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Steinschlag, Bergstürze, Murgänge – Klimawandel in den Alpen

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Gabi Schlag und Benno Wenz
Gabi Schlag und Benno Wenz (Foto: SWR, privat)

Felsstürze, Schlamm- und Geröll-Lawinen gehören zu den häufigsten Naturgefahren in den Alpen. Wie man sie verhindern oder zumindest vorhersagen kann, wird derzeit erforscht.

Flüelapass, 2.380 m, zwischen den Kantonen Engadin und Graubünden, leichter Schneefall. Wir sind unterwegs mit Marcia Phillips, Permafrost-Expertin vom eidgenössischen Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF. Seit 1996 haben Marcia Phillips und ihr Team an über 20 Standorten in den Schweizer Alpen metertiefe Löcher im Permafrost gebohrt und mit Messinstrumenten ausgerüstet. Das Problem: Durch den Klimawandel schmilzt das Eis in Felsklüften. Die Folgen: Fels- oder Bergstürze. (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
Flüelapass, 2.380 m, Engadin im Schweizer Kanton Graubünden, leichter Schneefall. Wir sind unterwegs mit Marcia Phillips, Permafrost-Expertin vom eidgenössischen Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF. Seit 1996 haben Marcia Phillips und ihr Team an über 20 Standorten in den Schweizer Alpen metertiefe Löcher im Permafrost gebohrt und mit Messinstrumenten ausgerüstet. Das Problem: Durch den Klimawandel schmilzt das Eis in Felsklüften. Die Folgen: Fels- oder Bergstürze.
Ingo Hartmeyer von Geo Research: Am Kitzsteinhorn in rund 3.000 m Höhe schneit es sogar im August. Ingo Hartmeyer von Geo Research muss heute Messungen am Berg durchführen. Wir dürfen ihn in einer der Gondeln begleiten. Seit 2010 führen Hartmeyer und sein Team hier regelmäßig Messungen durch – u.a. werden die Felswände mit Laserscannern abgetastet. Wichtigste Erkenntnis: Wo die Gletscher schwinden, gibt es deutlich mehr Steinschlag. (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
Am Kitzsteinhorn in rund 3.000 m Höhe schneit es sogar im August. Ingo Hartmeyer von Geo Research muss heute Messungen am Berg durchführen. Wir dürfen ihn in einer der Gondeln begleiten. Seit 2010 führen Hartmeyer und sein Team hier regelmäßig Messungen durch – u.a. werden die Felswände mit Laserscannern abgetastet. Wichtigste Erkenntnis: Wo die Gletscher schwinden, gibt es deutlich mehr Steinschlag.
Am Schweizer Flüelapass haben die Forschenden um Andrin Caviezel künstliche Steine aus Beton hergestellt, diese mit allen möglichen Sensoren bestückt und abgeworfen.  (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
Wenn es darum geht, welche Wanderwege gesperrt werden müssen oder wo Fangnetze am besten installiert werden sollen, muss man das Verhalten der zu Tal rasenden Steine möglichst gut verstehen. Am Schweizer Flüelapass haben die Forschenden um Andrin Caviezel künstliche Steine aus Beton hergestellt, diese mit allen möglichen Sensoren bestückt und abgeworfen. Damit lässt sich besser vorhersagen, wo Steine hinstürzen werden.
In der Nähe des Dorfes Brienz im Kanton Graubünden warnen Schilder vor Felsabgängen. Direkt am Dorfeingang steht das Schild “Bei Rot akute Steinschlaggefahr“, darüber eine Ampel. Wenn sie auf Rot springt, riskiert ein Autofahrer hier mehr als nur eine polizeiliche Verwarnung. Denn oberhalb des Dorfes erhebt sich ein Steilhang, von dem fast täglich Felsbrocken abbrechen und in Richtung Straße rollen. Einige besonders große liegen direkt neben der Straße. (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
In der Nähe des Dorfes Brienz im Kanton Graubünden warnen Schilder vor Felsabgängen. Direkt am Dorfeingang steht das Schild “Bei Rot akute Steinschlaggefahr“, darüber eine Ampel. Wenn sie auf Rot springt, riskiert ein Autofahrer hier mehr als nur eine polizeiliche Verwarnung. Denn oberhalb des Dorfes erhebt sich ein Steilhang, von dem fast täglich Felsbrocken abbrechen und in Richtung Straße rollen. Einige besonders große liegen direkt neben der Straße.
Felssturz von oben, Rutschung von unten: Wir wollten hier nicht wohnen im Angesicht dieses Felsgrats, der aussieht, als würde er rutschen, sobald man ihm den Rücken dreht. Bei dieser extremen Gefahrenlage grenzt es an ein Wunder, dass die Bewohner des Dorfes Brienz immer noch hier ausharren.  (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
Felssturz von oben, Rutschung von unten: Wir wollten hier nicht wohnen im Angesicht dieses Felsgrats, der aussieht, als würde er rutschen, sobald man ihm den Rücken dreht. Bei dieser extremen Gefahrenlage grenzt es an ein Wunder, dass die Bewohner des Dorfes Brienz immer noch hier ausharren.
Der Schweizer Geologe Markus Forrer beschreibt die Lage: "Die merken es an ihren Häusern, die werden langsam zerrissen. (...) Sie hören natürlich, wenn es rumpelt, und es rumpelt wirklich regelmäßig. Da kommen riesige Blöcke runter. Das ist so, dass wenn solche Blöcke bis in den Dorfkern kommen würden, dann wäre das äußerst gefährlich. Und Szenarien sagen auch voraus, dass dann größere Massen kommen würden, die dann wirklich Häuser verschütten könnten." (Foto: SWR, SWR/ Gabi Schlag & Benno Wenz)
Der Schweizer Geologe Markus Forrer beschreibt die Lage: "Die merken es an ihren Häusern, die werden langsam zerrissen. (...) Sie hören natürlich, wenn es rumpelt, und es rumpelt wirklich regelmäßig. Da kommen riesige Blöcke runter. Das ist so, dass wenn solche Blöcke bis in den Dorfkern kommen würden, dann wäre das äußerst gefährlich. Und Szenarien sagen auch voraus, dass dann größere Massen kommen würden, die dann wirklich Häuser verschütten könnten."
Gabi Schlag (r.) und Benno Wenz (l.) hat die Expedition in die Alpen zum Nachdenken gebracht: Der Klimawandel ist sichtbar und spürbar. Mit adäquaten Überwachungs- und Frühwarnsystemen könnten Infrastruktur, Gebäude und vor allem Menschenleben in Zukunft besser geschützt werden. Doch die klimawandelbedingt immer weiter zunehmenden Gefahren durch häufigere Steinschläge, Bergstürze und Murgänge werden sich dadurch nicht abwenden, sondern bestenfalls abmildern lassen. (Foto: SWR, SWR / Gabi Schlag & Benno Wenz)
Gabi Schlag (r.) und Benno Wenz (l.) hat die Expedition in die Alpen zum Nachdenken gebracht: Der Klimawandel ist sichtbar und spürbar. Mit adäquaten Überwachungs- und Frühwarnsystemen könnten Infrastruktur, Gebäude und vor allem Menschenleben in Zukunft besser geschützt werden. Doch die klimawandelbedingt immer weiter zunehmenden Gefahren durch häufigere Steinschläge, Bergstürze und Murgänge werden sich dadurch nicht abwenden, sondern bestenfalls abmildern lassen.

Ganz oben taut der Fels langsam auf. Das größte Problem mit dem Klimawandel ist: Zunehmend verlieren wir Eis in den Felsklüften. Das sind diese Risse zwischen den Felsmassen. Und da kommt zunehmend Wasser rein. Und dieses Wasser baut einen sehr starken Druck auf und kann zu Felsstürzen oder Bergstürzen führen. Wir sehen an Standorten, wo bisher noch nie Wasser vorhanden war und jetzt ist plötzlich Wasser im Felsen drin. Wir können davon ausgehen, dass überall im Hochgebirge diese Änderungen momentan stattfinden.