Schlagerlegende

Lars Berghagen - One-Hit-Star aus Schweden

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger (Foto: SWR, Alexander Kluge)

"In Schweden kennt ihn jedes Kind" titelte einst eine Zeitung über Lars Berghagen. In Deutschland steht er für einen einzigen Hit.

"Unser Lasse", so nennen sie Lars Berghagen in seinem Heimatland, wo der vielseitige Künstler Fans aller Altersklassen hat. Seine Karriere startete der Allrounder schon als Teenager, zunächst machte er als Autor von sich reden. 1965 erschien dann seine erste Schallplatte, die prompt ein Bestseller wurde. Fortan bestimmte er die schwedischen Hitparaden entscheidend mit, manche seiner Kompositionen sind sogar zum Volkslied geworden.

Lars Berghagen war ein Liebling des Boulevards

Zum Debüt als Entertainer im renommierten Stockholmer "Folkan"-Theater kam 1968 gleich die erste TV-Show, damit begründete er seinen Ruf als hervorragender Unterhaltungskünstler. Eine eigene Rundfunksendung schloss sich an und für den Kinofilm "Firma Festen" schrieb Lars Berghagen nicht nur die Musik, er übernahm auch die Hauptrolle. So zählte das Multitalent sowohl in seiner Heimat als auch im benachbarten Norwegen schnell zur ersten Garde des Showgeschäfts. Um dem großen Publikumsinteresse gerecht zu werden, präsentierten ihn die Medien gerne auf Titelfotos, in Home-Stories und TV-Features.

Deutsche Musikszene verhalten

So lag es nahe, den Erfolg auch international zu suchen, in der deutschen Musikszene sollte das ab 1973 gelingen. Starthilfe gaben Auftritte in den Shows von Wencke Myhre und Anneliese Rothenberger, ebenso war Lars Berghagen in der ZDF-Hitparade und im "Studio B" zu Gast. Doch während er in Schweden einen Hit nach dem anderen landete, stießen seine Melodien in Deutschland auf weniger Resonanz.

Auf dem Sprung zur Weltkarriere

Dabei stand Berghagen kurzzeitig sogar vor einer möglichen Weltkarriere. Denn beim "Melodiefestivalen 1974", der schwedischen Vorentscheidung zum Grand Prix d’Eurovision de la chanson, platzierte er sich knapp hinter dem siegreichen "Waterloo" mit ABBA. Noch besser kam es ein Jahr später: Berghagen gewann den Vorentscheid und holte mit dem von ihm komponierten und getexteten "Jennie, Jennie" dann auf internationalem Parkett für sein Heimatland den achten Platz.

"Es war einmal eine Gitarre…"

1975 gelang Lars Berghagen dann endlich auch in Deutschland der Durchbruch. Mit "Es war einmal eine Gitarre" blieb er gleich 23 Wochen in den Hitparaden. Die Autoren Werner Twardy und Kurt Feltz standen Pate für diesen musikalischen Volltreffer, der heute längst ein Evergreen ist und hierzulande Berghagens bekanntester Song bleiben sollte. Denn obwohl neben Twardy u.a. noch Hitschreiber Werner Scharfenberger für den Schweden zur Feder griff und Feltz weiter mit ihm produzierte, wollte kein Verkaufsschlager mehr gelingen. Lediglich der Titel "Caballero" war noch ein Erfolg, allerdings nur kurzzeitig.
So nahm Lars Berghagen 1977 die letzte deutschsprachige Platte auf und konzentrierte sich fortan wieder auf seine Karriere in Schweden.

Lars Berghagen, schwedischer Sänger mit Schwedens Königspaar (Foto: IMAGO, imago/JONAS EKSTRÖMER)
Lars Berghagen wird von Schwedens König Carl Gustaf ausgezeichnet, Königin Silvia scheint erfreut.

Lars Berghagen als Moderator für Millionen

Dort blieb er ein gefragter und vielseitiger Künstler. So lockte er als jahrelanger Moderator einer Musiksendung bis zu zwei Millionen Zuschauer vor den Bildschirm und er wagte sich sogar noch auf ganz neues musikalisches Terrain. 1985 wurde sein Musical "Der Wahnsinn der Welt" in Stockholm uraufgeführt, es blieb aber sein einziges Bühnenwerk. Außerdem komponierte und textete Lars Berghagen für schwedische Kollegen, veröffentlichte aber auch noch eigene Neuproduktionen, etwa in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Rundfunkorchester.  

Kurioser Rekord fürs Guinness-Buch

Doch auch außerhalb der Musik kennt man Lars Berghagen. Er brachte eine Gedichte-Sammlung heraus und seinen Namen findet man sogar im Guinness-Buch der Rekorde. Dort ist er als der Golfspieler verzeichnet, dem es gelang, den Ball durch drei Länder zu schlagen, nämlich von Norwegen über Schweden bis nach Finnland.

Sozial und bescheiden


Dazu kommt sein soziales Engagement, unter anderem gegen den Drogenkonsum bei Jugendlichen und bis heute ist er schwedischer Botschafter für UNICEF.
Trotz der vielfältigen Erfolge ist Lars Berghagen aber bodenständig und sympathisch geblieben. Im Laufe der Jahre sei er sogar schüchterner geworden, ließ er kürzlich wissen. Als Beispiel dafür nannte er seine Brille, die er nach einer Operation des Grauen Stars eigentlich nicht mehr benötige. "Doch seit meinem 30. Lebensjahr bin ich Brillenträger, sie gibt mir Sicherheit und daher trage ich eine mit Fensterglas."

Schreibender Großvater

In den 1960er Jahren war Lars Berghagen kurz mit seiner schwedischen Kollegin Lill-Babs verheiratet, mit der er eine Tochter hat. Seit 1975 ist Ehefrau Eva an seiner Seite, sie hatte auch die Idee zu seiner Kinderbuchreihe "Filippa und ihr Großvater." Unschwer zu erraten, worum es darin geht, wenn man weiß, dass seine Enkeltochter Filippa heißt. Somit ist Ruhestand für den Jubilar weiterhin kein Thema.

Besondere Plattencover von Lars Berghagen

Plattencover von Lars Berghagen (Foto: SWR, Poydor (Coverscan))
Sein einziger Top Ten-Erfolg hierzulande gelang ihm 1975 mit "Es war einmal eine Gitarre". Werner Twardy, der eine ganze Reihe an Millionenseller für Roy Black schrieb, fiel die Melodie ein. Kurt Feltz, Texter und Produzent in Personalunion, verfasste den Text, in dessen Mittelpunkt kein Mädchen sondern eine eifersüchtige Gitarre stand.
Plattencover von Lars Berghagen (Foto: SWR, Poydor (Coverscan))
Auf dieser Platte wurden einige Singles ausgekoppelt, beispielsweise "Caballero". Obwohl mit Werner Scharfenberger und Kurt Feltz wieder zwei der erfolgreichsten Musikschaffenden hier gemeinsame Sache machten, konnte Lars Berghagen mit der Platte nur kurzzeitig die Top 50 erreichen.
Plattencover von Lars Berghagen (Foto: SWR, Poydor (Coverscan))
Seine deutschsprachige Discographie endete 1977 mit "Im weichen Moos". Danach konzentrierte er sich wieder auf seine Karriere in seiner Heimat.

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