Steinitz hat viele große Autoren der französischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche übersetzt, darunter Yanick Haenel, Albertine Sarrazin und Virginie Despentes. Despentes, deren Trilogie "Das Leben des Vernon Subutex" auch in Deutschland gefeiert wurde, ist für Steinitz aber - anders als für manchen Kritiker - kein "weiblicher Balzac des 21.Jahrhunderts": So habe sie das weder gelesen noch übersetzt.
"Ich hatte immer Lust auf Abwechslung."
Spannend an ihrem Beruf findet sie das "Eintauchen in immer wieder neue Sprachwelten". Sie habe sich für "Vernon Subutex" auch eine Stunde lang mit dem Verkäufer einer Obdachlosenzeitung vor einem Supermarkt unterhalten: "Ich musste auch rausfinden, wie ein Rechtsradikaler redet oder wie ein Rassist spricht."
Grundsätzlich gelte für die Bücher, die sie übersetze: "Ich hatte immer Lust auf Abwechslung." Obwohl die Wahrnehmung ihres Berufs besser geworden sei, würden Übersetzungen weiter schlecht bezahlt: "Man muss tatsächlich im Akkord arbeiten, was der Arbeit nicht gut tut."
Cotta, der "Über-Setzer" als Gründer der Bodensee-Schiffahrt
Mit dem Namensgeber des Preises, Johann Friedrich Cotta, fühle sie sich durchaus verbunden, berichtet Claudia Steinitz. Dieser sei nicht nur Verleger, sondern auch Gründer der Bodensee-Schifffahrt gewesen, also auch ein "Über-Setzer": "Dieses Bild, das wir gerne benutzen, Sprache von einem Ufer zum anderen bringen, da fühle ich mich sehr gut aufgehoben auf seinem Schiff."
Claudia Steinitz, die 1961 in Berlin geboren wurde, erklärte ihren Eltern mit 16 Jahren, sie habe außer dem Französischen und der Literatur keine Interessen. Anfänglich übersetzte sie auch Filmdrehbücher und Kinderliteratur, sowie Bücher aus dem Italienischen. Seit 30 Jahren konzentriert sie sich auf Literatur aus Frankreich, der Schweiz, Haiti sowie auf journalistische Texte aus "Le Monde diplomatique".