Heintje (Foto: dpa Bildfunk, dpa Bildfunk - Reiss)

Schlagerlegende

Heintje und seine "Mama"

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Der junge Heintje wurde über Nacht mit dem Lied "Mama" zum Star. Den Heintje aus Kindertagen ist der erwachsene Künstler Hein Simons nicht los geworden, aber das stört ihn nicht.

Plattencover von Heintje (Foto: SWR, Triola (Coverscan) -)

Der junge Heintje und das Lied Mama

In dem kleinen holländischen Ort Bleijerheide nahe der deutschen Grenze begann die Karriere des Hendrik Nicolaas Theodoor Simons, später kurz "Heintje" genannt. Die Eltern betrieben ein Café und dort stand eine Juke-Box, die das Interesse des jungen Mannes weckte. Zu seinen Favoriten zählte das vom italienischen Kinderstar Robertino interpretierte Lied "Mama", bei dem er gerne mitsang.

Bald sprach sich im Städtchen herum, dass der Kleine eine "Stimme wie Caruso" hätte. "Dann sind wir mit diesem Lied zu einem Talentwettbewerb gefahren, den ich gewonnen habe", erzählte Hein Simons im Interview mit SWR4.

Die Lokalpresse schrieb: "Das von den elektronisch verstärkten Gitarrenklängen regionaler Beatbands bereits betäubte Publikum erhob das müde Haupt, als der kleine Junge auf der Bühne erschien. Drei Minuten später standen die Menschen auf den Stühlen und riefen 'Zugabe, Zugabe!'"

Ein Jury-Mitglied stellte den Kontakt zum niederländischen Musiker und Produzenten Addy Kleijngeld her, der später auch sein Manager wurde. Schon nach den ersten Probeaufnahmen war er überzeugt: "Anschließend haben wir 'Mama' zuerst in holländischer und neun Monate später in deutscher Sprache aufgenommen", erinnerte sich der Künstler gegenüber SWR4.

Ein Pony als Bezahlung für eine Aufnahme

Zu dieser Zeit hatte Heintje zwei große Wünsche: zum einen Sänger zu werden, was sich erfüllte, und zum anderen ein Pony zu besitzen. Letzteres war schwieriger umzusetzen, da die finanziellen Möglichkeiten nicht gegeben waren. Sein Produzent wusste jedoch Rat und versprach ihm eines, sobald die erste Langspielplatte aufgenommen wäre. "Es war wohl die am schnellsten eingesungene Platte, die es je gegeben hat" erinnerte sich der Sänger schmunzelnd.  

Seine Tierliebe war Anfang der 1970er Jahre Thema für ein Heintje-Buch. "Alle meine Tiere" hieß der Band, der 64 mal Heintje zeigte: mal in Farbe, mal in schwarz-weiß fotografiert. Das Buch erzählte von seinen vierbeinigen Freunden: von den Ponys Bubi und Addy, vom Kater Babuschkin, von der Ente Thusnelda, vom Schäferhund Cira und vielen mehr.

Heintjes Durchbruch bei Vico Torrianis Show "Der goldene Schuss"

Nachdem der Erfolg in Holland so durchschlagend war, reichte Kleijngeld seinen jungen Schützling nach Bremen an den Produzenten Wolfgang Roloff weiter, der als "Ronny" selbst zu den Spitzenstars der Schallplatte zählte.

Ein Auftritt im Deutschen Fernsehen in der Vico Torriani-Show "Der goldene Schuss" machte Heintje im Handumdrehen auch hierzulande populär. Zwar wurde sein Lied auf eine knappe Minute gekürzt, was ihm aber nicht zum Nachteil geriet. Das Saalpublikum und die zahlreichen Zuschauer vor den Bildschirmen waren zu Tränen gerührt. "Mama" kam in die Charts, verkaufte sich millionenfach und begründete eine Weltkarriere.

Von nun an ging es Schlag auf Schlag und der Jungstar wurde mit Auszeichnungen überhäuft. Er sang in Deutsch, Holländisch und Englisch und verkaufte über 40 Millionen Tonträger. Er tourte durch große Stadien, war in Indonesien beim Präsidenten eingeladen und in den USA erreichte ihn sogar eine Einladung von Elvis Presley, der mit ihm ein Duett singen wollte. Doch die Heimreise war bereits fest geplant, so dass daraus nichts wurde.

Vom Jungen zum "Lümmel" - Heintje und seine Filme

Nochmals Schub bekam seine Popularität durch mehrere Rollen in Spielfilmen. Vor allem waren es die verfilmten Schülerstreiche, die sogenannten "Lümmel-Filme", die allesamt zu Kassenschlagern wurden. Die Dreharbeiten waren ein großer Spaß, denn es waren sehr viele Gleichartige dabei. Die Werbung versprach damals: "Das gab's noch nie: Peter Alexander und Heintje singen und spielen zusammen im größten Paukerfilm!" An ihn erinnert sich der Jungstar gerne, denn "Peter, der Große" war am Filmset immer sehr gut gelaunt und nahm ihn sogar zum Angeln mit.

Heintje spielte mit Peter Alexander in den Filmen "Lümmel von der ersten Bank" mit.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/United Archives | United Archives/IFTN)
Heintje spielte mit Peter Alexander in zwei Filmen der Filmreihe "Lümmel von der ersten Bank" mit - hier im vierten Teil.

Der Stimmbruch verlief glimpflich

Bereits als Teenager war Hein Simons ein gemachter Mann

"Ich hatte Glück, gute Verträge und ein Team, das es immer gut mit mir gemeint hat. Ich kann mir schon vorstellen, dass da sehr viele waren, die sich wünschten, der bleibt so und wird nicht mehr größer".

Doch 1972 kam die Zäsur. Viele glaubten, der Stimmbruch wäre der Grund dafür. Doch dieser Prozess verlief bei ihm, im Gegensatz zu anderen Jungen, nicht von einem Tag auf den anderen mit krächzender Stimme, sondern schleichend und ohne stimmliche Einbußen.

Die eineinhalbjährige Pause diente u. a. zur textlichen Weiterentwicklung des Künstlers. Allen Beteiligten war klar, dass die Plattenumsätze nach der Rückkehr auf die Showbühne nicht mehr so erfolgreich sein würden, wie in den Anfangstagen. Als Kinderstar war er konkurrenzlos, doch nun musste er sich mit seiner Bariton-Stimmlage unter vielen anderen Künstlern behaupten.

Dennoch wurde Hein Simons den "Heintje" im Laufe der Jahre nicht los. Probleme hat er damit allerdings nicht. Er singt seine alten Lieder nach wie vor in Konzerten innerhalb eines Medleys und ist gerührt, wenn das Publikum textsicher mit einstimmt. Anlässlich seines 50. Bühnenjubiläums entstand die Idee, den Kinderstar und den erwachsenen Mann im Duett singen zu lassen. Mit dem Gedanken musste er sich erst anfreunden. Denn die technische Möglichkeit, lediglich die Kinderstimme von den alten Bändern zu verwenden und den Rest völlig neu hinzuzufügen, war ihm nicht bekannt. Das Projekt "Heintje und ich" geriet zu solch einem großen Erfolg, dass die Platte zwischenzeitlich den Goldstatus erreichte.

Hein Simons mit dem Album "Heintje und ich" (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Tobias Hase/dpa | Tobias Hase)
Hein Simons mit dem Album "Heintje und ich"

Hein Simons - zwei Söhne, eine Tochter und ganz viele Pferde

Dazu beschäftigt ihn sein Reiterhof in Belgien, den er bereits 1975 erwarb: "Wir haben eine Reithalle, Reitplätze und da fällt immer sehr viel Arbeit an", berichtete er aus seinem Privatleben. Sicher kommt ihm hierbei entgegen, dass sein Sohn den Beruf des Hufschmieds erlernt hat. Keines seiner drei Kinder ging in die Showbranche: "Die singen grausam, das hätte keinen Zweck." Die Aussage stimmt aber nicht ganz, was ein Duett mit seiner Tochter Gina Simons beweist, die als Bankkauffrau tätig ist.

Plattencover von Heintje (Foto: SWR, Plattenfirma (Coverscan) -)

Mittlerweile ist der dreifache Vater auch vierfacher Großvater und hat mit den Enkeln alle Hände voll zu tun. Seine positive Lebenseinstellung, alles so zu nehmen wie es kommt und das Beste daraus zu machen, half ihm dabei, eine gesundheitliche Krise zu überstehen. Vor einigen Jahren musste ihm ein Defibrillator eingesetzt werden, nachdem es anhaltende Probleme mit dem Herzen gab. Inzwischen geht es ihm wieder gut.

"Solange es mir Spaß macht und solange es Leute gibt, denen es Freude bereitet, mache ich noch ein bisschen weiter."

Besondere Plattencover von Heintje

Plattencover von Heintje (Foto: SWR, Ariola (Coverscan) -)
Am 24. November 1967 erschien die deutsche Version des Liedes "Mama". Innerhalb eines Jahres verkauften sich von der Single mehr als 1,2 Millionen Exemplare.
Plattencover von Heintje (Foto: SWR, Ariola (Coverscan) -)
Aus "Heintje" wurde "Hein Simons" - "aus dem lieben Sängerknaben ein ausgereifter Bühnenkünstler", schrieb seine Plattenfirma. In London und Amsterdam nahm er eine neue LP auf, aus der 1979 "Perdonna Me" vorab ausgekoppelt wurde. Erik Silvester schrieb die Musik, Michael Holm den Text. Parallel hierzu war er beim Radiosender "Hilversum III" tätig und präsentierte wöchentlich eine Stunde lang deutsche und deutschsprachige Produktionen.
Plattencover Hein Simons (Heintje) (Foto: SWR, Coverscan (Telamo))
Es war eine Sensation, welche die moderne Technik ermöglichte: Hein Simons hat mit dem einstigen Kinderstar nicht nur im Duett gesungen, sondern trat auch optisch in Videos neben ihm auf. Der durchschlagende Erfolg fand eine Fortsetzung in einer Weihnachtsedition gleicher Machart.

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