Geisteswissenschaften

Studie in Jena untersucht Rassismus und Antisemitismus bei Kant, Schelling, Hegel & Co.

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Portraitbüsten von (l-r) Schiller, Fichte, Schelling und Hegel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Foto: Martin Schutt)
Drei unter Anfangsverdacht (vlnr): Fichte, Schelling und Hegel sind nun Gegenstand der Studie „Wie umgehen mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der Klassischen Deutschen Philosophie. (Selbst-)Kritische Philosophiegeschichte als Projekt einer „Public Philosophy"

An der Universität Jena startet ein Forschungsprojekt zu Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der klassischen deutschen Philosophie. Andrea Esser, Leiterin des Arbeitsbereichs für praktische Philosophie der Universität Jena, werde das „problematische Erbe“ hinsichtlich der Philosophiegeschichtsschreibung sowie die Wirkung auf die Gegenwart untersuchen, wie die Hochschule am 1. August mitteilte. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt erhalte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Million Euro.

Anfangsverdacht beim Deutschen Idealismus

Esser erklärte, bei allen Philosophen, die sie und ihr Team in den Blick nähmen, gebe es „de facto einen Anfangsverdacht". Im Fokus stünden die Philosophen des Deutschen Idealismus von Immanuel Kant (1724-1804) über Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel bis zu Friedrich Schelling (1775-1854).

Esser betonte, das Ganze sei nicht als ein „Gerichtsprozess" konzipiert, denn es gehe nicht primär um die Personen und nicht darum, Lese- oder gar Denkverbote auszusprechen. Vielmehr wolle sie die Verstrickungsgeschichte exemplarischer Texte in rassistische, sexistische und antisemitische Denkmuster rekonstruieren. Das betreffe sowohl die Konzeption der Texte als auch ihre Rezeption.

Philosophen für nationalsozialistische Ideologie verwendet

„Unser Ziel ist es, solche Denk- und Sprachmuster sichtbar zu machen und zu zeigen, dass und wie sie immer noch wirken können", erklärte Esser. So solle etwa die Verwendung bestimmter Textpassagen und der Bezug auf die Autorität ihrer Verfasser im Rahmen von Ideologien betrachtet werden. Ein Beispiel sei der Nationalsozialismus, der mittels besagter Philosophen gezielt Rassismus und Antisemitismus verbreiten und verfestigen wollte.

Buchkritik Sebastian Ostritsch - Hegel. Der Weltphilosoph

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Rezension von Katharina Borchardt.

Verlag Propyläen
ISBN 978-3-549-10015-8
316 Seiten
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