Es ist wie eine Geschichte aus einem Märchenbuch: Ein junges Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen träumt davon, ein Plattenstar zu werden. Erste "Showerfahrungen" sammelte Margot Eskens bei abendlichen Auftritten in kleinen Lokalen und auf Familienfeiern. Als eine große Plattenfirma einen Nachwuchswettbewerb startete, war die junge Zahnarzthelferin aus dem rheinländischen Düren dabei.
Rund 12.000 junge Talente aus dem ganzen Land stellten sich in Köln einer Fachjury. Von dieser Flut waren im Januar 1954 vierzig Kandidaten übrig, die auf ihre große Chance warteten - darunter Margot Eskens. Sie sang das berühmte französische Lied "Moulin Rouge", überzeugte und fuhr mit einem zweijährigen Ausbildungsvertrag in der Tasche nach Hause.

Mit monatlich DM 250,-- wurde die Ausbildung an der Musikhochschule Hamburg vergütet. Dazu erhielt sie Schauspielunterricht bei dem renommierten Schauspieler Joseph Offenbach. Über diese Zeit erzählte sie später selbstironisch, dass sie wegen ihres rheinischen Tonfalls zuerst einen Intensivkurs in Aussprache absolvieren musste.
Zu dieser Zeit durfte sie hin und wieder im Chor bei Schallplattenproduktionen mitsingen. 1955 bekam sie die erste Gelegenheit, als Solistin aufzutreten. "Mutti, Du darfst doch nicht weinen" war der Titel, der sie zum Star machte. Die anrührende Geschichte von der Tochter, die vor den Traualtar tritt und ihre Mutter tröstet, rührte viele zu Tränen. Zu den Fans der ersten Stunde zählte auch Peter Frankenfeld, der sie vor die Fernsehkameras holte.

Das brave Gegenstück zur Rock'n'Roll-Bewegung
Die brave Tochter und das junge Mädchen, das nur singen und damit Freude verbreiten will - ihre Plattenfirma legte sie auf diese etwas biedere Anmutung fest. Sie war das perfekte Gegenstück zur dominierenden Rock’n’Roll-Welle und Interpretin erster Wahl für alle Tagesschlager, egal ob Italo-Hit oder Seemannsschnulze. Lieder wie "Tiritomba" oder "Cindy, oh, Cindy" belegen dies eindrucksvoll - sie bedeuteten für die Sängerin Nummer 1-Platzierungen in den Hitparaden.
In einer Promotion-Veröffentlichung förderte ihre Plattenfirma dieses Image: "Als ich neulich dummerweise meine Handtasche in irgendeiner Taxe vergessen hatte, da brachte sie mir der nette Fahrer eigenhändig zurück. Und nicht einmal eine Belohnung wollte er haben." Ihre Beliebtheit veranlasste eine Spielkartenfabrik dazu, sie neben Stars wie Caterina Valente in ein Schlager-Kartenspiel aufzunehmen.
Auch das Filmgeschäft klopfte an. In der Spionagefilm-Persiflage "Auf Wiederseh’n - Drei gegen Amerika" war sie 1961 neben Gert Fröbe und Joachim Fuchsberger zu sehen. Hier spielte sie eine amerikanische Sängerin und trat zusammen mit Louis Armstrong und seinem Orchester auf.