Gelbe und blaue Taxis in Singapur - sind gelbe Autos wirklich sicherer? (Foto: IMAGO, Imago/Fotograf XY -)

Taxistudie

Sind gelbe Autos sicherer?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Mancher fährt gern ein knallrotes Cabrio, andere eine silbergraue Limousine – und wieder andere denken: Egal, Hauptsache es fährt. Ganz egal scheint die Farbe aber nicht zu sein – zumindest nicht für die Verkehrssicherheit. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine Studie aus Singapur: Autos bestimmter Farben sind häufiger in Unfälle verwickelt als andere.

Taxis in Singapur gibt es in zwei Ausführungen: Heidelbeerblau oder Kanariengelb. Sie sind ungefähr gleich verteilt. Ideale Vorausssetzung für eine Vergleichs-Studie, fanden Verhaltensforscher an der dortigen Nationalen Universität. Drei Jahre lang haben sie die Unfallstatistik des marktführenden Taxiunternehmens ausgewertet – ihm gehören 60% der Singapurer Taxis – das sind fast 17000 Autos. Die bauen auch Unfälle – aber die blauen mehr als die gelben. Auf 1000 blaue Taxis kommen im Monat im Schnitt 72 Unfälle. Gegenüber nur 66 bei den gelben. Ein gelbes Taxi hat somit eine um 9 Prozent geringeres Unfallwahrscheinlichkeit.

Straßenverkehr in Singapur (Foto: IMAGO, Imago/Fotograf XY -)
Straßenverkehr in Singapur


Es gibt nun mehrere Möglichkeiten: Entweder die Fahrer in den blauen Autos fahren unvorsichtiger. Dagegen spricht, dass die Autos werden den Taxifahrern nach dem Zufallsprinzip zugewiesen werden, sie suchen sich die Farbe nicht aus. Vielleicht verleitet die blaue Farbe zum schnelleren Fahren? Aber auch das haben die Forscher gecheckt: Blaue und gelbe Taxis fahren im Schnitt nahezu gleich schnell. Am wahrscheinlichsten sei es, so das Fazit der Forscher, dass die gelben Taxis im Verkehr schlicht besser wahrgenommen werden. Bei Auffahrunfällen werde das besonders deutlich: Es fahren mehr Autos von hinten auf ein blaues Taxi als auf ein gelbes – die Sichtbarkeit scheint also ein wichtiger Faktor zu sein. Die Forscher folgern daraus: Das Umspritzen aller Taxis wäre eine einfache Maßnahme um auf einen Schlag viele Unfälle zu verhindern und sogar Menschenleben zu retten.

Manche Experten haben aber Zweifel. Sichtbarkeit sei vor allem nachts ein Thema. Da spiele die Farbe des Lackes aber kaum eine Rolle, da komme es vielmehr auf die Beleuchtung an, meint der Chef-Unfallforscher der Deutschen Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann. Es ist aber nicht die erste Studie dieser Art: Spanische Forscher kamen mal zum Ergebnis, dass weiße, helle Autos, besonders sicher sind. Neuseeländische wiederum fanden heraus, dass silberfarbene noch sicherer sind als weiße. Und braun sei am gefährlichsten. Also eine gewisse Rolle scheint die Farbe schon zu spielen.

Taxischild bei Nacht (Foto: Getty Images, Thinkstock -)
Nachts ist das Licht wichtiger als die Farbe des Autos



Wie die elfenbeinfarbenen deutschen Taxis vor diesem Hintergrund einzuordnen sind, dazu gibt es offenbar keine Studien, es könnte sein, dass eine kontrastreichere Farbe besser wäre – aber das Elfenbein dürfte dennoch besser erkennbar sein als das berühmte Schwarz der Londoner Taxis, wobei die Farbgebung in der britischen Hauptstadt seit Jahren nicht mehr zwingend ist. In US-Metropolen wiederum dominieren die gelben yellow cabs – ihr Gelb ist ein bisschen Dunkler als das in Singapur. Eingeführt hat es vor überhundert Jahren der Unternehmer John Hertz – aus dem selben Grund, den die Singapurer Studie jetzt bestätigte: Untersuchungen haben nämlich schon damals ergeben, dass gelbe Autos sind einfach gut erkennbar. Hertz ging es aber dabei nicht um die Unfallträchtigkeit, sondern darum, dass potenzielle Kunden die Taxis schon von weitem erkennen.