Mainz, fünf Jahre nach dem Krieg. "Es wird stark gebaut, die Ruinen werden abgetragen, ganze Häuserreihen sind schon niedergelegt, und anderes wird neu aufgebaut."
Der Schriftsteller Alfred Döblin, damals Berater der französischen Militärregierung in Kulturfragen, beschreibt in der Hörfunksendung „Kritik der Zeit“ den Festakt zur Feier der neuen rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz auf dem Schloss Gonsenheim.
Er vergleicht den Ton, in dem rheinland-pfälzische Politiker und der französische Botschafter miteinander sprechen. Und stellt fest: Der Rhein ist derselbe geblieben, an den Ufern hat sich jedoch einiges geändert. Die Menschen verhielten sich anders zueinander. Früher sei es ihnen schwer gefallen, in Kontakt zu treten und sich zu verstehen. Etwas habe sich verändert. Für Döblin ist es offensichtlich: Was real dahinter stecke sei die schwere Ermüdung bei beiden Völkern. Das „drängende Gefühl des Überflusses an Konflikten“. Eine Friedenssehnsucht. Der Wunsch nach Europa.