Gespräch

Vorbild für Frauen in der Wissenschaft: Margarete von Wrangell war vor 100 Jahren die erste Professorin Deutschlands

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Martin Gramlich
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Lydia Huckebrink

Als Margarete von Wrangell 1923 den Lehrstuhl an der Uni Hohenheim besetzte, war sie die erste ordentliche Professorin Deutschlands. Die Männerwelt habe skeptisch auf ihre Berufung reagiert, sagt die Historikerin Katja Patzel-Mattern in SWR2. Doch neben ihrem Ehrgeiz hatte von Wrangell einen großen Vorteil: Sie forschte zu einem damals sehr wichtigen Thema.

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Durchsetzungsstark, wohlhabend, sprachlich bewandert

Margarete von Wrangell war eine durchsetzungsstarke Frau, sagt die Historikerin Katja Patzel-Mattern in SWR2: „Sie hat für ihre eigenen Belange gekämpft, sie war in der Lage, ihre wissenschaftlichen Ergebnisse gut nach außen zu kommunizieren und Förderer für ihre Wissenschaft zu mobilisieren.“

Zusätzlich habe Margarete von Wrangell einiges an sozialem Kapital mitgebracht. Sie sprach mehrere Sprachen und habe damit im Ausland ihre Forschungsstationen absolvieren können. SIe hatte ein Familienvermögen, das ihr Sicherheit gab.

Thema Nahrungssicherheit war 1923 relevant

Die männlichen Professoren hätten sehr skeptisch auf die Berufung einer Frau zur Professur reagiert. Ihr Vorteil war, dass Margarete von Wrangell zu einem relevanten Thema geforscht habe: „Das der Nahrungsmittelsicherheit, das nach dem 1. Weltkrieg sehr relevant war.“

Deswegen habe es in großes Interesse aus der Forschung und der Industrie gegeben, diese Forschung zu unterstützen.

Großes Rollenvorbild

Es sei für junge Frauen viel leichter in solche Positionen zu gelangen, wenn es eine Frau vor ihnen erreicht hat. Darum sei Margarete von Wrangell ein Rollenvorbild gewesen, asgt Katja Patzel-Mattern. Nach ihrer Berufung habe sich Margarete von Wrangell in Standesorganisationen engagiertund dazu beigetragen, dass sich die Situation von Frauen in der Wissenschaft verbesserte.

Sie sei aber keine Frauenrechtlerin gewesen, sagt Patzel-Mattern. Sie habe sich nicht aktiv für Frauenrechte eingesetzt, sondern in ihrer Tätigkeit als Wissenschaftlerin als Vorbild gewirkt.

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