2004 waren in den Mannheimer Depots der Reiss-Engelhorn-Museen zwanzig verschollen geglaubte Mumien wiederentdeckt worden. Schon 2007 hatten Mumienforscher die verhüllten Patienten im Mannheimer Klinikum mittels Computertomographie gescannt.
Heute - zehn Jahre später – können sie genauere Erkenntnisse über die einzelnen Mumien gewinnen. Möglich macht das die technische Innovation. Zum Einsatz kommen auch moderne 3D-Scan und -Druckverfahren. So können zum Beispiel jetzt auch Gesichter rekonstruiert werden. Das German Mummy Projekt organisiert die Mumienforschung in der Klinik.
Mumie aus der Kiste
Modernste Medizintechnik soll für neue archäologische Erkenntnisse sorgen: Wo kamen die Mumien her? Wie haben die Menschen damals gelebt? Welche Krankheiten hatten sie und wie sind sie zu Tode gekommen? Diese Fragen interessieren nicht nur Archäologen.
Mumie wird dreidimensional gescannt
Gut verpackt in einer Kiste wird eine Frauenmumie aus Peru ins Krankenhaus eingeliefert. Sie stammt den Datierungen zufolge aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, erklärt Wilfried Rosendahl von den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.
Die Mumienforscher setzen auch auf Methoden, die zuvor noch nie oder kaum in bei der Mumienuntersuchung zur Anwendung kamen: Moderne Computer-Tomographen sind deutlich feiner in den Schnitten und können, so Wilfried Rosenthal, auch viel kleinere Veränderungen am Körper feststellen, wie z.B. Verletzungen an der Wirbelsäule.
Medizinische Diagnose posthum
So lassen sich bei der untersuchten Mumie aus Peru erste Zeichen einer Fraktur, also eines Risses in der Wirbelsäule, erkennen. Holger Haubenreisser, Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin Universität Mannheim, fragt sich: „Ist es eine natürliche Fraktur, ist sie gestürzt, hat die Frau vielleicht eine Tuberkulose gehabt oder sowas ähnliches? Das erfordert sicherlich genauere Untersuchungen.“
Die Erforschung von Mumien ermöglicht Rückschlüsse auf die Lebensumstände von Menschen aus längst vergangenen Zeiten und Kulturen. Computer-Tomographie, DNA-, Toxikologie, 3D-Scan sowie radiometrische Datierungen geben z.B. Aufschluss über Geschlecht, Alter, Größe, Herkunft, Krankheiten sowie Lebens- und Todesumstände der Verstorbenen.
Gesichts-Rekonstruktion aus dem Drucker
Auf der Basis von CT- und 3D-Scans können z.B. nur zum Teil erhaltene Schädel rekonstruiert und im Folgenden einer digitalen 3D-Gesichstrekonstruktionen zugeführt werden. Über einen hochmodernen 3D-Farbdrucker lassen sich diese dann sogar ausdrucken.
Die Wissenschaftler entdeckten Erstaunliches
Erstmals könnte z.B. nachgewiesen werden, dass die Ägypter nicht, wie lange Zeit angenommen, die einzige Hochkultur waren, die Mumifizierungen durch Einbalsamierung mit Harzen betrieben. Diese Methode war auch in Altamerika bekannt. Die Ergebnisse des German-Mummy-Project haben bisher zahlreiche neue Erkenntnisse hervorgebracht und weitere spannende Einblicke in das Leben vergangener Zeiten sind garantiert.
In der neuen Ausstellung "MUMIEN - Geheimnisse des Lebens" können Besucher und Besucherinnen ab September 2018 neben den jüngsten Forschungsergebnissen auch zahlreiche in Mannheim bisher nicht gezeigte Mumienfunde bestaunen.