Ob Hunde wirklich ein Langzeitgedächtnis haben ist noch noch nicht erwiesen (Foto: Colourbox, Model Foto: Colourbox.de -)

Kluge Vierbeiner

Hunde haben besseres Gedächtnis als gedacht

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Ungarische Verhaltensforscher stellen fest: Hunde merken sich selbst Dinge, die gar nicht wichtig sind.

Die Merkfähigkeit von Hunden nachzuweisen ist gar nicht so leicht. Man kann sie ja nicht fragen: Weißt Du noch, neulich, der neue Postbote?
Um das Gedächtnis zu testen, benutzten die ungarischen Forscher einen Trick. Motto: "Mach’s mir nach!" Sie trainierten Hunde darauf, das Verhalten einer Bezugsperson zu beobachten und nachzumachen. Also: Frauchen springt in die Luft, sagt "Mach’s mir nach", Hund springt ebenfalls.

Hunde merken sich auch Dinge, die sie vielleicht nicht unbedingt brauchen (Foto: Colourbox, Model Foto: Colourbox.de -)
Hunde merken sich auch Dinge, die sie vielleicht nicht unbedingt brauchen

Herrchen kratzt an der Tür - Hund kratzt hinterher. Das haben die Wissenschaftler 17 Hunden beigebracht. Danach wurde aber das Trainingsziel verändert. Die Hunde lernten sich auf Kommando hinzulegen – und zwar egal, was Herrchen oder Frauchen vorher gemacht haben. Sie sollten also das Verhalten dann gerade nicht imitieren, sondern sich grundsätzlich nach jeder Aktion hinlegen.

Hunde merken sich auch Nebensächlichkeiten

Nachdem sich die Hunde daran gewöhnt hatten, plötzlich – Überraschung – wieder neue Ansage. Die Trainerin befahl erneut: Mach’s mir nach. Die Hunde taten es, hatten sich also die Aktion gemerkt, obwohl sie nicht wissen konnten, dass das nötig werden würde. Sie haben also auf eine "Nebensächlichkeit" geachtet und sie in Erinnerung behalten. Das hat selbst dann geklappt, wenn die nachzumachende Aktion schon eine Stunde her war. Über ein mögliches Langzeitgedächtnis – wie man es zum Beispiel Elefanten nachsagt – sagt dieses Ergebnis freilich noch nichts.

Hunde unterscheiden sogar Gesichtsausdrücke

Trotzdem: die Hunde verfügen offenbar über ein sogenanntes episodisches Gedächtnis, erinnern sich also an Ereignisse in der Vergangenheit, folgert die Verhaltensforscherin Claudia Fugazza. Sie wundert sich über das Ergebnis gar nicht so sehr. Sie findet es eher erstaunlich, dass die meisten Menschen Hunde zwar einerseits als klug ansehen, aber dann doch immer wieder überrascht sind, was sie wirklich können. Kürzlich ergab auch eine Studie aus Wien, dass Hunde Gesichtsausdrücke unterscheiden können.
Den Machs-mir-nach Versuch gab es übrigens in ähnlicher Form schon bei Delfinen, Papageien und Schwertwalen und klappt da genauso gut.