Ringe um den Asteroiden Chariklo (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - EPA/L. Calcada / Nick Risinger)

Astronomisches Rätsel

Asteroide mit Ringen

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AUTOR/IN
Guido Meyer
ONLINEFASSUNG
J. Schneider
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Unter Amateurastronomen dürfte Saturn wohl der beliebteste Planet am nächtlichen Sternenhimmel sein. Er ist der einzige Himmelskörper, dessen Ringe schon mit einem gewöhnlichen Fernglas sichtbar sind. Mit Teleskopen auf der Erde, an Bord von Flugzeugen und an Bord von Raumsonden entdeckten Astronomen Ringsysteme auch um alle anderen Gasplaneten. Nun aber rätseln die Wissenschaftler über Entstehung und Aufbau von Himmelskörpern mit Ringen, die zu den kleinsten überhaupt im Sonnensystem gehören – den Asteroiden. Guido Meyer erklärt, wie das möglich ist.

Chariklo ist eine Nymphe in der griechischen Mythologie. Ihren Namen trägt ein rätselhaftes Objekt im Sonnensystem. Es gehört zu einer Unterart von Asteroiden, den sogenannten Zentauren. Diese Himmelskörper sind eine Mischung aus einem Asteroiden, aus einem Gesteinsbrocken also, und einem Kometen, einem schmutzigen Schneeball mit Schweif. Sie kommen auf eine Größe von nicht einmal zwei-hundert-fünfzig Kilometer Durchmesser.

Asteroid Chariklo (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - EPA/L. Calcada / Nick Risinger)
Ringe haben vor allem größere Planeten wie Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Dass auch kleinere Himmelskörper wie Asteroiden Ringe haben können, war 2014 eine neue Entdeckung.

Ringe aus Trümmerteilen

Chariklo ist der größte bekannte Vertreter dieser Klasse. Und: Er ist von zwei Ringen aus kleinen Gesteinsbrocken umgeben. Das ist ungewöhnlich. Denn ansonsten besitzen nur die Riesenplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun ein Ringsystem. Ihre gewaltige Masse kann Monde kollidieren lassen. Aus den Bruchstücken solcher Kollisionen bilden sich dann Ringe. Auch führt die Anziehungskraft der Riesenplaneten dazu, dass Kometen und Asteroiden, die sich ihnen zu sehr annähern, bisweilen auseinander gerissen werden. Auch aus diesen Trümmerteilen entstehen dann Ringe. Über solche Kräfte verfügen die kleineren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars nicht.

Die sieben Ringe des Planeten Saturn (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: NASA)
Die sieben Ringe des Planeten Saturn. Ringe sind für große Planeten nicht ungewöhnlich.

Ringe durch Kollisionen

Doch jetzt konnten Astronomen ausgerechnet bei einem kleinen Objekt gleich zwei solcher Ringe nachweisen, beim Zentauren Chariklo. Seine beiden Ringe sind zwischen drei und sechs Kilometer dick. Und sie liegen etwa neun Kilometer auseinander. Wissenschaftler vermuten, dass Kollisionen mit anderen Objekten die Quelle für das Ringmaterial sind. Vielleicht ist Chariklo sogar mit einem seiner eigenen Monde zusammengestoßen. Die Bruchteile dieses Crashs haben sich dann ringförmig angeordnet.

Ringe aus Eis und Staub

Nach Chariklo fanden die Wissenschaftler einen zweiten Asteroiden mit Ring, und zwar den Zentauren Chiron. Seine Ringfragmente bestehen nicht aus kleinen Gesteinsbrocken, sondern aus Eis, Staub und organischen Materialien. In diesem Fall dürfte die Sonne für die Entstehung der Ringe verantwortlich sein. Denn wenn sich Chiron dem inneren Sonnensystem nähert, wird er aufgeheizt. Und dann lösen sich Gas- und Staubteilchen von seiner Oberfläche. Sie sind es, die einen dünnen Ring um den Himmelskörper bilden.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)