Die Neuentdeckung der Natur

Zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts

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SWR2 Wissen: Aula (Produktion 2017). Gespräch mit Andrea Wulf. Online: Susanne Paluch

SWR2 Wissen: Aula.

Alexander von Humboldt war ein Abenteurer. Er bestieg Vulkane, entdeckte neue Tier- und Pflanzenarten, er war Botaniker, Geologe, Chemiker und er konzipierte ein modernes Naturverständnis, das heute noch aktuell ist. Die britische Historikerin Andrea Wulf hat einen Bestseller über das Universalgenie geschrieben und erzählt im Gespräch, was sie an Alexander von Humboldt fasziniert.

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Das Gespräch mit Andrea Wulf auf einen Blick:

Andrea Wulf: "Humboldt ist als Naturwissenschaftler ganz klassisch ausgebildet. Es fängt mit der empirischen Forschung an. Aber, und das macht ihn so ungewöhnlich: Er ist zwar besessen von Messungen und rationalen Gedanken, sagt aber auch, dass wir die Natur nur wirklich über unsere Gefühle und unsere Vorstellungskraft verstehen können. Und das ist das Faszinierende an Humboldt.

Wenn ich mir die heutigen politischen Debatten über den Umweltschutz anschaue, dann sind das Debatten, die hauptsächlich auf Zahlen, auf Statistiken, auf technischen Projektionen basieren: Das und das passiert, wenn die Erde sich um 2°C erwärmt. Was mir fehlt, ist ein leidenschaftlicher Appell an die Erhaltung unseres Planeten, diese emotionale Reaktion auf die Natur. Die hat auch Humboldt angetrieben."

"Seine große Entdeckung ist, dass er uns ein neues Konzept der Natur gegeben hat, ein Konzept, das die Welt, die Natur, beschreibt als ein Netz des Lebens. Wir würden das heute Ökosystem nennen, obwohl er das nicht so genannt hat. Er hat die Erde beschrieben als einen lebenden Organismus, als ein zusammenhängendes Ganzes, wo alles miteinander irgendwie verbunden ist – vom kleinsten Insekt bis zum größten Baum."

Wald bei Massachusetts, historisch (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / Reportdienste - Circa Images)

"Er hat die Natur als zusammenhängendes Ganzes begriffen. Dadurch, dass alles zusammenhängt, hat er zum Beispiel in Südamerika gesehen, wie dort Plantagenbesitzer den Wald zerstören, um Platz zu schaffen für Ackerbau, er hat dann gesehen, welche Umweltfolgen die Rodung hatte.

Er hat als Erster beschrieben, was die fundamentalen Funktionen des Waldes für das Ökosystem sind. Er hat über die Fähigkeit der Bäume gesprochen, Wasser zu speichern, die Atmosphäre mit Feuchtigkeit anzureichern.

Dadurch, dass er die Natur als etwas Zusammenhängendes gesehen hat, hat er auch gesehen, wie der Mensch die Natur zerstören kann und welche Effekte das haben kann."

Das gesamte Manuskript finden Sie hier.

Die entfallene Aula „Forschen im ewigen Eis“, senden wir voraussichtlich am Sonntag, 27. Oktober 2019.

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SWR2 Wissen: Aula (Produktion 2017). Gespräch mit Andrea Wulf. Online: Susanne Paluch