie zu gründen. 1968 brachte sie Sohn Nicolas zur Welt, zwei Jahre später ihre Tochter Hélène.

Die UNICEF bat die zweifache Mutter, sich für Kinderrechte auf der ganzen Welt einzusetzen. Diese Aufgabe hat sie mit sehr viel Engagement ausgeführt, so dass sie 1993 offiziell zur ehrenamtlichen Botschafterin ernannt wurde. Darüber hinaus war sie von 1994 bis 1999 als EU-Abgeordnete politisch tätig. Hier setzte sie sich u. a. für eine Annäherung der Religionen ein und traf in diesem Rahmen Papst Johannes Paul II.
Hier schlug mir eine Welle der Sympathie entgegen und so wurde es zu einem Land, das ich bis heute liebe.
Nana Mouskouri kommt auch in ihrer Heimat an
Zwar hatte sie auf allen Bühnen der Welt gesungen, nur in ihrer Heimat schien sie vergessen zu sein. Dies hatte einen guten Grund, denn wegen der jahrelang dort herrschenden Diktatur hatte sie sich von Griechenland abgewandt. Völlig überraschend erhielt sie 1984 eine Einladung zum zehnjährigen Jahrestag der Wiederherstellung der Demokratie. Zu diesem Anlass sang sie zu Füßen der Akropolis. „Ich hatte das Gefühl, am Ende jener langen Reise, die ich auf der Bühne des kleinen Kinos meines Vaters begonnen hatte, angelangt zu sein.“
Besondere Plattencover von Nana Mouskouri


