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Raumfahrt als Geschäft – Fabriken im Weltraum, Serverparks auf dem Mond

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Arthur Landwehr
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Ulrike Barwanietz
Candy Sauer

Wie weit entfernt sind wir von Arbeitsplätzen im Weltraum? Wie wird schon heute und wie wird in naher Zukunft Geld im All verdient?

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Einer der kommerziellen Anbieter für Flüge ins All hat in den letzten Monaten Furore gemacht: SpaceX des Tesla-Gründers Elon Musk. Zum ersten Mal seit dem Ende der Space Shuttles hat er wieder amerikanische Astronauten von amerikanischem Boden ins All gebracht. Das aber ist nur der spektakuläre Teil. Tatsächlich fliegen alle paar Wochen seine Falcon-9-Raketen ins All, um die Raumstation zu versorgen oder Satelliten auszusetzen.

Die Rakete Space X Demo-2 Falcon 9 mit der Crew Dragon-Kapsel ganz links liegt horizontal am Launch Pad 39-A im Kennedy Space Center im Mai 2020 (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)
Die Rakete Space X Demo-2 Falcon 9 mit der Crew Dragon-Kapsel ganz links liegt horizontal am Launch Pad 39-A im Kennedy Space Center im Mai 2020

Dabei ist Elon Musk nur einer unter vielen Anbietern. Größen wie die United Launch Alliance von Lockheed Martin und Boeing oder die europäische Ariane Space bieten ihre Dienste auf diesem Markt an. Es drängen neue, kleinere Anbieter dazu und weltweit entstehen immer neue Abschussbasen. Auch für Deutschland gibt es solche Planungen.

5.700 aktive Satelliten umkreisen aktuell die Erde

Wo liegt das Geschäft im Weltraum, neben den Dienstleistern für Raketenstarts? Ganz oben auf der Liste etwa stehen Satelliten. Etwa 5.700 aktive Satelliten umkreisen derzeit die Erde, die doppelte Zahl hat schon ausgedient und ist Weltraumschrott. Ein großer Teil sammelt Daten im erdnahen Raum, wenige hundert bis tausend Kilometer entfernt. Sie leisten alles vom Wetter über Umweltdaten bis zur Spionage.

Die Daten, die Satelliten sammeln oder einfach transportieren, erwirtschaften einen Umsatz von 400 Milliarden Dollar pro Jahr. In den nächsten Jahren kommen mehrere tausend Mini-Satelliten mit immer spezielleren Fähigkeiten hinzu, so groß wie ein Mikrowellenherd. Nur ein Beispiel: Damit könnten Bauern einzelne Felder überwachen lassen, um richtig zu wässern und zu düngen.

Pendelverkehr zum Arbeitsplatz im Weltall

Tourismus ins All kann zum nächsten großen Geschäft werden und bringt schon jetzt Geld in die Kasse. Das ist jedoch für Michael Suffredini, den Mitbegründer von Axiom Space, nicht das eigentliche Ding. Denn er baut gerade an einer eigenen Raumstation. Und er weiß, was er tut, denn Suffredini war einmal der Gesamtmanager der Internationalen Raumstation (ISS).

Seine Planung beginnt mit einem 7-Betten-Hotel für Gäste – Touristen, Wissenschaftler, Bauarbeiter – zu dem eine spektakuläre gläserne Aussichtsplattform gehört. Daran schließen sich Labore und andere Arbeitsräume an, die man auf Zeit mieten kann. Kommen, arbeiten, wieder nach Hause – so soll das schon in ein paar Jahren laufen.

Michael Suffredini war einmal Gesamtmanager der Internationalen Raumstation (ISS). Er plant ein 7-Betten-Hotel für Gäste im All – Touristen, Wissenschaftler, Bauarbeiter (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Vesa Moilanen)
Michael Suffredini war einmal Gesamtmanager der Internationalen Raumstation (ISS). Er plant ein 7-Betten-Hotel für Gäste im All – Touristen, Wissenschaftler, Bauarbeiter

Und der nächste Schritt ist schon in der Planung: Produktionsmodule und Fabriken. Der Vertrag mit der NASA ist unterschrieben, 2024 wird das erste Element an die ISS angedockt.

Der nächste Wirtschaftsraum ist der Mond

Mindestens eine Frau und einen Mann will die NASA als nächstes Projekt auf den Mond schicken, im ersten Schritt für einen einfachen Hin- und Rückflug. Dann aber will man dauerhaft präsent sein, um von dort Flüge zum Mars vorzubereiten, mit einer Raumstation im Mondorbit, mit Shuttleservice von dort zur Mondoberfläche. Drei Unternehmen hat die NASA den Auftrag erteilt, ein Mondlandefahrzeug für Menschen zu entwickeln: SpaceX, Blue Origin und Dynetics.

Der Mond ist nur drei Reisetage entfernt, das macht es leichter, Material hin und her zu transportieren. Da er nur ein Sechstel der Erdanziehungskraft hat und keine Atmosphäre, sind Raketenstarts von dort erheblich einfacher. Und es gibt Millionen Tonnen an Wassereis am Südpol des Mondes. Aus Wasser kann man Wasserstoff und damit Raketentreibstoff gewinnen. Und nicht zuletzt glaubt man, dass es große Mengen wertvoller Metalle und die für die Elektronikindustrie so wichtigen seltenen Erden auf dem Mond gibt.

Wem gehört der Mond?

Fabriken im Weltall, Forschungslabore, Touristen in der Umlaufbahn. Bergbau und Tankstellen auf dem Mond. Genügend Stoff, um sich in die Quere zu kommen. Es beginnt schon mit der Frage: Wem gehört das All? Wem mögliche Bodenschätze? Wem das Wasser? Darf man die einfach nehmen?

Dass es auf dem Mond eine amerikanische und eine chinesische Flagge gibt, hat nur symbolische Bedeutung. Aber für die USA hat Präsident Obama 2015 ein Gesetz unterschrieben, das jedem Amerikaner das Recht gibt, Ressourcen im All zu generieren. Das hat international zu Irritationen geführt. Um ihren Anspruch zu unterstreichen, hat die NASA gegen Geld mehreren Unternehmen Aufträge erteilt, Mondstaub einzusammeln, auf dem Mond zu deponieren und das Eigentum an die NASA zu übertragen. Sobald es dazu kommt, wird das Eigentumsrecht auf den Prüfstand kommen.

Schutz für den Mond

Und schließlich geht es um die gleichen Fragen wie auf der Erde: Wollen wir die Bodenschätze des Mondes einfach abbauen? Oder wollen wir sparsamer damit umgehen als auf der Erde? Wie schützen wir den Raum in der Nähe unseres Planeten?

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Die Mondforschung boomt. In spätestens zehn Jahren sollen wieder Menschen auf dem Mond landen. Der große Traum ist es, eine Siedlung auf dem Mond zu bauen.

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