Eine Biene sitzt auf einer gelben Blume (Foto: SWR, Foto: Colourbox.de - FomaA)

Mit KI gegen das Bienensterben

Bienen retten mittels künstlicher Intelligenz

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AUTOR/IN
Julian Burmeister
Ulrike Barwanietz
Candy Sauer

Von Julian Burmeister

An den Bienenstöcken in der Karlsruher Oststadt herrscht emsiger Betrieb. Start-up-Gründerin Katharina Schmidt erklärt den Aufbau eines Bienenstocks. Vor dem Eingang hängt ein kleiner Holzkasten, in dem ein Computer und eine Kamera versteckt sind. Jede ankommende Biene wird gefilmt und von der künstlichen Intelligenz bewertet.

Dieses System hat laut Schmidt große Vorteile für die Imker, weil sie so über die Gesundheit ihrer Bienen Bescheid wissen, über möglichen Befall durch Milben, über Trachtlücken oder auch über den Einsatz von Pestiziden. Was Imker umtreibt, weiß Katharina Schmidt aus erster Hand, denn sie ist selbst Imkerin.

Unterstützung für Landwirte durch Ernteprognosen

Aber nicht nur Imker zählen zu den möglichen Kunden von apic.ai. Die Vernetzung der gewonnenen Daten soll auch zu übergeordneten Informationen über die Umgebung führen. Weil Bienenvölker in einer Symbiose mit ihrer Umwelt leben, kann man aus ihrem Zustand darauf schließen, wie sich die Natur ab dem Frühjahr entwickelt.

So profitieren im besten Fall auch Unternehmer, die nur indirekt mit der Biene zu tun haben. Denn auch Landwirten kann geholfen werden, weil durch die Beobachtung der Bestäubung die spätere Ernte prognostiziert werden kann. Auch nach einem Sturm kann man sehen, ob die Bienen Pollen eintragen und damit Rückschlüsse auf die spätere Ernte machen.

Was ist eine Biene?

Aber wie bringt man nun einem Computerprogramm bei, eine Biene zu erkennen, geschweige denn eine kranke Biene oder eine Biene mit einem bestimmten Pollen am Bein? Das funktioniert wie bei jeder anderen künstlichen Intelligenz auch, erklärt Frederic Tausch, der KI-Experte von apic.ai: Man zeigt diesem Programm sehr viele Bilder von Bienen, sodass es lernt, wie eine Biene aussehen kann.

Die künstliche Intelligenz (KI) lernt mithilfe der gewaltigen Rechenleistung eines Cloudanbieters. Später soll das System in jeder Box am Bienenstock vertreten sein. Dort "schaut" das System rund um die Uhr Bienenvideos und gibt via Mobilfunk Meldung in die Zentrale. Wenn das geschieht, können die drei Gründer von apic.ai genau sagen, welche Gegenden für Bienen eher tödlich sind und auch warum – das ist zumindest die Hoffnung.

Tüfteln an Details

Mattias Diehl, der Elektrotechniker im Team, arbeitet derzeit noch an vielen Detailfragen. Etwa welches Computersystem an den Bienenstöcken die besten Ergebnisse liefert bei gleichzeitig möglichst geringem Stromverbrauch. Oder wie die Systeme überhaupt mit Strom versorgt werden können. Im Augenblick wird es wohl auf ein Solarpaneel hinauslaufen.

Die jungen Gründerinnen und Gründer haben weitreichende Pläne. Dabei geht es unter anderem darum, die ganze Region Karlsruhe mit ins Boot – beziehungsweise in den Bienenstock – zu holen.

Einjährige Förderung

Die drei Unternehmensgründer von apic.ai sehen einen großen gesellschaftlichen Nutzen in ihrer Entwicklung. Unterstützung erhalten sie von der Hoepfner-Stiftung durch ein einjähriges Stipendium. Die Gründer arbeiten künftig in einem extra angefertigten High-Tech-Büro, das aus zwei ausgemusterten Schiffscontainern auf dem Hoepfner-Grundstück entstehen soll.

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