Warnschild - Drohnen kreuzen (Foto: SWR, SWR - Marie-Christine Werner)

Medizinische Versorgung in Afrika

In Ruanda transportieren Drohnen Blutkonserven

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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Von Marie-Christine Werner

Ruanda ist ein bitterarmes Land. Dort gibt es jetzt die weltweit einzige Drohnenanlage, mit der Blutkonserven und Medikamente verschickt werden. In Deutschland hätte die Technik derzeit kaum eine Chance.

Bessere medizinische Versorgung dank Drohnen

Gute Nachrichten: Die Müttersterblichkeit in Ruanda geht zurück, ebenso eine durch Malaria ausgelöste Blutarmut. Das sind die ersten Erfolge der neuen Drohnen. Von zwei Startrampen aus liefern sie schnell Blutkonserven und Medikamente an Krankenhäuser. Das verbessert die medizinische Versorgung erheblich.

So funktioniert es

Die Blutkonserve wird in einen gepolsterten Thermokarton gepackt. An diesem Karton ist ein zusammengefalteter Fallschirm angebracht. Beides kommt in den Bauch der Drohne, die wie ein kleines Flugzeug aussieht mit einer Flügelspanne von drei Metern. Zwei Mitarbeiter überprüfen das Flugobjekt und heben es auf eine Art Katapult. Dann konfiguriert sich die Drohne selbst und ist startklar. Sie beschleunigt von 0 auf 100 Stundenkilometer. Nach kurzer Zeit ist das Flugobjekt nicht mehr zu sehen.

Drohne wird für den Start mit der Abschussrampe vorbereitet (Foto: SWR, SWR - Marie-Christine Werner)
Eine Drohne wird für den Start mit der Abschussrampe vorbereitet

Drohnen werden durch ein Katapult in die Luft geschleudert

Die Drohnen für die Katapultanlage wurden zunächst entkernt. Das bedeutet, die Vorrichtungen für Start und Landung wurden beseitigt. Deshalb braucht die Bluttransport-Drohne ein Katapult für den Start und ein Auffangsystem für die Landung. Denn auch die Landung der Drohne wird energiesparend umgesetzt. Das Katapult steht auf dem eingezäunten Gelände der Drohnenstation in der Nähe der Stadt Muhanga im Zentrum Ruandas.

Ankunft und Landung der Drohne

Die Auffangstation erhält Signale von der ankommenden Drohne und macht sich bereit, sie aufzufangen. An der Drohne befindet sich ein 2 Zentimeter großer Haken. Fliegt die Drohne gegen das Seil der Auffangvorrichtung , wird sie aus der Luft abgefangen und bleibt an dem Seil hängen. Dann kann sie von den Mitarbeitern abgenommen werden. Dadurch kann die Energie, die normalerweise für Start und Landung gebraucht wird, für längere Flugrouten genutzt werden.

Ruanda verschickt Blutkonserven mit Drohnen (Foto: SWR, SWR - Marie-Christine Werner)
Am Ziel angekommen wird die Drohne mit einer Auffangvorrichtung eingefangen

Gerade bei Bluttransporten bieten Drohnen große Zeitvorteile

Bis zu 80 Kilometern können die selbststeuernden Drohnen auf programmierten Bahnen im Himmel zurücklegen, um Blutkonserven und Medikamente in zwölf verschiedene Krankenhäuser zu transportieren. Melden die Ärzte dort per SMS ihren Bedarf, werden die Drohnen innerhalb von Minuten gepackt, in die Luft katapultiert und werfen ihr Paket am gewünschten Ort ab. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber dem Transport mit dem Auto. Während die Fahrt in die Krankenhäuser zwischen vier und fünf Stunden dauert, liefern die Drohnen in 15 bis 45 Minuten.

Per Drohne lassen sich Blutkonserven deutlich schneller verschicken. Das kann Menschenleben retten. (Foto: SWR, SWR - Marie-Christine Werner)
Per Drohne lassen sich Blutkonserven deutlich schneller verschicken. Das kann Menschenleben retten.

Ruanda: das erste Land, das bei der medizinischen Versorgung auf Drohnen setzt

Entwickelt und hergestellt werden die 21 Kilo schweren Drohnen in Kalifornien von der US-amerikanischen Firma Zipline. Ruanda ist weltweit das erste Land, in dem das Unternehmen die flächendeckende medizinische Versorgung mit Drohnen ausprobiert, seit Oktober 2016. Das Unternehmen bestätigt, dass Ruanda sehr aufgeschlossen gegenüber den neuen Technologien sei. So wurde extra eine eigene Regulierung geschaffen, damit die Drohnen dort fliegen können.

Ruanda ist damit Vorbild für andere afrikanische Länder

Nach zwei Jahren der erfolgreichen Nutzung mit mehr als 7.000 Transporten, will die Drohnenfirma nun auch in andere afrikanische Länder expandieren. Das Nachbarland Tansania steht schon in Verhandlung mit Zipline. Dort soll das weltgrößte Drohnenliefernetzwerk der Welt aufgebaut werden. Das US-Unternehmen profitiert von den lockeren Luftfahrtregeln afrikanischer Staaten.

Und Deutschland?

In Deutschland gibt es zahlreiche Auflagen, besonders für den Einsatz kommerzieller Drohnen - auch wenn die medizinische Versorgung auf dem Land im Partnerland Rheinland-Pfalz ebenfalls ein großes Thema ist. In Ruanda hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Drohnenstation in Muhanga besichtigt und betont:

Es ist spannend, die Möglichkeiten der Technologie von heute und morgen zu besichtigen. Daraus kann man auch selbst Schlüsse ziehen, wie die gesundheitliche Versorgung in Zukunft noch besser organisiert werden kann, sogar im eigenen Land.

Doch die strengen deutschen Vorschriften lassen solche Visionen in weite Ferne rücken.

Ruanda verschickt Blutkonserven mit Drohnen (Foto: SWR, SWR - Marie-Christine Werner)