Wenig soziale Unterschiede
Die Konzeption des finnischen Bildungssystems hatte nicht zum Ziel, „Bildungs-Musterknabe“ zu werden, sondern das Schulsystem wollte soziale Unterschiede unter den Schüler*innen reduzieren – wie es den finnischen nationalen Werten entspricht.
Mögliche Qualitätseinbußen wurden dabei in Kauf genommen, eingetreten sind sie aber nicht. Denn gerade die nationalen Werte sind es, die finnische Schüler so ernsthaft lernen lassen.

"Sisu" und das finnische Wertesystem
Wie könnte man das finnische Wertesystem beschreiben?
Die Finnen selbst haben dafür ein eigenes Wort, das als unübersetzbar gilt: "Sisu". "Sisu" ist eine angeblich nur den Finnen eigene mentale Eigenschaft. Üblicherweise ist ein Bündel von Werten damit gemeint, beispielsweise "Ausdauer" oder "Beharrlichkeit". Als kulturelles Konzept ist "Sisu" identitätsstiftend.
Mit dem Begriff "Sisu" wird das Bestehen angesichts einer schwierigen Geschichte erklärt, beispielsweise der Erfolg der Finnen gegen Stalins Sowjetarmee im Winterkrieg.
Der Begriff greift aber auch im Sport, beispielsweise beim Nationalsport, dem Eishockey.

Besonderheiten des finnischen Systems
Das finnische Schulsystem sieht gemeinsames Lernen von Klasse 1 bis 9 ohne äußere Leistungsdifferenzierung vor. Dem geht eine gute vorschulische Bildung in kleinen Gruppen voraus.
Erzieher sind akademisch ausgebildet, und beide Berufe – sowohl der des Erziehers als auch der des Lehrers – genießen hohes Sozialprestige. In der Konsequenz werden sie von den besten Studierenden ergriffen.
Lehrer und Schulen agieren weitestgehend selbstständig. Sie verantworten selbst, welche Lehr-Methoden und Lehr-Mittel sie anwenden.
Der Unterricht muss aber garantieren, dass zentralstaatlich festgelegte Inhalte erfolgreich vermittelt werden können.
Weitere Besonderheit im finnischen Schulsystem: Lehrer arbeiten in Teams mit allgemeinen Pädagogen, Sonderpädagogen, Sozialarbeitern, Psychologen und Schulassistenten. Das heißt: Schüler*innen werden optimal bei ihren Lernschritten unterstützt und gefördert.

Fast zwangsläufig hat sich aus diesen Rahmenbedingungen eine Kultur eigenverantwortlichen, individualisierten und durchaus erfolgreichen Lernens entwickelt.