Das Gespräch mit Andreas Eckert auf einen Blick:
Diskutiert werden vor allem
- der Genozid an den Herero;
- der Raub von afrikanischen Kunstobjekten.
Der Genozid war immer wieder ein öffentliches debattiertes Thema. Als der Deutsche Bundestag vor einigen Jahren den Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges auch als solchen bezeichnet hat, kam die Frage auf: Wieso dann eigentlich nicht den Völkermord an den Herero und Nama als solchen bezeichnen?
Seither versuchen namibische und deutsche Politiker, eine angemessene Lösung zu finden. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg.
Von dauerhafterem Interesse ist der Kunstraub. Vermutlich deshalb, weil es hier ganz konkrete Gegenstände gibt, anhand derer deutlich wird, wie Kolonialismus, Herrschaft und Hierarchien funktioniert haben: Dass ein Land einfach Objekte von anderen Ländern mitnehmen konnte, um damit eigene Museen und Galerien zu bestücken.
Ja, auf Museen kommen arbeitsintensive, aufwendige Aufgaben zu. Viele Museen wissen gar nicht genau, das hat sich jetzt herausgestellt, welche Objekte in ihren Archiven im Einzelnen lagern und woher sie genau kommen. Das müssen sie zunächst klären und auflisten.
Ein zweiter Schritt ist, Afrika diese Listen zukommen zu lassen. Und schließlich müssen gestohlene Kunstobjekte an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden. Das bedeutet einen großen akribischen Arbeitsaufwand für die Museen.
Er währte zwar nur 30 Jahre, geschichtlich betrachtet eigentlich kurz. Trotzdem kann er als Teil eines rassistischen und hierarchischen Herrscher-Modells betrachtet werden, das die Welt nachhaltig verändert hat.
Besetzten Regionen wurden andere Staatsformen und Ordnungsvorstellungen aufgezwängt, die Länder wurden ausgebeutet, indem deren Rohstoffe abgebaut und nach Europa verbracht wurden. Gerade dieses ökonomische Ausbeutungsmodell ist sicherlich eines, das bis heute durchaus noch nachschwingt.
Unsere Städte sind bis heute vom Kolonialismus geprägt. Denken wir z.B. an Straßennamen wie Lüderitzstraße, benannt nach dem deutschen Kolonialisten Adolf Lüderitz. Viele deutsche Straßen sind noch nach irgendwelchen dubiosen Kolonialherren benannt. In Berlin gibt es sogar ein sogenanntes „afrikanisches Viertel“.
Die Kolonialzeit erkennt man aber auch in der Bevölkerung. Die deutsche Gesellschaft war nicht immer nur weiß, sondern schon vor hundert Jahre sind im Zuge kolonialer Migration Afrikanerinnen und Afrikaner zu uns gekommen, um hier ihr Leben zu bestreiten. Geschichte kann man eben nicht so leicht vergessen und entsorgen.