1. Er ist hochspezialisiert
Nur Ameisenbären haben sich auf Ameisen und Termiten als ausschließliche Nahrung spezialisiert. Ihr ganzer Körper ist darauf ausgerichtet: Die 60cm lange Zunge ist klebrig, so dass die Insekten an ihr hängen bleiben und er sozusagen bloß "den Teller ablecken" muss. Seine kräftigen Krallen sind bestens geeignet, um unterirdische Ameisenbauten auszubuddeln oder Termitenhügel aufzubrechen. Und sein muskulöser Magen zerreibt die Ameisen, die sich dann - sehr praktisch - in ihrer eigenen Säure verdauen.

2. Er ist nicht besonders helle
Ameisenbären haben nur ein etwa walnussgroßes Gehirn. Das ist in der Regel mit nur einer Sache beschäftigt. Ameisenbären fressen entweder oder sie konzentrieren sich auf ihre Umgebung. Wenn sie die lange Schnauze in die Luft heben, wittern sie. Ihr hervorragender Geruchssinn warnt sie so nicht nur vor potentiellen Feinden wie dem Jaguar oder vor Biologinnen mit Kameras, sondern hilft ihnen auch, den nächsten Ameisenbau zu erschnüffeln. Leider kommen immer wieder Ameisenbären durch Autounfälle ums Leben, weil sie nicht schnell genug begreifen, dass sie in Gefahr sind.

3. Er ist gut getarnt
Die individuelle Fellzeichnung versteckt den Ameisenbären im Savannengras genauso gut wie im dichten Unterholz des schattigen Waldes. Mit dem buschigen Schweif deckt er sich nachts zu - das ist warm und eine gute Tarnung. Die Weibchen können jedes Jahr ein Junges bekommen, das sie dann die ersten vier bis fünf Monate auf dem Rücken herumtragen. Auch hier tarnen die Streifen der Mutter das Baby.

4. Er ist Einzelgänger - eigentlich.
Ameisenbären treffen sich nur zur Paarung. Kommt ein anderes Tier einer Mutter mit Baby zu nahe, kann es auch schon mal rabiat zugehen. Die scharfen Krallen an den Vorderpfoten sind ein gutes Instrument zur Verteidigung - meist wird aber erst mal gedroht. Denn eigentlich sind Ameisenbären Fluchttiere, die es nicht auf eine Konfrontation anlegen.

5. Er wird von ihr verfolgt
Die Biologin Lydia Möcklinghoff ist die einzige Wissenschaftlerin weltweit, die den Großen Ameisenbären in freier Wildbahn in einem Langzeitprojekt erforscht. Sie arbeitet mit sogenannten Direktbeobachtungen, bei denen sie den Tieren mit der Kamera folgt und ihr Verhalten beobachtet und mit Kamerafallen, die sie in ihrem 110km² großen Forschungsgebiet in Südwestbrasilien aufhängt.

6. Er kommuniziert über Kratzspuren an Bäumen
Dieses Verhalten hat die deutsche Biologin Lydia Möcklinghoff entdeckt. Ameisenbären kratzen an bestimmten Bäumen und kommunizieren so vermutlich. Wer beispielsweise besonders weit oben am Stamm kratzt, ist wahrscheinlich groß und stark genug, sich weit auf die Hinterbeine aufzurichten und zeigt so den Artgenossen: Ich bin hier der Boss! Außerdem reiben sie ihre Brust am Stamm - dort sitzen Drüsen, mit denen sie eine Duftmarke setzen können.

7. Er ist in freier Wildbahn noch nicht gut erforscht
Ameisenbären werden nur von wenigen Forscher*innen untersucht. Daher sind Aktionen wie diese, bei der ein Tier eingefangen und untersucht wird, besonders wichtig. So können die Wissenschaftler*innen mehr erfahren. Dazu dienen auch die Langzeitbeobachtungen von Lydia Möcklinghoff.
8. Sein Lebensraum ist bedroht
Klimawandel und Abholzung gefährden die Orte, die ein Ameisenbär zum Leben braucht: Wald, um sich verstecken zu können; sandige Savannen, in denen es viele Ameisen gibt, und Wasserflächen. Das brasilianische Pantanal ist ein idealer Lebensraum - noch. Weil er in Mittelamerika schon fast ausgestorben und in Südamerika stark bedroht ist, steht er auf der Roten Liste.

Kurt-Magnus-Preis für Charlotte Grieser
Die Jury des Kurt-Magnus-Preis 2019 hat entschieden, in diesem Jahr zwei zweite Preise, sowie einen dritten und vierten Preis zu vergeben. Einer der beiden mit 6000 Euro dotierten zweiten Preise geht an die SWR Mitarbeiterin Charlotte Grieser, die für die multimediale Abteilung Wissen und Bildung in Baden-Baden arbeitet. Eingereicht waren Bewerbungen von insgesamt sieben junge Kandidatinnen und Kandidaten aus den ARD-Landesrundfunkanstalten sowie dem Deutschlandradio.
"Genaue Beobachtung, plastische Schilderung und eine Portion Witz"
Die Jury lobt die Vielfalt und Bandbreite der Einreichung von Charlotte Grieser. Als meinungsstarke Autorin überzeugt sie in einem Kommentar zum Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Intersexualität, in dem sie schlüssig und nachdrücklich ihre Auffassung belegt, dass das Urteil nicht nur richtig sei, sondern auch längst überfällig. Besonders beeindruckt hat die Jury ein Beitrag über den Großen Ameisenbär, den die junge Journalistin in einem Portrait für "SWR2 Wissen" den Hörerinnen und Hörern nahebringt. Genaue Beobachtung, plastische Schilderung und auch eine gehörige Portion Witz kennzeichnen dieses Stück, mit dem sie sich als ausgezeichnete und talentierte Journalistin im Bereich Wissenschaft empfiehlt.
Zur Person
Charlotte Grieser arbeitet nach ihrem Volontariat beim SWR (2013-2015) als freie Mitarbeiterin für die multimediale Abteilung Wissenschaft und Bildung. Von 2004 bis 2011 studierte sie Theater-, Film und Fernsehwissenschaft in Köln und schloss das Studium mit dem Magister ab. Bereits in ihrer Studienzeit arbeitete sie beim Hochschulradio der Universität mit und war nebenbei auch für andere Medien als Journalistin sowie als Medientrainerin tätig.
Kurt-Magnus-Preis
Die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) verleiht jährlich den Kurt-Magnus-Preis. Zu diesem Zweck hat die ARD 1962 die Dr. Kurt-Magnus-Stiftung gegründet, aus deren Mitteln qualifizierte Nachwuchskräfte des deutschen Hörfunks gefördert werden sollen.
SWR 2017/2018