Eine typische Szene aus dem Alltag: In einer Abfertigungshalle am Frankfurter Flughafen werden die Koffer für die nächste Zoll-Kontrolle aufgestellt. Zollbeamte und Drogenhunde checken das Gepäck stichprobenartig. Mehr ist nicht möglich. Schließlich kommen etwa 60 Millionen Passagiere kommen jedes Jahr in Frankfurt an.

Gesucht wird nach Drogen und Waffen, aber auch nach weiteren verbotenen Mitbringseln wie zum Beispiel artengeschützte Tiere oder gefälschte Markenwaren. Der Erfolg gibt den Zöllnern recht. Seit Jahren finden sie am drittgrößten Flughafen Europas zum Beispiel deutlich weniger Drogen. Das hat auch mit den Drogenhunden zu tun. Ihre hohe Trefferquote hat sich bei Dealern und Kurieren herumgesprochen. Dennoch versuchen es die Drogenkartelle immer wieder.
Sie setzen darauf, dass ihre Kuriere in der Menge der Passagiere untergehen, wenn sie wie alle anderen Fluggäste an den Zollbeamten im Ankunftsbereich des Flughafens vorbei müssen. Um nicht aufzufallen, lassen sie sich immer neue und riskantere Wege einfallen.
Brutale Methoden
Ein besonders krasser Fund der Zollfahnder waren Kokainimplantate in Brüsten. Eine brutale Methode der Drogenkartelle. Solche Eingriffe werden kaum unter sterilen Bedingungen im OP einer öffentlichen Klinik durchgeführt. Das Risiko für Leib und Leben tragen alleine die Kuriere – oft genug aus blanker Not heraus.
Acht Zollfahndungsämter gibt es in Deutschland. Sie ermitteln gegen Drogenhändler, Waffenschieber, Fälscherbanden oder Zigarettenschmuggler. Neben den Zollfahndern gibt es noch die Beamten in den Büros und an den Schaltern der rund 350 Zoll- und Hauptzollämter. Sie verteilen sich wie ein dichtes Netz über ganz Deutschland, in fast jeder größeren Stadt gibt es ein Amt.
Auch im internationalen Postzentrum in Frankfurt arbeiten Zöllner. In einer riesigen Halle, zwischen Sortieranlagen und Förderbändern für Briefe, Pakete und Postsäcke fischen die Beamten Postsendungen heraus, die ihnen verdächtig vorkommen. Weil beim Päckchen zum Beispiel die Inhaltsangabe fehlt oder weil der Geruch oder das Herkunftsland auffallen. Selbst öffnen dürfen die Zöllner die Sendungen wegen des Postgeheimnisses nicht. Das macht ein Postbeamter, der eigens neben ihnen steht.
Globalisierte Schnäppchenjagd
Das internationale Postzentrum am Frankfurter Flughafen ist der Umschlagplatz für alles, was per Luftfracht aus Nicht-EU-Ländern kommt. Das sind Hunderte Tonnen Sendungen, jeden Tag. Durch den Onlinehandel ist das Paketaufkommen in den letzten Jahren geradezu explodiert.
Die globalisierte Schnäppchenjagd kann freilich Probleme bereiten, etwa wenn sich die Edelhandtasche als Fälschung herausstellt. Dann beschlagnahmen die Zöllner die Ware, schicken sie als Probe an den Originalhersteller oder vernichten sie. Der Kunde schaut in die Röhre - das bereits gezahlte Geld für das vermeintlich gute Stück ist weg.

Jedes Jahr spült der Zoll dem deutschen Staat etwa 100 Milliarden Euro in die Kassen. In den EU-Topf fließen aus Deutschland jährlich etwas mehr als 5 Milliarden Euro. Das ist den wenigsten bewusst. Doch Zölle dienten seit jeher der Regelung der Staatsfinanzen.
Europäische Zollunion
Zollbeamte kontrollieren, ob der Mindestlohn eingehalten wird, und gehen gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung vor. Meist kommen sie unangemeldet, zu zweit oder in Mannschaftsstärke – je nachdem, ob es um einen kleinen Friseurladen oder um eine Großbaustelle geht.
Die Europäische Union ist auch eine Zollunion. Das bedeutet seit 1968 für ihre Mitgliedsstaaten einen freien Warenverkehr, der nicht durch Zölle behindert wird.

Vorläufer des europäischen Binnenmarktes war der Deutsche Zollverein, der am 1. Januar 1834 von den deutschen Einzelstaaten gegründet wurde.
Zehn Mal Zoll zahlen
Damit endete die Kleinstaaterei, die als wirtschaftliche Bremse galt. Denn jeder Provinzfürst erhob eigene Zölle, um seine Einnahmen zu sichern. Händler mussten auf dem Weg durch die deutschen Lande zehn Mal Zoll enrichten. Das bedeutete in zehn Ländern mit zehn verschiedenen Währungen zu hantieren, zehn Mal Geld zu tauschen und sich auf zehn verschiedene Gewichts- und Längensysteme einzustellen.
Das verteuerte die deutschen Waren ungemein. Deshalb forderten einflussreiche Vordenker, neben einer Zollunion auch ein einheitlichen Münz-, Maß- und Gewichtssystems zu schaffen.

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Viel Kontrolle und wenig Kontrolle zugleich
Trotz des europäischen Binnenmarkts – geschmuggelt wird bis heute. Waren aus dem Gebiet jenseits der Zollunion, die nicht ein- oder ausgeführt werden dürfen, Plagiate, illegale Güter. Doch die Zöllner können nicht lückenlos kontrollieren. Würden sie jeden Touristen, jeden Händler untersuchen, alle LKWs, Schiffscontainer, Züge und Luftfrachten – unsere Wirtschaft stünde still.
Deshalb entscheidet man sich beim Zoll für das Prinzip "so viel Kontrolle wie nötig und so wenig Kontrolle wie möglich".