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Religionskritik damals und heute (1/2): Die Ursprünge

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AUTOR/IN
Sabine Appel

"Wissen statt Glauben", "Aufklären statt Verschleiern", "Nachdenken statt Nachbeten", "Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung", "Realität statt Mythos" – das sind die Stichpunkte und Argumentationsfiguren der modernen Religionskritik, die sich im 18. Jahrhundert in Europa herausgebildet hat. Sie gehen auf eine uralte Tradition zurück und knüpfen an Denker in der griechischen Antike oder im Mittelalter an.

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Dr. Sabine Appel, freie Buchautorin im Genre Historische Biografien mit einem Schwerpunkt auf europäischer Ideengeschichte, beschreibt in zwei Teilen die geistesgeschichtlichen Aspekte der modernen Religionskritik.

Religionskritik ist die Initialzündung der Aufklärung

Die Geschichte der Religionskritik ist so alt wie die Religion selbst. Im Westen stand sie jahrhundertelang im Spannungsfeld von theologisch-spiritueller Wahrheitssuche einerseits und dem Kampf gegen auch weltlich begründete Machtansprüche der Kirchen andererseits im Zusammenhang mit der Deutungshoheit des Glaubens und seiner institutionellen Vertreter.

Sie ist in diesem Sinne ein wesentlicher und kaum zu überschätzender Faktor. Man könnte geradezu sagen: eine Urform der Aufklärung, eine Initialzündung in der Entwicklung und Ausbildung der säkular orientierten Rechtsstaaten in den westlichen Demokratien.

Die Ursprünge bei den Vorsokratikern

Die Paradigmen der Religionskritik – ihre Fragen und Ansätze – sind schon in der griechisch-römischen Antike zu finden. Auf sie nehmen die Religionskritiker späterer Zeiten auch gerne Bezug:

  • Auf die Vorsokratiker, etwa Pythagoras, der die Veränderungen der Dinge auf mathematisch berechenbare Gesetzmäßigkeiten zurückführte.
  • Oder auf Empedokles, der mit seiner Elementenlehre Grundzüge der modernen Physik und Chemie vorausdachte, etwa den Massenerhaltungssatz.
  • Oder auf den griechischen Mathematiker und Astronom Anaxagoras, der im Jahr 431 vor Christus wegen "Gottlosigkeit" aus Athen vertrieben wurde. Er ersetzte die Idee einer Gottheit durch die Vorstellung von Elementarteilchen, feinsten Stoffen, die durch Verbindung und Trennung und immerwährende Mischungsverhältnisse die Weltbewegung erklären und auch ihren Ursprung, die erste Bewegung.

Frühe Neuzeit: christliche Religion im Fokus der Kritik

Die christliche Theologie, die ihre Glaubenssätze mit zahlreichen Anleihen aus der Spätantike im Sinne einer konsistenten Metaphysik unterfütterte, wurde nach ihren diversen inneren und äußeren Kämpfen erst in der Frühen Neuzeit mit dem Aufkommen der modernen Naturwissenschaften durch neue Impuls der Religionskritik in ihren Kerndogmen elementar herausgefordert:

  • Nikolaus Kopernikus
  • Galileo Galilei
  • Giordano Bruno
  • Johannes Kepler und
  • Isaac Newton

Diese Wissenschaftler zerbrachen große Teile des geozentrischen Weltbilds, auf dem auch die thomistische Scholastik (Thomas von Aquin, 1225 - 1274) aufgebaut war.

Wobei wichtig ist, dass es keinem dieser Wissenschaftler um eine Zerstörung der christlichen Lehre an sich oder gar um ein atheistisches Gegenkonzept ging.

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