Kommunikation mit Außerirdischen

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Guido Meyer
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Ralf Caspary
Ralf Caspary (Foto: SWR)
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Das METI-Projekt

Es ist ein uralter Traum der Menschen, mit extraterrestischen Zivilisationen in Kontakt zu treten, Botschaften zu übermitteln. Das Projekt METI will diese Kommunikation ermöglichen.

Douglas Vakoch will eine Reihe von Zahlen ins All schicken – in Form von rhythmischen Radiosignalen: Ein Puls, zwei Pulse, drei Pulse - das ist höhere Mathematik für Außerirdische. Wenn andere Lebewesen dieses Signal empfangen würden, so Vakoch, bedeute das schon einmal, dass sie gute Radioastronomen seien. Sie könnten ein Radioteleskop bauen. Und wenn sie ein Radioteleskop bauen könnten, müssten sie zumindest mit den Grundlagen der Mathematik vertraut sein. Sie wüssten beispielsweise, dass Eins plus Eins Zwei ergebe. Wer das nicht wüsste, aus dem werde kein guter Ingenieur.

Botschaften für Proxima b

Dr. Douglas Vakoch ist Präsident der Non-Profit-Organisation METI. Im Gegensatz zu SETI, der Suche nach außerirdischer Intelligenz, steht METI für Messages for Extra Terrestrial Intelligence, Botschaften für Außerirdische. Beim METI-Projekt soll nicht passiv gelauscht, sondern es sollen aktiv Nachrichten ins All verschickt werden - mathematische Formeln in Lichtgeschwindigkeit.

METI hat auch schon ein Ziel ausgemacht: Proxima b soll als erster Planet eine zielgerichtete Ansprache der Erde erhalten. Diesen Planeten haben Astronomen erst im vergangenen Jahr entdeckt. Da er den erdnächsten Stern Proxima Centauri umkreist, gilt er als der bislang erdnächste Planet außerhalb des Sonnensystems. Er ist aus Gestein wie die Erde, und er umkreist seinen Stern im „richtigen“ Abstand, um auf seiner Oberfläche flüssiges Wasser und damit vielleicht auch irgendeine Form von intelligentem Leben zu ermöglichen. „Proxima b ist ein hervorragendes Ziel, um mit Außerirdischen zu kommunizieren. Wir von METI wollen ein Signal dorthin schicken und dann auf Antwort warten. Wenn wir heute eine Nachricht losschicken, könnten wir in etwa acht Jahren mit einer Antwort rechnen“, erklärt Vakoch.

Kommunikation in Dimensionen von Lichtjahren

METI hat seinen Sitz in Kalifornien. Und eine achtjährige Wartezeit ist für die Wissenschaftler – unter kosmischen Maßstäben – geradezu Kommunikation in Echtzeit. Mit einem Haken, wie Vakoch ausführt. Unsere natürliche Kommunikation lasse immer Rückfragen zu. Wenn wir etwas nicht verstehen würden, fragten wir natürlich und ganz selbstverständlich nach. Diesen Luxus werde man mit Lebensformen auf Proxima b nicht haben. Man sei eben kein Wissenschaftler, der wie in vielen Science-Fiction-Filmen die Gelegenheit habe, einer anderen intelligenten Lebensform Auge in Auge gegenüberzutreten. Es könne eine Weile dauern, bis die Außerirdischen uns verstehen würden. Und es sei unwahrscheinlich, dass sie Englisch, Deutsch oder Suaheli oder irgendeine andere Sprache der Erde beherrschten. Das sei unrealistisch. Wirklich nicht? Was, wenn die Außerdirdischen uns schon lange belauschen?

Seit die Menschheit Rundfunksendungen produziert – seit etwa einem Jahrhundert also -, schießen diese Programme quasi übers Ziel hinaus, irgendwo hin ins All. Dies zeigt die Anfangssequenz des Kinofilms "Contact": Der Blick entfernt sich immer weiter von der ständig kleiner werdenden Erde. Die Funksignale des Planeten jedoch, die sind weiterhin zu hören, selbst dann noch, als die Erde auf Staubkorngröße geschrumpft ist.

Außerirdische dürften genügend Zeit gehabt haben, aus dem Gewirr an Rundfunksignalen einen Sinn herauszuhören. Vakoch: „Das wirft die fundamentale Frage auf, wie viel man über eine Zivilisation lernen kann durch pures Abhören. Ich glaube in der Tat, dass eine andere Intelligenz, die unser METI-Signal empfängt, längst weiß, dass wir hier sind. Sie kennt unsere Radioprogramme, unsere Comedyshows und unsere Sportübertragungen. Mit einiger Einarbeitung könnte sie also bereits einen Eindruck davon haben, was wie Englisch oder was wie Deutsch klingt“.

Außerirdische (Foto: IMAGO, Imago/Fotograf XY -)

Abwarten und auf Antwort hoffen

Am genauen Wortlaut – oder besser: an der genauen Mathematik - der ersten Botschaft tüfteln die METI-Forscher derzeit noch. Und schon sind auch andere Wissenschaftler interessiert. Lucianne Walkowicz vom Adler Planetarium in Chicago hat nichts gegen den Versuch einer Kontaktaufnahme mit einer anderen Intelligenz. Aber sie plädiert dafür, dass nicht nur ihre Zunft etwas zu sagen habe, dass nicht nur Astronomen den Inhalt der außerirdischen Botschaften entschlüsselten. Wir wären dumm, sagt sie, nicht auch auf das Know How von Soziologen oder Anthropologen zu setzen. Sie hätten Erfahrung mit der Kommunikation verschiedener Zivilisationen hier auf der Erde. Man solle auch solche Forscher mit einbeziehen, die sich etwa mit der Sprache von Tieren beschäftigen. Starten soll das Bombardement mit Botschaften von der Erde im kommenden Jahr. Als Sender liebäugelt METI mit dem Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico, einem der größten Radioteleskope der Welt. Und dann heißt es: abwarten – und auf Antwort hoffen!