Asteroiden-Gold

Rohstoffe aus dem All

Stand
AUTOR/IN
SWR2 Impuls. Anja Brockert im Gespräch mit Dirk Lorenzen. Internetfassung: Ralf Kölbel

Die Luxemburger Regierung will in Firmen investieren, die Rohstoffe auf anderen Körpern im Sonnensystem abbauen wollen. Man stehe vor einem neuen Wettlauf im All, bei dem es nun darum gehe, Edelmetalle und anderen wertvolle Stoffe auf Asteroiden zu gewinnen. Dort würde man der irdischen Natur nicht schaden – und langfristig könnte es äußerst lukrativ sein, Platin, Gold und andere Stoffe abzubauen. Ist das realistisch? Oder klingt das eher nach Science-Fiction? Eine Einschätzung von Dirk Lorenzen:

Rohstoffe aus dem All – ist das eine realistische Perspektive?
Mit heutiger Technik absolut nicht. Wer im Weltall Rohstoffe gewinnen will, braucht Raketen, Raumschiffe und letztlich sogar kleine Bergwerke, um an das Material heranzukommen – und dann muss es auch noch zurück zur Erde. Das alles kostet viel und ist heute nur bedingt machbar. Zudem soll das alles ja auch Geld einbringen und nicht nur verschlingen. Selbst wenn man bei Apollo damals reines Gold vom Mond mitgebracht hätte, so hätte sich die Mission wirtschaftlich nicht gelohnt.

Welche Körper wären denn attraktive Ziele? Gibt es wirklich Objekte im Sonnensystem, die viel Edelmetall enthalten?
Es geht um die Asteroiden, also die Reste, die bei der Entstehung des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren übrig geblieben sind. Die mächtigsten dieser Brocken sind einige hundert Kilometer groß, die meisten haben eine Ausdehnung von wenigen Kilometern, ganz viele Klumpen sind nur einige Meter groß. Diese Asteroiden sind ganz unterschiedlich zusammengesetzt. Manche sind eher Felsen und enthalten auch Metalle, vielleicht sogar Gold oder Platin. Aber es gibt sehr viele, die enthalten nur wenige schwere Stoffe. Asteroiden bestehen oft auch aus Wassereis und Staub. Durch das All fliegen jedenfalls keine kilometergroßen Goldklumpen.

Wie viele gibt es davon? Und wie weit sind die entfernt?
Es gibt Hunderttausende von Asteroiden. Diese Körper kreisen zumeist zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter um die Sonne, kommen unserer Erde kaum näher als 300 Millionen Kilometer, das ist fast tausendfache Mondentfernung. Allerdings gibt es auch einige, die recht dicht an die Erde heran kommen, bis auf weniger als zehn Millionen Kilometer.

Lassen sich dort Rohstoffe gewinnen?
Die Luxemburger Regierung hofft wohl, dass das irgendwann mal möglich sein wird. Klar ist, Gold und Platin liegen nicht als Barren auf der Oberfläche herum. Man müsste also hin fliegen und auf den Objekten landen, was gerade bei recht kleinen Körpern wegen der geringen Anziehungskraft gar nicht so einfach ist. Dann muss man dort in den Boden graben und das wertvolle Material vom Rest trennen – das ist richtiger Bergbau mitsamt der anschließenden Verhüttung. Man kann aber keine Bergleute, also Astronauten, schicken. Denn Flüge mit Menschen zu solchen Körpern sind derzeit nicht möglich und würden viele Milliarden Euro kosten. Also müssten das Roboter machen, Bergbauautomaten. Am Ende müsste dann noch eine Kapsel das gewonnene Material zur Erde bringen – auch das hat seine Tücken.

Asteroid im Weltraum. (Foto: Getty Images, Thinkstock -)

Wäre es einfacher, die Asteroiden einzufangen und zur Erde zu bringen?
Das hofft eine Firma, die in den USA auf die Gewinnung von Rohstoffen im All setzt. Die möchte am liebsten einen Brocken abschleppen und in einer Umlaufbahn um den Mond "parken". Doch es ist sehr, sehr energieaufwändig, einen durch das All rasenden Asteroiden abzulenken oder gar einzufangen. Das ist in etwa so, als wolle man vom Fahrrad aus mit einem Lasso einen vorbei donnernden ICE schnappen. Himmelskörper lassen sich nur sehr schwer aus ihrer Bahn bringen.

Ist die Luxemburger Idee also reine Spinnerei?
Noch klingt es so. Es wird spannend, ob manche Unternehmen in den kommenden Jahren wirklich konkrete Schritte unternehmen. Man müsste erst einmal einen geeigneten Körper ausfindig machen und sich dann überlegen, wie man da hin- und wieder zurückkommt. Vielleicht haben die Raumfahrer plötzlich ganz neue Ideen, wie sich so ein Projekt tatsächlich realisieren lässt. Es kann aber auch sein, dass da manche Firmen einer ganz grundsätzlichen Fehleinschätzung unterliegen: Dass nämlich alles automatisch billiger und einfacher wird, wenn man es nur oft genug macht. Wenn eine Planierraupe eine Schneise durch den Urwald geschlagen hat, können die anderen Fahrzeuge leichter nachkommen. Aber in der Raumfahrt gilt das nicht: Jedes Raumschiff muss wieder aufs Neue die Erdanziehung überwinden. Das macht Raumfahrt so aufwändig und teuer. Bei physikalischen Gesetzen gibt es keinen Mengenrabatt, da funktionieren keine Regeln des freien Marktes.

Ihre Prognose: Wann gibt es das erste Gold aus dem Weltall auf der Erde?
In Hollywood mag man ganz schnell ins All fliegen, Asteroiden sprengen und zurück zur Erde kommen. In der echten Welt ist das alles weitaus komplexer. Die Sterntaler-Geschichte mit dem Gold, das vom Himmel fällt, ist ein wunderbares Märchen – und wird es noch sehr lange bleiben.

Stand
AUTOR/IN
SWR2 Impuls. Anja Brockert im Gespräch mit Dirk Lorenzen. Internetfassung: Ralf Kölbel