Gespräch

Fasziniert von der Urkraft der Erde: Die Fotojournalistin und Vulkanforscherin Ulla Lohmann

Stand
INTERVIEW
Marie-Christine Werner

Vulkane erscheinen uns gewöhnlich als furchteinflößende Naturgewalten. Sie sind wunderschön und faszinierend, aber bergen stets etwas Bedrohliches in sich. Ulla Lohmann – preisgekrönte Fotojournalistin und Vulkanforscherin, geboren und aufgewachsen in der Pfalz – begreift genau das als Herausforderung.

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Immer wieder wurde es gefährlich

In Ländern der ganzen Welt hat Ulla Lohmann gelernt, die Vielfalt der sehr unterschiedlichen Vulkane zu begreifen. Immer wieder geriet sie in lebensbedrohliche Situationen, denn ihr Spezialgebiet sind aktive Vulkane. Sie war unter anderem in Indonesien, Papa-Neuguinea, im Kongo, in den USA, in Italien, Spanien und Island. Jeder der Vulkane dort sei unverwechselbar, erzählt sie.

Ambrym, Vanuatu – In einem Land vor unserer Zeit. Ambrym ist vor knapp 2000 Jahren während einer riesigen Explosion entstanden, die zu den stärksten Eruptionen der letzten 10 000 Jahren zählt. Dabei wurden 70 Kubikkilometer Material ausgeschleudert, aus der die heutige Insel besteht, ein riesiger Schildvulkan. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag )
Ambrym, Vanuatu – In einem Land vor unserer Zeit. Ambrym ist vor knapp 2000 Jahren während einer riesigen Explosion im Südpazifik entstanden, die zu den stärksten Eruptionen der letzten 10 000 Jahren zählt. Dabei wurden 70 Kubikkilometer Material ausgeschleudert, aus der die heutige Insel besteht, ein riesiger Schildvulkan. Bild in Detailansicht öffnen
Ambrym, Vanuatu – In Vanuatu bauen die Kinder keine Sandburgen, sondern Sandvulkane. Dieser hier wird mit Frangipani-Blüten dekoriert, damit die Vulkangeister es schön haben und keinen sauren Regen schicken, der die Ernte zerstören könnte. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag )
Ambrym, Vanuatu – In Vanuatu bauen die Kinder keine Sandburgen, sondern Sandvulkane. Dieser hier wird mit Frangipani-Blüten dekoriert, damit die Vulkangeister es schön haben und keinen sauren Regen schicken, der die Ernte zerstören könnte. Bild in Detailansicht öffnen
Benbow, Ambrym (Vanuatu) – Ulla Lohmann sieht den Lavafontänen zu und schreibt in ihr Tagebuch: „Ganz leise bedanke ich mich beim Vulkan und bei seiner magischen Kraft, dass ich meine Träume leben darf.“ (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Benbow, Ambrym (Vanuatu) – Ulla Lohmann sieht den Lavafontänen zu und schreibt in ihr Tagebuch: „Ganz leise bedanke ich mich beim Vulkan und bei seiner magischen Kraft, dass ich meine Träume leben darf.“ Bild in Detailansicht öffnen
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Munganau kennt nichts anderes als das Leben mit dem Tavurvur. Seitdem er auf der Welt ist, spuckt der Vulkan fast täglich Asche, Lavabomben und lässt den Himmel nachts leuchten. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Munganau kennt nichts anderes als das Leben mit dem Tavurvur. Seitdem er auf der Welt ist, spuckt der Vulkan fast täglich Asche, Lavabomben und lässt den Himmel nachts leuchten. Bild in Detailansicht öffnen
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Seipepa lebt auf der Halbinsel Matupit, ganz nahe am Vulkan. Wo vorher ihr Garten mit Obst, Gemüse und blühenden Pflanzen war, ist jetzt eine Aschewüste. Seipepa ist nur froh, dass sie ein traditionelles Haus aus Palmenblättern besitzt, denn auf den spitzen Dächern bleibt nicht so viel Asche liegen. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Seipepa lebt auf der Halbinsel Matupit, ganz nahe am Vulkan. Wo vorher ihr Garten mit Obst, Gemüse und blühenden Pflanzen war, ist jetzt eine Aschewüste. Seipepa ist nur froh, dass sie ein traditionelles Haus aus Palmenblättern besitzt, denn auf den spitzen Dächern bleibt nicht so viel Asche liegen. Bild in Detailansicht öffnen
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Beim Feuertanz, einem Ritual der Baining, tanzen maskierte Gestalten mit nackten Füßen durch das brennende Feuer. Dabei tragen die Männer, von denen keiner erfahren darf, wer es ist, eine Maske aus einem mit Rindenbast bezogenen Rattangestell. Über die traditionelle Bedeutung der Tänze spricht man kaum. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Tavurvur, Papua-Neuguinea – Beim Feuertanz, einem Ritual der Baining, tanzen maskierte Gestalten mit nackten Füßen durch das brennende Feuer. Dabei tragen die Männer, von denen keiner erfahren darf, wer es ist, eine Maske aus einem mit Rindenbast bezogenen Rattangestell. Über die traditionelle Bedeutung der Tänze spricht man kaum. Bild in Detailansicht öffnen
Kawah Ijen, Indonesien – Im Innern des knapp 3000 Meter hohen Vulkans Ijen leuchtet der »Kawah Ijen«, ein blauer Kratersee mit einem tödlichen Cocktail aus Schwefel und Salzsäure. Gelber Dampf quillt aus der Erde und 200° C heißes, ätzendes Schwefelgas entweicht. Wenn der Schwefel erkaltet ist, schaufeln ihn Arbeiter ohne ausreichende Schutzausrüstung in Körbe und schleppen die bis zu 100 Kilo schwere Last aus dem Krater mit giftigen Gasen hinaus.  Wenn der Schwefel mit dem Sauerstoff der Luft reagiert, entzündet er sich manchmal selbst. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Kawah Ijen, Indonesien – Im Innern des knapp 3000 Meter hohen Vulkans Ijen leuchtet der »Kawah Ijen«, ein blauer Kratersee mit einem tödlichen Cocktail aus Schwefel und Salzsäure. Gelber Dampf quillt aus der Erde und 200° C heißes, ätzendes Schwefelgas entweicht. Wenn der Schwefel erkaltet ist, schaufeln ihn Arbeiter ohne ausreichende Schutzausrüstung in Körbe und schleppen die bis zu 100 Kilo schwere Last aus dem Krater mit giftigen Gasen hinaus. Wenn der Schwefel mit dem Sauerstoff der Luft reagiert, entzündet er sich manchmal selbst. Bild in Detailansicht öffnen
Nyiragongo, Kongo – Der Lavasee des Nyiragongo galt als der größte der Welt, bevor er bei einer großen Eruption 2021 auslief. Täglich schickte er rund 7000 Tonnen Schwefeldioxid in die Luft, Hauptelement des sauren Regens – mehr als alle Autos und Fabriken in den USA zusammen. Heute ist der Lavapegel im Schlot niedrig, aber er scheint wieder zu steigen. Oft dauert es mehrere Jahre, bis sich nach größeren Eruptionen ein neuer See bildet.  (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Nyiragongo, Kongo – Der Lavasee des Nyiragongo galt als der größte der Welt, bevor er bei einer großen Eruption 2021 auslief. Täglich schickte er rund 7000 Tonnen Schwefeldioxid in die Luft, Hauptelement des sauren Regens – mehr als alle Autos und Fabriken in den USA zusammen. Heute ist der Lavapegel im Schlot niedrig, aber er scheint wieder zu steigen. Oft dauert es mehrere Jahre, bis sich nach größeren Eruptionen ein neuer See bildet. Bild in Detailansicht öffnen
Fagradalsfjall, Island – Island ist nicht nur die größte Vulkaninsel, sondern auch das Land mit dem größten Gletscher in Europa. Feuer und Eis haben zusammen mit Wasser und Wind das wilde Land geformt. Es soll für alle zugänglich sein und so beschlossen die Isländer, eine Infrastruktur für Vulkanbesucher zu erschaffen.  (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Fagradalsfjall, Island – Island ist nicht nur die größte Vulkaninsel, sondern auch das Land mit dem größten Gletscher in Europa. Feuer und Eis haben zusammen mit Wasser und Wind das wilde Land geformt. Es soll für alle zugänglich sein und so beschlossen die Isländer, eine Infrastruktur für Vulkanbesucher zu erschaffen. Bild in Detailansicht öffnen
Ätna, Sizilien – Bei Minusgraden harrte Ulla Lohmann knapp zwei Stunden in der Kälte aus, um diese Aufnahme zu machen. Sie entstand aus über 400 Einzelbildern. Erst als sie das fertige Foto betrachtete, fiel ihr die herzförmige Wolke auf. (Foto: Pressestelle, © Ulla Lohmann/Knesebeck Verlag)
Ätna, Sizilien – Bei Minusgraden harrte Ulla Lohmann knapp zwei Stunden in der Kälte aus, um diese Aufnahme zu machen. Sie entstand aus über 400 Einzelbildern. Erst als sie das fertige Foto betrachtete, fiel ihr die herzförmige Wolke auf. Bild in Detailansicht öffnen

„Jeder Vulkan hat seine eigene Seele. Es gibt Menschen, die mit den Vulkanen reden, es gibt Menschen, die glauben, dass der Vulkan der Ursprung eines Königreichs ist, eines Götterreichs. Diesen Glauben mag man teilen oder nicht, aber die Vulkane haben eine unglaubliche Faszination. Und auch wissenschaftlich gesehen ist jeder Vulkan vollkommen anders - wie eine eigene Persönlichkeit“, so Ulla Lohmann.

Lebensprägende Erfahrung

Ulla Lohmann und ihr Mann Basti Hofmann – er ist Alpinist, Filmemacher und Produzent – haben sich als erste Menschen 600 Meter tief in den aktiven Vulkan „Benbow“ im Südseearchipel Vanuatu abgeseilt. Für Ulla Lohmann eine lebensprägende Erfahrung.

Dieser Traum, die Welt zu bereisen und mit den Vulkanen und seinen Menschen zu leben, hat Ulla Lohmann seit ihrer Jugend begleitet. Als sie die Menschen verschiedenster Kulturen näher kennenlernt, ist sie fasziniert, wie diese ihr Schicksal annehmen und ihre Verbundenheit mit der Vulkanheimat trotz aller Gefahren niemals infrage stellen.

Beeindruckende Menschen in Vulkanregionen

Ulla Lohmann sammelt 15 Jahre lang Erfahrungen in den verschiedensten Kulturen und beobachtet bei den Vulkanmenschen eine tiefe Verwurzelung mit der Natur. Und eine außerordentliche Lebensfreude. Diese Botschaft habe ihr eigenes Leben stark geprägt, erzählt sie.

„Wir legen in unserer Gesellschaft viel Wert auf Äußerlichkeiten, zum Beispiel Kleidung. Dort ist es wichtig, wer man ist und nicht was man hat. Ein Vulkan kann Besitz ganz schnell zerstören. Aber was bleibt, ist die Familie, sind Freundschaften und die Freude am Leben. Und das hab' ich für mich mitgenommen. Gerade an der Grenze zwischen Leben und Tod habe ich gemerkt, dass es sehr wertvoll ist, dass man kleine Momente im Leben ganz bewusst ERLEBT, dass man diese mehr wertschätzen soll.“

Wie sehr die Menschen, die in den Vulkanregionen leben, Ulla Lohmann beeindrucken, beschreibt sie in ihrem neuen Buch „Vulkanmenschen – Vom Leben mit Naturgewalten“.

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