Insektensterben

Insektensterben in Deutschland

Stand
AUTOR/IN
Ralf Caspary

Bis zu 80 Prozent weniger Insekten

Seit Sommer 2017 ist das Thema aktuell: Der Entomologische Verein Krefeld, der sich ehrenamtlich um Insektenforschung bemüht, hat zwischen 1989 und 2014 an Standorten in Nordrhein-Westfalen fliegende Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. An zwei der untersuchten Standorte stellten die Insektenforscher einen Rückgang von bis zu 80 Prozent der Insektenmasse fest. Betroffen sind vor allem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen.

Der Agrar-Report 2017 des Bundesamtes für Naturschutz bestätigt, dass der Gesamtbestand der Insekten in Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten deutlich abgenommen hat.

Ursachen für diesen Trend sind Pestizide, Monokulturen, der Schwund von Hecken und Randstreifen sowie der Klimawandel.

Zählmethoden

Wie lässt sich dieser Rückgang genau feststellen und quantifizieren? Es gibt zwei Möglichkeiten: Man kann akribisch die Wildbienen auf einer Sommerwiese zählen, also jedes Individuum einer bestimmten Art bestimmen und auflisten. Das ist sehr schwierig, weil man nicht jede einzelne Biene auffinden und zählen kann. Es gibt daher nur Schätzungen. Außerdem gibt es in Deutschland noch keine Zählungen, die kontinuierlich für alle Bundesländer verlässliche Daten liefern.

Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte Bestandserhebung. Hier untersuchen Biologen wie Martin Klatt vom Naturschutzbund Baden-Württemberg an bestimmten Biotopen, welche Arten es noch gibt und welche verschwunden sind. Es werden also nicht einzelne Tiere gezählt, sondern es wird erhoben, wie viele verschiedene Arten in dem Gebiet vorkommen.

Ein Beispiel aus dem badischen Bühl

Martin Klatt zeigt Reporter Ralf Caspary eine Wiese am Rande der Gemeinde Bühl-Neusatz, wo auch im Spätsommer noch viele Insektenarten zu finden sind. Er fängt mit seinem Kescher eine Ackerhummel, bugsiert sie vorsichtig in ein kleines Glasröhrchen und erklärt: "Diese Art war in Deutschland immer sehr weit verbreitet. Jetzt stellen wir bei unseren Erhebungen fest, dass sie nicht mehr überall zu finden ist. Da ist in der Tat etwas aus dem Lot geraten."

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