Roboter (Foto: Colourbox, Foto: Colourbox.de -)

Algorithmus der Gefühle

Menschliche Roboter

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AUTOR/IN
Felix Schledde
J. Schneider
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Forscher versuchen Roboter zu entwickeln, die ansatzweise Empathie und emotionale Intelligenz zeigen. Können sie uns so ähnlich werden, dass wir sie lieben können? Und könnten Roboter uns lieben?

Am Lehrstuhls für multimodale Mensch-Technik-Interaktion der Universität Augsburg beschäftigt man sich mit solchen Fragen. Um neue Paradigmen für die Interaktion von Menschen und Maschinen zu erforschen, haben die Forscher einen Roboter mit menschlichem Verhalten entwickelt: Zeno.

Der Roboter mit menschlichem Gesicht, lieben Augen und wuscheligen Haaren reagiert auf Gesichtsausdrücke und Stimmlage, und kann so auf die Emotionen seines Gegenübers eingehen und mit ihm interagieren. Im Gespräch merkt man jedoch schnell, dass Zeno noch keine Bedeutung versteht.

Dr. Elisabeth André, Leiterin des Lehrstuhl für Mensch-Technik-Interaktion, erklärt, dass ein Roboter zunächst in der Lage sein muss, die Emotionen seines Gegenüber zu erkennen. Damit ein Roboter menschlich wirkt, braucht es jedoch mehr. Er muss auch "auf die Emotion des Gegenüber angemessen reagieren", und das funktioniert durch "die Wiedergabe von Emotionen und die Reaktion auf Emotionen."

Ist es möglich, dass Menschen Robotern gegenüber Gefühle entwickeln?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Psychologin Nicola Krämer an der Universität Duisburg. Für sie steht es außer Frage, dass Menschen Roboter wie Mitmenschen behandeln können – und das obwohl man weiß, dass ein Computerprogramm dahinter steckt. "Wenn mir jemand morgens sagt, dass ich ein schönes Kleid ausgewählt habe, dann fühle ich mich geschmeichelt." Die emotionalen Reflexe bleiben, egal ob es sich um einen Menschen oder nur um eine menschenähnliche Maschine handelt, gleich: "Man hat festgestellt, dass man sich solchen Programmen gegenüber höflich verhält. Das legen wir nicht ab, nur weil wir wissen: das ist künstlich."

Wir lieben was uns ähnlich ist

Dafür müssten wir nicht einmal furchtbar einsam sein. Wichtig ist allerdings, dass die Maschine auch körperlich anwesend ist und von sich aus Komplimente macht. Bei Avataren, also virtuellen Wesen, und intelligenten Sprachprogrammen sei Liebe unwahrscheinlich, sagt Krämer. Denn Ähnlichkeit spielt bei Liebe eine große Rolle: "Wenn das System immer um uns herum ist, wir es täglich sehen – das würde auch dazu führen, dass wir ihm eine höhere Attraktivität zuschreiben."

Auch bei Zeno wurde auf die äußere Ähnlichkeit geachtet: Seine Latexhaut fühlt sich bereits erstaunlich echt an. Auch seine Mimik ist recht fließend. Ob das reicht?

Bis sich Menschen in Roboter verlieben, können allerdings noch gute hundert Jahre vergehen – da sind sich die Forscher einig. Vor allem die Menschenähnlichkeit ist schwer zu erreichen. Und auch die Stimmen von Robotern sind eine große Herausforderung – denn die müssten weniger mechanisch und viel menschlicher klingen.

In anderen Bereichen wurden allerdings schon große Fortschritte gemacht. Elisabeth André ist sich sicher, dass "Roboter schon bald unsere Gefühle imitieren können. Das wird in ein paar Jahren möglich sein, denke ich."

Bin ich ein Roboter? Und wenn ja, kann ich lieben?

Dass Roboter aber Gefühle nicht nur überzeugend vortäuschen, sondern auch eigene Gefühle entwickeln, das ist aus dem heutigen Stand der Technik pure Science-Fiction, denn zu echten Gefühlen gehört ein echtes Bewusstsein. Und wie das genau entsteht, wissen wir bisher auch bei uns Menschen nicht.

Allerdings strebt die Wissenschaft auch nicht nach dem „perfekten“ Roboter. Denn eine zu große Ähnlichkeit führt nicht zu Zuneigung, sondern zu Misstrauen. André erklärt: "Wenn der Mensch feststellt, dass etwas fast wie ein Mensch ist, erzeugt diese Kreatur eher Unbehagen."

Den Roboter mit eigenen Emotionen wird es aus heutiger Sicht wohl nie geben. Wir werden uns mit Maschinen zufrieden geben müssen, die erkennen, dass wir uns in sie verliebt haben und dann so tun, als hätten sie dieselben Gefühle.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)