Der Vortrag auf einen Blick:
Bei der Revolutionsbewegung im November und Dezember 1918 geht es nicht um irgendeine Art von Räterepublik, sondern um parlamentarische Demokratie und eine insgesamt demokratische Gesellschaft. Der Obrigkeitsstaat des Kaiserreichs soll "demokratisiert" werden. In Verwaltung und Armee soll demokratischer Geist herrschen. Natürlich auch in Schulen, Universitäten und Gerichtssälen. Und nicht zuletzt soll im Bergbau mit der Sozialisierung begonnen werden, die beide sozialistische Parteien seit langem fordern.
Politiker müssen am 11. November 1918 den Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen – ein militärgeschichtlich beispielloser Vorgang. Schon bald setzen die Generäle die Legende in Umlauf, ohne Revolution hätte der Krieg noch lange fortgesetzt, vielleicht sogar gewonnen werden können. Die Revolution in der Heimat sei der Dolchstoß in den Rücken des kämpfenden Heeres gewesen. Der als hart empfundene Friedensvertrag von Versailles wird der Revolution und nicht dem Kaiserreichs angelastet. Die Dolchstoßlegende ist eine der wirksamsten Waffen, mit denen die nationale Rechte die Republik von Anfang an bekämpft. So wird die Revolution von 1918/19 schon bald zur ungeliebten Revolution.
Wir sollten das Jubiläumsjahr nutzen, uns neu mit dieser Revolution zu beschäftigen. Wir verdanken ihr wesentliche Grundlagen unserer Gesellschaft. Sie ist eine der stärksten Wurzeln der heutigen BRD. Die Weimarer Republik war keineswegs ein zum Scheitern verurteiltes Experiment. Sie war nach schwierigen Anfangsjahren ein stabiles demokratisches Staatswesen auf gutem Weg. Die Weimarer Republik ist nicht an Versäumnissen der Revolutionszeit gescheitert, sondern an den Folgen der Weltwirtschaftskrise und einer völlig verfehlten Wirtschaftspolitik zu Beginn der 30er-Jahre.
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