Hoch oben, in den Weinbergen bei Schweich an der Mittelmosel versucht Stefan Brücher durch ein Riesenfernrohr einen Blick in ein Uhunest zu erhaschen, um zu schauen, wie groß die Küken inzwischen sind. Die Jungen sind noch zu klein, um beringt zu werden. Denn das ist der Job von Stefan Brücher in diesen Tagen und Wochen.
Der Chef der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen beobachtet die Uhunester. In der ganzen Eifel sind das 150 Stück. Lage, Bruterfolge, alles wird dokumentiert. Über die Nester in den Felspartien der Weinberge informiert er außerdem die Behörden vor Ort, damit die Hubschrauber, die in den Steillagen die Reben mit Antipilzmittel spritzen, einen Bogen um die Uhubrut machen.
Uhunest im lärmenden Steinbruch
Hubschrauber, Spaziergänger, Arbeiten im Weinberg – keine wirklich ruhige Ecke für ein Nest. Doch dem Uhu macht es nichts aus. Unsere nächste Station ist ein Steinbruch bei Langsur-Mesenich, im Raum Trier-Saarburg. Mittendrin zwischen breiten Schotterwegen, dröhnenden Lastwagen und Baggern steht ein Gesteinsblock wie ein Turm. Rundum ist alles abgebaut. Der "Uhuturm" durfte bleiben.
Die Kooperation mit dem Steinbruchbetreiber funktioniert gut. Im Nest sind zwei Uhujunge, einen Monat alt. Stefan Brücher kniet am Boden, der kleine Uhu liegt rücklings in seinem Schoß. Ein paar routinierte Handgriffe – und ein dicker silberner Ring schmückt fortan seinen linken Fuß. Alles ruhig und unaufgeregt. Nur ein lautes Knacken ist zwischendurch zu hören, eine Drohgebärde mit dem Schnabel.
Eindruck macht das Uhuküken – so groß wie ein Unterarm, dick und flauschig, mit großen, orangen Augen, die einen sofort fixieren, etwas skeptisch, etwas zutraulich. Die Ringnummer wird auf einem Briefumschlag notiert, ein paar Federchen für einen genetischen Fingerabdruck eingetütet, Flügel und Schädellänge gemessen, fertig. Nester mit zwei bis drei Küken – das ist ganz ok, bilanziert Stefan Brücher seine bisherigen Beobachtungen. Denn es gibt auch Jahre, in denen viele Uhus die Brut aufgeben, weil es an Nahrung fehlt.
Fehlende Nahrung und Gefahren für Uhus
Mäuse, Vögel, Igel, Kaninchen oder auch mal ein kleiner Fuchs stehen auf dem Speiseplan von Uhus. Es geht ihnen insgesamt wieder gut. Vor rund 50 Jahren waren sie fast ausgestorben. Inzwischen gibt es in Deutschland wieder rund 1000 Brutpaare. Die Population ist stabil, aber noch nicht sicher. Tod im Straßenverkehr, ist laut Stefan Brücher eine große Gefahr für die Tiere, sowie Gift gegen Ratten und Mäuse.
Der Uhu-Experte beringt die Tiere nun schon seit vierzig Jahren. Eine Arbeit, die viel Geduld, Hartnäckigkeit und auch ein bisschen Lust am Abenteuer braucht. Denn der Weg zu den Nestern ist oft mit Klettern und Abseilen verbunden. Es freut Brücher, dass das Projekt der Ansiedlung von Uhus so einen Erfolg hatte. Er lässt deshalb nicht nach – im Kampf für sichere Strommasten und geschützte Lebensräume.