Den Winterschlaf gibt es, seit es Jahreszeiten mit dem Wechsel zwischen Kalt-und Warmphasen gibt. Darauf reagieren alle Lebewesen. Auch der Mensch. Dabei gibt es viele Arten der Überwinterung: Manche Tiere sind konsequent und schlafen einfach durch. Andere kommen immer mal raus aus ihrem Bau und suchen sich schnell was zu futtern. Jedes Tier entwickelte im Laufe der Evolution seine ganze spezielle Strategie, erläutert Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung. Die einen schliefen durch, andere flüchteten ganz einfach vor dem Winter wie die Zugvögel.
Strategie: Drosselung des Energieverbrauchs
Eine andere wichtige Strategie bestehe darin, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Ein Wildtier habe im Winter –so Calvi- wegen des Nahrungsmangels keine andere Möglichkeit als den Energieverbrauch absolut zu drosseln. Das Tier brauche eben weniger Energie, und das korrespondiere sehr gut mit dem geringeren Nahrungsangebot im Winter, das sei die Idee dabei. Das Rotwild zum Beispiel steht einfach nur herum, bewegt sich nur ganz langsam. Andere Tiere verkriechen sich in ihrem warmen Apartment.
Die Biologin Petra Hanso nennt den Igel in seiner Laubhöhle, den Siebenschläfer, der ebenfalls seine Höhle aufsuche, und die Fledermäuse, die über 50 Kilometer weit weg flögen, um sich Höhlen zu suchen, die frostfrei seien, dort würden sie überwintern und vom angefressenen Speck leben. Aber wozu auch immer sich Igel, Wolf, Haselmaus oder Blaumeise entschieden haben- die unterschiedlichen Strategien haben im Gesamtzusammenhang der Natur den Sinn, dass alle überleben können, gerade dann, wenn viel weniger Futter vorhanden ist.
Schlafender Igel gesucht
Petra Hanso steht an einem kleinen See in einem Stadtpark und sucht nach Winterschläfern. Um sie herum sind gepflegte Wiesen soweit das Auge reicht. Dahinter Wald. Sie vermutet, dass es schwierig werde, hier Tiere während der Winterruhe zu beobachten. Hier sei einfach zu viel los. Man würde höchstens welche entdecken, wenn man tief in die Erde grabe, dann stoße man auf erstarrte Regenwürmer oder Insekten. Aber sie habe gerade Saatkrähen beobachtet, wie sie die Laubblätter umdrehten. Darunter befänden sich Tausendfüßer und andere Kleinstlebewesen. Auch so fänden die Tiere Futter. Und was ist mit Eichhörnchen und Igel? Igel kann sich Hanso vorstellen an Stellen, die nicht so stark frequentiert sind mit Menschen und wo im Sommer nicht so viele Partys stattfinden. Der Igel liebt Stellen, wo es ruhig ist und er Futter findet, er meidet gemähten Rasenflächen, denn da findet er nichts, da lebt er auch im Sommer nicht.
Hanso muss zugeben, dass sie das Eichhörnchen hier auch noch nicht beobachtet habe, obwohl hier alte Eichen stehen. Auch das Eichhörnchen hält keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe. Das bedeutet, dass es seine Aktivität während der kalten Monate einschränkt und damit den Energiebedarf senkt.
Lasst den Tieren ihren Schlaf!
Übrigens: Der Mensch ist für Winterschläfer wohl das größte Problem, denn die Tiere brauchen jetzt absolute Ruhe. Und die finden sie nur noch an wenigen Orten. Selbst im Wald sind Spaziergänger unterwegs, Hunde durchstöbern das Unterholz. Das stört nicht nur, das kostet vielen Tieren während ihrer Ruhezeit das Leben, denn wenn sie wach werden, benötigen sie zu viel Energie, die sie im Winter in Form von Futter nicht finden können.