Südsee-Maler Paul Gauguin – Neuer Blick auf Exotik und Missbrauch

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"Pêcheuses tahitiennes" – "Tahitianische Fischerinnen", 1891: Drei Tahitianerinnen in einem Halbkreis. Eine Frau steht mit den Füßen im Wasser. Die beiden anderen sitzen am Boden. Es ist eins der ersten Bilder, die Gauguin auf Tahiti malte, im Jahr seiner Ankunft auf der Südseeinsel. Es ist eine Vision von Menschen, die vermeintlich nur die Süße des Lebens kennen, von Frauen, die sanft und wild zugleich sind. So malte er sie: ursprünglich und unzivilisiert, mit leuchtend bunten Farbkompositionen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / akg-images | akg-images)
"Pêcheuses tahitiennes" – "Tahitianische Fischerinnen", 1891: Drei Tahitianerinnen in einem Halbkreis. Eine Frau steht mit den Füßen im Wasser. Die beiden anderen sitzen am Boden. Es ist eins der ersten Bilder, die Gauguin auf Tahiti malte, im Jahr seiner Ankunft auf der Südseeinsel. Es ist eine Vision von Menschen, die vermeintlich nur die Süße des Lebens kennen, von Frauen, die sanft und wild zugleich sind. So malte er sie: ursprünglich und unzivilisiert, mit leuchtend bunten Farbkompositionen
"La sieste" – "Die Mittagsruhe", 1892: Ein heißer Tag, im Schatten einer Veranda ruhen vier Tahitianerinnen auf Holzdielen. Eine Frau liegt auf einem Kissen, die anderen sitzen, eine bügelt. Die Frauen tragen zum Teil westliche Kleidung, ein Sonnenhut ist zu sehen. – Die Darstellung romanisiert, die Realität der Kolonialisierung und Ausbeutung ist ausgeblendet. Sie ignoriert die Tatsache, dass die französische Kolonialmacht die Einheimischen unterdrückte, um eigene Interessen zu fördern.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / CPA Media Co. Ltd | Paul Gauguin (1848 - 1903))
"La sieste" – "Die Mittagsruhe", 1892: Ein heißer Tag, im Schatten einer Veranda ruhen vier Tahitianerinnen auf Holzdielen. Eine Frau liegt auf einem Kissen, die anderen sitzen, eine bügelt. Die Frauen tragen zum Teil westliche Kleidung, ein Sonnenhut ist zu sehen. – Die Darstellung romanisiert, die Realität der Kolonialisierung und Ausbeutung ist ausgeblendet. Sie ignoriert die Tatsache, dass die französische Kolonialmacht die Einheimischen unterdrückte, um eigene Interessen zu fördern.
"Ta Matete" – "Der Markt", 1892: Eine Marktszene, fünf Frauen flächig nebeneinander auf einer Bank gereiht. Sie tragen hochgeschlossene enge Kleider, die Beine gehen im rechten Winkel nach unten. – In diesem Bild klingen Anregungen von zweidimensionaler ägyptischer Grabmalerei an, von der Gauguin Fotos besaß. Diese Inszenierung überträgt sie in die Südsee. Die Tahitianerinnen erscheinen so als Träger uralten Wissens. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / World History Archive)
"Ta Matete" – "Der Markt", 1892: Eine Marktszene, fünf Frauen flächig nebeneinander auf einer Bank gereiht. Sie tragen hochgeschlossene enge Kleider, die Beine gehen im rechten Winkel nach unten. – In diesem Bild klingen Anregungen von zweidimensionaler ägyptischer Grabmalerei an, von der Gauguin Fotos besaß. Diese Inszenierung überträgt sie in die Südsee. Die Tahitianerinnen erscheinen so als Träger uralten Wissens.
"Manao tupapau" – "Der Geist der Toten hält Wache", 1892: Auf dem Bett mit weißem Laken liegt die nackte 13-jährige Teha'amana auf dem Bauch. Sie hält die Hand vors Gesicht. Tupapaú – Geister und gehörnte Gestalten – nähern sich von hinten. – Ein sexuell dargebotenes Kind, das der 43-jährige Gauguin sich zur Partnerin genommen hat. Das Mädchen als exotisches Objekt, das den Wünschen westlicher Künstler entspricht. Stereotype über Tahitianerinnen als passiv, willig und abergläubisch. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / CPA Media Co. Ltd)
"Manao tupapau" – "Der Geist der Toten hält Wache", 1892: Auf dem Bett mit weißem Laken liegt die nackte 13-jährige Teha'amana auf dem Bauch. Sie hält die Hand vors Gesicht. Tupapaú – Geister und gehörnte Gestalten – nähern sich von hinten. – Ein sexuell dargebotenes Kind, das der 43-jährige Gauguin sich zur Partnerin genommen hat. Das Mädchen als exotisches Objekt, das den Wünschen westlicher Künstler entspricht. Stereotype über Tahitianerinnen als passiv, willig und abergläubisch.
"Parahi Te Marae" – "Da ist der heilige Platz", 1892: Ein in gelber Farbe dargestellter Hügel, der von einem Zaun mit auffälligem Muster umrandet ist. – Das Muster ist gestohlen, übernommen von einem traditionellen Ohrschmuck der Bewohner der Marquesas-Inseln. Paul Gauguin hat es ungekennzeichnet genutzt, die Wissenschaft spricht von kultureller Aneignung.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / akg-images / Erich Lessing | Erich Lessing)
"Parahi Te Marae" – "Da ist der heilige Platz", 1892: Ein in gelber Farbe dargestellter Hügel, der von einem Zaun mit auffälligem Muster umrandet ist. – Das Muster ist gestohlen, übernommen von einem traditionellen Ohrschmuck der Bewohner der Marquesas-Inseln. Paul Gauguin hat es ungekennzeichnet genutzt, die Wissenschaft spricht von kultureller Aneignung.

Porträt zum 175. Geburtstag Südsee-Maler Paul Gauguin – Neuer Blick auf Exotik und Missbrauch

Wie begegnet man Paul Gauguin, einem der bedeutendsten Maler des 19. Jahrhunderts, mit einem modernen Verständnis von Menschenrechten und kultureller Aneignung?

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