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Der Hyperloop – Konkurrenz für die Bahn?

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Aeneas Rooch
Aeneas Rooch (Foto: SWR, privat)
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Susanne Paluch

Der Unternehmer Elon Musk will Menschen mit seinem "Hyperloop" mit über 1000 km/h per Magnetschwebebahn durch fast luftleere Röhren gleiten lassen. Wie realistisch ist das?

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Ein großer Bahnhof: Auf den Bahnsteigen drängen sich Menschen und warten auf ihre verspäteten Züge. Alltag in Deutschland. Wie verheißungsvoll klingt da die Idee des amerikanischen Unternehmers Elon Musk:

Der "Hyperloop" – ein neuartiger Zug, modern und komfortabel, mit einer Spitzengeschwindigkeit von 1000 km/h. Eine Fahrt quer durch Deutschland wäre in nur einer Stunde machbar. Nur eine visionäre Idee? Reine Science-Fiction ist der Hyperloop nicht mehr: Seit 2013 arbeiten Unternehmer und Forscherteams auf der ganzen Welt daran, ihn zu entwickeln.

Gegen den Luftwiderstand

Einer davon ist Walter Neu, Professor für Laserphysik an der Hochschule Emden/Leer und an der Universität Oldenburg. Er und sein Team arbeiten an der Röhre, durch den der Hyperloop, ähnlich wie eine Magnetschwebebahn, eines Tages flitzen soll.

Luftwiderstand ist das, was auf der Erde die meiste Energie verbraucht, wenn wir uns schnell fortbewegen wollen. Deshalb muss in der Hyperloop-Röhre ein möglichst geringer Luftdruck herrschen.

Schweben durch Magnete

Walter Neu und sein Team wollen das mit Hilfe von Magneten erreichen: "Unser Konzept ist es, dass wir sehr starke Magneten mit einer besonderen Anordnung verwenden, die ein Magnetfeld erzeugen, so ähnlich wie das, was man an ein Whiteboard oder ein Pinboard dranhängt, um einen Zettel festzuhalten."

Mit dem Unterschied, dass in der Hyperloop-Röhre ein ganzer Zug mit einigen hundert Kilogramm Gewicht in die Schwebe gebracht werden muss. Dafür werden besonders starke Magneten gebraucht. Walter Neu: "Wenn man diese Magneten dann über einen Leiter, zum Beispiel Aluminium, hinwegbewegt, dann erzeugt man in diesem Aluminium wiederum ein Magnetfeld, und die beiden Magnetfelder stoßen sich gegenseitig ab." Dort kann man etwas in die Schwebe bringen - diesen Effekt will Neu beim Hyperloop ausnutzen.

Neuartige Batterietechnologie

Und ein weiteres Problem beschäftigen Walter Neu und sein Team: Die hohe Beschleunigung, die benötigt wird. "Das beste Konzept war ein starker Elektromotor. Der wiederum braucht sehr viel Strom in der kurzen Zeit. Das ist eine Herausforderung an die Batterietechnologie, denn wir müssen ja die Energie in unserem Fahrzeug speichern."

Sie bräuchten, so Neu, eine Batterie, die eigentlich genau das Gegenteil von dem tut, was man sonst erwartet: Sich entladen. "Wir wollen sehr sehr hohe Entladungsströme in sehr kurzer Zeit. Das zu beherrschen ist eine elektrotechnische Herausforderung als auch eine steuerungstechnische Herausforderung."

Rasend schnell und komfortabel

Kaum Reibung, kaum Widerstand, blitzschnell durch eine Röhre rasen – das ist die Idee beim Hyperloop.

Trotz seiner rasenden Geschwindigkeit soll die Fahrt angenehm sein. Behauptet jedenfalls der amerikanische Unternehmer Elon Musk: Er vergleicht eine Fahrt mit dem Hyperloop mit einer alten Schienenbahn in Disney Land. "Wer damit klarkommt, der kommt auch mit dem Hyperloop klar."

Auch Walter Neu ist überzeugt, dass sich die Fahrt für Passagiere wie ein Flug heutzutage anfühle. "Da man in der Röhre ja einen sehr starken Unterdruck hat, müsste man sich in einer Druckkabine aufhalten, genau wie in einem Flugzeug. Die Beschleunigungsphase wäre auch ganz vergleichbar mit dem, was man in einem Flugzeug erfährt. Und das Gleiten danach, völlig geräuschlos und ohne irgendwelche Nebenwirkungen, würde man einfach als Fahrt in einer komfortablen Kabine erleben."

Ob der Hyperloop in Zukunft ein alternatives Verkehrsmittel sein wird, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Aktuell wird weltweit an Konzepten geforscht und an Prototypen gebaut.

Verkehr Die Bahn der Zukunft – Digital, pünktlich, schnell?

Mit dem „Deutschland-Takt“ will die Bahn ihre Züge besser aufeinander abstimmen. Bahnreisen sollen so komfortabel und schnell sein, dass sich die Fahrgastzahl bis 2030 verdoppelt.

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