Die leidenschaftliche Fallschirmspringerin wächst im Gebiet Jaroslawl an der Wolga auf. Neben ihrer Arbeit als Zuschneiderin und Büglerin in einer Textilfabrik bildet sie sich nebenher an einer Abendschule weiter. Als Technikerin fortgebildet bewirbt sie sich für das erste Team weiblicher Astronautinnen.
Als Arbeiterin ins All
Nach „Sputnik“ dem ersten Satellit 1957 und Juri Gagarin 1961 ist Tereschkowa als einfache Arbeiterin und erste Frau im Weltraum ein weiterer Triumph im kosmischen Wettlauf gegen die USA. Die Sowjetregierung unter Nikita Chruschtschow setzt mit ihr ein Zeichen: In der Sowjetunion ist alles möglich.
Trotzdem ist der Weltraum nach wie vor eine Männerdomäne. Knapp 20 Jahre vergehen, bis 1982 Swetlana Sawizkaja als zweite Frau ins All aufbricht. Insgesamt wurden seit 1963 bisher nur rund 60 Frauen ins All entsendet, darunter vier Russinnen, drei Europäerinnen und insgesamt 46 Astronautinnen aus den USA.
Vorzeigekommunistin
Zu Sowjetzeiten ist die engagierte Jungkommunistin Parlamentsabgeordnete und leitet nach dem Verfall der UdSSR 10 Jahre lang das russische Zentrum für internationale kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit. Heute sitzt Valentina Tereschkowa für die Regierungspartei „Geeintes Russland“ im Parlament von Präsident Putin, der sie 2013 für ihr politisches Engagement mit dem Alexander-Newski-Orden ausgezeichnet hat.
Die Begeisterung im All ist auch Jahre später noch nicht erloschen.
In einem Interview mit dem SWF im Jahre 1965 während ihrer Europareise mit Ehemann Andrijan Nikolajew, Kosmonaut der Wostok 3, berichtet sie stolz von den Aufgaben als erster Frau im All: Beim Lenken der Raumkapsel helfen, Experimente durchführen, die Funkverbindung aufrecht erhalten und Filmkameras betätigen. Und auch nach Ihrer Reise durch den Kosmos habe sie sich stets fortgebildet, um gegebenenfalls eine zweite Weltraumreise anzutreten. Ein zweiter Raumflug blieb der 80 Jährigen bis heute verwehrt. Sie war bereit, ihr Leben der Raumfahrt zu opfern, sagt sie 2016 in der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ und sie ist es auch heute noch. „Ein Flug zum Roten Planeten - das war der Traum der ersten Kosmonauten. Ach, wenn ich es doch machen könnte! Ich wäre bereit zu fliegen - auch ohne Rückkehr!“