Das Aula-Interview auf einen Blick:
- Die OECD fokussiert sich zu sehr auf den Bildungsweg Gymnasium-Abitur-Studium. Diese Engführung suggeriert, nur das Studium führe zu einem erfüllten Berufsleben. Das ist falsch. Bildungsgerechtigkeit heißt: Jedes Kind hat ein Recht darauf, seine Talente und Begabungen frei zu entfalten und einen Bildungsweg zu wählen, der seinen Fähigkeiten entspricht. Das läuft eben nicht immer aufs Gymnasium hinaus.
- Das Projekt Ganztagsschule sollte mehr Bildungsgerechtigkeit ermöglichen, weil lernschwache Kinder besonders gut gefördert würden. Das Projekt ist in vielen Ländern gescheitert.
- Will man auf pragmatische Weise mehr Bildungsgerechtigkeit, kommt es darauf an, Kinder mit Defiziten schon in der Vorschule zu erkennen und sie dann sinnvoll, das heißt auf individuelle Weise, zu fördern. Wenn ein Ergebnis bei Pisa erschreckt, dann ist es das, dass 20 Prozent der Kinder beim Lesen nicht einmal die Kompetenzstufe 1 erreichen. Es ist Aufgabe der Bildungspolitik, diese Kinder so zu fördern, dass sie eine erfolgreiche Bildungslaufbahn erreichen können.
Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.